Der Triumph der Ehre
Il trionfo dell'onore ovvero Il dissoluto pentito
Musikalische Komödie von Alessandro Scarlatti
Text von Francesco Antonio Tullio
in italienischer Sprache,
Bearbeitung und Übersetzung der Rezitative ins Deutsche von Sven Severin
Neuinszenierung im Rahmen der
22. Händel-Festspiele
des Badischen Staatstheaters Karlsruhe 1999
am 19. Februar 1999 im Kleinen Haus
Von Gerhard Menzel
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Fotos von Bettina Strauß
Eine irre Komödie
Foto 1:
Riccardo (Christian Baumgärtel) mit seiner neuen Eroberung Doralice (Manuela Uhl)
"Il trionfo dell' onore", Alessandro Scarlattis einzige Komödie unter seinen mehr als 100 Opern, wurde 1718 im Teatro die Fiorentini in Neapel uraufgeführt. Dieser "Don Giovanni-Verschnitt fürs Volk" enthält sowohl große dramatische Arien, als auch geistvolle Parodien auf die Opera Seria, hintergründige Buffo-Arien und Ensembles sowie Kanzonen im volkstümlichen Stil. Den grössten Unterschied zu den sonst bekannten Don Giovanni-Versionen ist hier das Paar der beiden komischen Alten, wobei beide Partien für Tenor geschrieben sind.
Foto 2:
Doralices Tante Cornelia (John Pickering) nimmt die von Riccardo verführte, aber sofort wieder verlassene Leonora (Ewa Wolak) in ihrem Haus auf. Mit dabei ist Cornelias quirlige Zofe Rosina (Linnéa Sallay).
Die Inszenierung von Sven Severius, geht voll auf die Erfordernisse des Stückes und die Verhältnisse im Kleinen Haus des Badischen Staatstheaters ein und erntete einen verdienten Erfolg. Die Texte der Rezitative von Francesco Antonio Tullio hatte er neu übersetzt und dabei versucht, sie dem Original so weit wie möglich anzupassen. Demzufolge wurden auch Ausdrücke und Redensarten integriert, die aus dem heutigen Sprachgebrauch stammen. Die Arien verblieben dagegen im italienischen Original und garantierten damit auch im musikalischen grösstmögliche "Originaltreue".
Foto 3:
Rosina (Linnéa Sallay) und Riccardos Kumpan Captano Rodimarte (Tero Hannula) sind sich einig, zukünftig einen gemeinsamen Weg zu gehen.
Das Bühnenbild gestaltete Helmut Stürmer als mediterranen Platz zwischen Häuserfronten. Doch auch ohne optische Szenenwechsel gelingt Sven Severius eine abwechslungsreiche, mit ungeheuerlichem Drive dahineilende Inszenierung, die das Publikum in seinen Bann zog. Wenn man zu Beginn die Befürchtung hatte, das Ganze würde zu einer Klamotte - z.B. eine "Tortenjagd" zwischen dem alten Flaminio (Hans-Jörg Weinschenk) und der jungen Rosina (Linnéa Sallay) - konnte man doch sehr bald feststellen, dass sich die Aufführung dann doch auf hohem komödiantischen Niveau bewegte.
Foto 4:
Der "Sensenmann" scheint gesiegt zu haben. Allgemeine Niedergeschlagenheit - Cornelia (John Pickering) Leonora (Ewa Wolak) Riccardo (Christian Baumgärtel) Doralice (Manuela Uhl) Erminio (Markus Forster) Flaminio (Hans-Jörg Weinschenk) - bevor es doch noch zum Happy-End kommt.
Musikalisch stand diese Aufführung ebenfalls unter einem guten Stern. Andreas Spering, der zum ersten Mal - und hoffentlich nicht zum letzten Mal - in Karlsruhe eine Produktion betreute, begeisterte mit den Deutschen Händel-Solisten durch eine temperamentvolle, alle Stimmungen treffend auskostende Interpretation von Scarlattis farbenreicher und sehr abwechslungsreicher Musik. Hervorragend ausgewählt - und jeder treffend für seine Partie prädestiniert - waren auch die Solisten. So ergab sich eine aussergewöhnlich homogene musikalische, wie auch darstellerische Ensembleleistung, die in diesem Falle wirklich alle Beteiligte einschliesst!
FAZIT
Eine phantastische Produktion und ein Schmuckstück der
22. Händel-Festspiele
des Badischen Staatstheaters Karlsruhe 1999.