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Veranstaltungen & Kritiken Musikfestspiele |
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Gelungener Auftakt des Beethovenfestes
Von Ralf Jochen Ehresmann / Fotos: pr
Wenn das neue Beethovenfest in Bonn so fortfährt, wie es begann, darf man gespannt sein. Dabei war die Wahl des Programms mit einer Uraufführung bei sonst nur Beethoven sicherlich gelungen.
Doch bevor die Musik um 20.17h endlich beginnen durfte, waren 3 Reden anzuhören; ähnlich lautende Grußworte der Stadt, des Landes NRW sowie der französischen Republik, letzteres dabei klar am inhaltsreichsten, stellten den Rahmen für ein ausgeprägtes Stück deutsch-französischer Freundschaftspflege, spielte doch ein französisches Orchester mit deutschem Chefdirigenten die Uraufführung eines französischen Komponisten in Deutschland; die Komplettierung europäischer "Großmächte" durch den britischen Pianisten blieb dabei auffällig unauffällig.
Das Klavier-Konzert, nachdem es nun endlich beginnen durfte, zeigte Beethoven in seiner Gewordenheit; gerade in der langen Einleitung vor dem Einsatz des Flügels meinte man fast, Haydns 105. in etwas zu groß geratener Besetzung zu vernehmen.
Dem 1.Klavierkonzert des 'genius loci' folgte als gemeinsames Auftragswerk des Beethovenfestes, des Orchestre de Paris und des Festivals Musica Strasbourg
ein ebensolches des gegenwärtigen und im Saale anwesenden Erfolgskomponisten Pascal Dusapin zur Uraufführung.
Zunächst einmal schien der Compositeur es hörbar zu genießen, einen so großen und belastbaren Klangkörper als Auftraggeber zu haben, dem er Gehöriges abverlangt und dabei Klangfarben ausreizt, die keineswegs von jedem beliebigen Orchester ähnlich deutlich zu produzieren wären. Schon der Schlagwerker hatte hier mehr zu tun als sonst an manch langem Abend insgesamt und avancierte dabei zum wichtigsten Dialogpartner des Solisten.
Foto rechts:
Schon früh zeigte sich dabei jenes titelstiftende Stocken, derweil zu forttreibenden Blechattacken die Streicher flimmernde Klangteppiche ausbreiteten. Bisweilen meinte man, das Stöhnen durchzuhören, ein Gestammel in Tasten, klingende Sprachlosigkeit. Multiple Tonrepetition bei weitgehendem Verzicht auf Dynamik und auf nachvollziehbare Formgestalt erzeugt einen neuen Typ von Emotionalität durch Reduktion, der zugleich die Minimalisten links überholt. Auch wenn das Orchester stärker erwacht, tritt alles auf der Stelle wie in einem Migräneanfall, bis es in pianistischem Nichts verklingt.
Wie zur Genesung wurde nach der Pause reichlich akustische Medizin ausgeteilt. So mächtig war op.67 lange nicht gehört worden!
Eschenbach wählte sehr rasche Tempi, als hätte er übersehen, dass erst das Finale Presto heißt; etwas mehr Ruhe wäre sicher auch der Präzision zugute gekommen. Die Hammerschläge freilich brutalisiert es enorm, wie es überhaupt erfreulich viel forte zu hören gab. Wo Beethoven am beethovensten ist, packte den Taktstockmagier entweder die Sympathie mit unseren schwerhörigen ZuhörerInnen oder unsere persönliche Vorliebe für kräftige Dynamik, vielleicht auch nur die Einfühlung in des Meisters Leiden zuzeiten der Komposition. |
- Fine -