Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Feuilleton
Zur Homepage Zur Homepage E-Mail Impressum



Studs meets music
Studs Terkel im Gespräch mit großen Musikern des 20. Jahrhundert


Wir danken ihnen für diese Gespräche!

Von Frank Becker

Er hat im Laufe seiner Arbeit als Radioplauderer und Autor mit Tausenden von Musikern gesprochen, sie über ihr Leben und ihre Kunst ausgefragt.  Er ist mittlerweile mit seinen 94 Lebensjahren eine Legende des Musikjournalismus: Studs Terkel, am 16. Mai 1912 als Louis Terkel im New Yorker Stadtteil Bronx geboren und in Chicago aufgewachsen, wo er heute hoch betagt lebt. Nach dem Studium Jurist im öffentlichen Dienst, Schauspieler durch Zufall, 1942-45 Soldat, dann die Hinwendung zum Jazz. Von 1945-47 moderiert er beim Chicagoer Sender WENR seine erste Jazz-Sendung "The Wax Museum" - und hat Erfolg. Auch die improvisierte TV-Show "Stud´s Place" kommt 1950 gut beim Publikum an, Stud aber leider nicht bei den Hardlinern der McCarthy-Ausschüsse. Politisch diskriminiert muß Terkel jahrelang um sein Überleben kämpfen und schafft einen neuen Anfang. Nach dem "Studs Terkel Almanac" beim WFMT und "Sound of the City" bei WLS wird "The Studs Terkel Show" beim Radio-Sender WFMT in Chicago zur festen Einrichtung. Von 1954-1997 moderierte er die Sendung, in der Bürger und Prominente, Nachbarn und Stars mit ihm ihm Studio plaudern, fünfmal pro Woche. Er wurde "der Mann, der Amerika interviewte".

Daß daraus irgendwann ein Buch werden mußte, liegt auf der Hand. Studs Terkel hat eine Auswahl seiner Begegnungen von Größen aus der Welt der Musik 2005 in den USA und in England unter dem Titel "And They All Sang" herausgebracht. 44 Interviews mit Opernstars, Jazzmusikern,  Instrumental- Virtuosen, Komponisten und Rock- Musikern hat der Pulitzer-Preisträger dafür ausgesucht. Für die deutsche Ausgabe mit dem englischen Titel "Studs meets music" wurde eine Auswahl der Auswahl getroffen, die noch 26 Namen nennt. Daß dabei auf Operndiven wie Edith Mason und Catherine Malfitano verzichtet wurde, ist sicher zu verschmerzen. Der deutsche Leser wird weder die US- Folk-Sängerin Jean Ritchie noch den Gospel-Sänger Thomas A. Dorsey heftig vermissen, ist zu vermuten. Aber die Interviews mit Rosa Raisa und Richard Tucker hätte ich schon gerne gelesen, ebenso das mit dem Mundharmonika- Virtuosen Larry Adler.

Aber sprechen wird lieber über das, was drin ist. Meist knapp gehalten und gut verdaulich bekommen wir streiflichtartige Einblicke in Denken, Erinnerungen und Arbeit der Gesprächspartner Terkels. Es sind Perlen darunter, wie das Interview mit dem Komponisten Aaron Copland, der in den letzten Jahren in Deutschland eine besondere Popularität erfährt. Er hat die Filmmusik zu "Von Mäusen und Menschen" und "Unsere kleine Stadt" geschrieben, schreibt Opern, obwohl er sie als "la forme fatale" bezeichnet und verbindet in seiner Musik amerikanische Landschaften und Kultur. Louis Armstrong erzählt von dem umwerfenden Erlebnis seiner Afrika-Tournee 1956. Der Impresario John Hammond sr. hat von den 30er Jahren an schwarze Jazz-Musiker gefördert und viel für die Aufhebung der Rassenschranken getan. 1968, auf dem Höhepunkt der Flower Power, besuchte 
Studs Terkel Janis Joplin für das Gespräch in ihrer Garderobe im Aragon Ballroom. Die große Lotte Lehmann sprach er anläßlich ihrer Abschiedsvorstellung 1967 in New York, Earl "Fatha" Hines erzählt von den Anfängen des Bebop.

Der wunderbare Leonard Bernstein gibt mit Thomas Jefferson die Parole aus: "Bildung ist der Schlüssel zu allem" und der vielleicht größte Gitarrist aller Zeiten, Andrés Segovia, zeigt sich in der Chicago Orchestra Hall 1978 als humorvoller Betrachter seines Genres. Manch einen Gast hat Trekel mehrfach in seiner Radio-Show gehabt. Alfred Brendel und Ravi Shankar (mit Sitar und Partnern) waren zweimal da, der Opern-Bariton Tito Gobbi wie Lotte Lehmann (s.o.) gar dreimal. Es bleibt offen, wie die mehrfachen Gespräche im Buch evtl. zusammenfließen. Durch all diese Häppchen bekommt man Appetit auf mehr, möchte tiefer in die Welt dieser Musiker eindringen. Literatur dazu gibt es ja genug. Man könnte z.B. Studs Terkels "Giganten des Jazz" lesen.



Ihre Meinung
Schreiben Sie uns einen Leserbrief
(Veröffentlichung vorbehalten)



Bilder


Studs Terkel
Studs meets music

Studs Terkel im Gespräch mit großen Musikern des 20. Jahrhunderts

Tito Gobbi
Jon Vickers
Birgit Nilsson
Josef Krips
Irmgard Seefried
Elisabeth Schwarzkopf
Andrés Segovia
Ravi Shankar
Alfred Brendel
Aaron Copland
Leonard Bernstein
Sol Hurrok
Louis Armstrong
Earl Hines
Dizzy Gillespie
Betty Carter
Keith Jarrett
John Hammond sr.
Mahalia Jackson
Big Bill Broonzy
Bob Dylan
Woody Guthrie
Pete Seeger
Janis Joplin
Alan Lomax
Lotte Lehmann

Kunstmann, 2006
235 Seiten mit biographischen Anmerkungen
Geb.mit Schutzumschlag
19,90 Euro

Weitere Informationen unter:
www.kunstmann.de




Da capo al Fine

Zur Homepage Zur Homepage E-Mail Impressum

© 2006 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
Email: feuilleton@omm.de

- Fine -