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Rainer Schmitz Was geschah mit Schillers Schädel? Alles, was sie über Literatur nicht wissen ...und vieles, was man eigentlich schon immer wissen wollte...
Von Frank Becker "Der
Schmitz" wird dieses nicht nur äußerst originelle, sondern längst
überfällige Buch über Bücher und ihre Macher schon im klugen Ausblick
auf seine wahrscheinliche künftige Bedeutung vom Verlag genannt. Der
Kulturredakteur des Magazins "Focus" hat nämlich liebevoll und
kenntnisreich für sein jetzt beim Eichborn Verlag Berlin erschienenes
Buch "Was geschah mit Schillers Schädel?" Fakten zu allem und
jedem zusammengetragen, was zentral oder marginal mit Literatur,
Autoren, dem Verlags- und Druckwesen, Merk- und Denkwürdigkeiten aus
der Welt der Bücher zu tun hat. Geordnet nach zum Teil völlig neuen
Gesichtspunkten und Stichworten und zweispaltig gesetzt, macht der
großformatige Band
schon rein äußerlich den Eindruck eines Lexikons - und er hält, was die
Aufmachung verspricht. Mehr noch, die Fülle an kurzweiliger, spannender
und hochinteressanter Information mit ihren zahlreichen Querverweisen
macht aus diesem mächtigen Band - hier zitiere ich den Verlag:
"...ein Buch, das sich nicht auslesen läßt".
Das umfangreiche Personenregister führt weit über die Literatur hinaus auch in die Welt der Musik. Fundstellen u.a. zu Ludwig van Beethoven und Johann Sebastian Bach, Franz Schubert und Wilhelm Müller, Gustav Mahler und Paul McCartney, Dolly Parton und Liedermachern wie Victor Jara und Carl Michael Bellman belegen das Miteinander von Literatur und Musik. "Was geschah mit Schillers Schädel?" muß jedem kulturgeschichtlich interessierten Leser, gleich ob Literaturfreund, Musikliebhaber, Arzt oder Historiker wärmstens empfohlen werden. In diesem Überraschungspaket ist für jeden etwas drin: daß Schillers "Verbrecher aus verlorener Ehre" ursprünglich "Verbrecher aus Infamie" hieß und Agatha Christies "The Mousetrap" zunächst unter dem Titel "Three Blind Mice" erschien, ist ebenso wissenswert wie die Auflagenhöhe des Postleitzahlenbuchs, nämlich 42,3 Millionen. Pseudonyme werden aufgelöst - Anna Seghers hieß eigentlich Netty Reiling, Ernst Witkowski mutierte zu Maximilian Harden und Arnold Friedrich Vieth von Golßenau wurde zu Friedrich Renn. Schmitz decouvriert Plagiate, Vetternwirtschaften, Schmeißfliegen, Lesben und Schwule, er erklärt Druckfehler (denen er selbst häufig genug zum Opfer gefallen ist - »"There Blind Mice", Carl Michael Bellmann u.a.) und er plaudert und informiert meisterlich über jeglichen Aspekt der Literaturforschung. 25 Jahre lang hat er gesammelt, zu fast 4.000 Personen gibt er in 1.200 Einträgen Auskunft. Sprechen wir mit Georg Christoph Lichtenberg (von dem es heißt, er sei kleiner als 1,46 Meter oder gar 1,30 gewesen): "Wer zwei Paar Hosen hat, mache eins zu Geld und schaffe sich dieses Buch an!". Und was geschah nun wirklich mit Schillers Schädel? Wir wissen es nicht. Es gibt noch immer zwei davon. Kurios.
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