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Veranstaltungen & Kritiken Musikfestspiele |
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Oper die Spaß machtVon Bernd Stopka / Fotos von Karl Forster
Carl Nielsens Oper Maskerade wurde 1923 uraufgeführt und hat sich recht schnell einen festen Platz im Musiktheater seines Heimatlandes erobert. Sie wird heute als dänische Nationaloper bezeichnet. Aber auf den Bühnen der weiten Welt hat sie sich bisher nicht etabliert. Warum nur?! Nielsen lässt in dieser Oper einen ganz besonderen Stil hören, der nur stellenweise an seine Symphonien erinnert. Ihm gelingt auf außerordentlich unterhaltsame Weise die Kombination von Leichtigkeit und Bedeutsamkeit, Heiterkeit und höchst geistreichem Witz ohne das er dabei in Oberflächlichkeit abrutschen würde. Volksliedhafte Strophenlieder erinnern an seine vielen dänischen Lieder, die dort Allgemeingut geworden sind. ![]() und Hendrik (Markus Brück).
Die Handlung spielt in Kopenhagen im Frühjahr 1723. Als Kontrapunkt zu den ihre Kinder verhandelnden, verbitterten Vätern steht die Freiheit und Lebensfreude der Maskeraden (Maskenbälle), die regelmäßig im naheliegenden Opernhaus stattfinden. Dort treffen sich alle wieder: die, die dort hinwollten, aber eigentlich nicht durften, die, die grundsätzlich nicht wollten, aber dann doch mussten" und nun doch viel Spaß dabei haben und die, die nicht zugaben, das sie hingehen, aber doch so gern dort sind. Man maskiert sich, um sich und die anderen beim Demaskieren umso klarer zu sehen. ![]() Auf zum Maskenball !
Die Handlung lehnt sich an Holbergs Komödie aus dem Jahr 1723 an. Damals hatten Maskenbälle in Kopenhagen Hochsaison, waren aber von Friedrich IV stark eingeschränkt. Das Thema war also aktuell. Nielsen und Andersen entnahmen dem Stück Handlungselemente und Figuren, schufen aber eine durchaus eigenständige Geschichte, nicht ohne Rücksicht auf Bühnenwirksamkeit und musikalische Effekte. Jedes Jahr wird bei den Bregenzer Festspielen im Festspielhaus eine Oper aufgeführt, die einen gewissen Seltenheitscharakter hat. Während beim Spiel auf dem See das große Spektakel für 7000 Zuschauer aufbereitet wird, entsteht im Festspielhaus eine Opernproduktion von in anderem Sinne besonderer Bedeutung. In diesem Jahr als Co-Produktion mit der Royal Opera Covent Garden, wo Maskerade in anderer Besetzung zu hören sein wird. Die Inszenierung von Festspielintendant David Pountney ist ein herrliches, beglückendes Erlebnis. In bunten Bildern (Johan Engels) und einfallsreichen Kostümen (Marie-Jeanne Lecca) erlebt man komisches Musiktheater vom Feinsten. Pountney gelingt es, die gewitzte Musik durch eine witzige Personenführung zu ergänzen und so entsteht eine wunderbare Leichtigkeit, die vor Ideen sprüht, aber weder die Handlung noch die Musik erschlägt. Mit einem bühnengroßen, leicht schräg liegendem, goldenen Bilderrahmen ist die Bühne eingefasst. Im ersten Akt beherrschen Türen das Bild. Türen, hinter denen sich jeweils ein Aspekt des aktuellen Familienlebens zeigt. Da ist das bis an die Decke mit Devotionalien vollgestopfte und verweihräucherte Betzimmer der unglücklichen Ehefrau Magdelone, die übergroße goldene Maske für den Sohn Leander und das eiskalte Zimmer des Vater durch das ein Schneegestöber auf die Bühne weht. ![]() Magdelone (Julia Juon) hat sich aus ihrer Betkluft befreit und wird von ihrem Mann Jeronimus (Günther Missenhardt) erwischt.
Der zweite Akt, der Nachtakt, zeigt Türen und deren Schatten im freien Raum, durch die sich Blicke auf einen Reitstall (oder Domina-Studio?) und einen Kostümverleih erhaschen lassen. ![]() Buntes Treiben bei der Maskerade.
Im dritten Akt finden wir uns im bunten Treiben einer Maskerade wieder, mit viel Ballett (Choreographie Renato Zanella), in dem sich alte Bekannte von Elvis bis Marylin die Ehre geben. Da tobt das Leben (und das Lieben) bis der Tod seinen Tribut fordert. Der Regisseur hat einige Nebenfiguren zu einer einzigen zusammengefasst: Korporal Mors zieht als Gevatter Tod den ganzen Opernabend immer mal wieder über die Bühne bevor er am Schluss selbst eingesargt wird, gebettet auf die abgelegten Masken der Gäste. Aus diesem Sarg des Todes entsteigt dann eine Venus, die an Botticellis Geburt der Venus erinnert. Die Demaskierung ist das Ende des Versteckspiels. Bis zum nächsten Mal. Der Kreislauf ist geschlossen. ![]() Leonard (Ernst D. Suttheimer), Leander (Daniel Kirch), Jeronimus (Günther Missenhardt).
Ulf Schirmer kann den Wiener Symphonikern nicht immer das aberwitzige Tempo abringen, das der Partitur nach zu erwarten wäre. Aber die hier gewählten Tempi sind schon halsbrecherisch genug. Schirmer hat viele Details herausgearbeitet und führt das ansonsten gut disponierte Orchester, den stimmlich sehr agilen Chor und das mit glücklicher Hand ausgewählte Solistenensemble mit Elan durch die Aufführung. Als Jeronimus bringt Günter Missenhardt mit seinem runden, gepflegten Bass viel Witz des Ochs auf Lerchenau in diese Partie. Das Duett mit dem staksig-ungeschickten Leonard am Ende des ersten Aktes ist ein Kabinettstückchen sondergleichen. Zwei ältere Herren, die ihre nicht aufgegangenen Pläne beerdigen müssen und sich dabei gegenseitig, aber meisten aber selbst, bemitleiden. Leonard aus Slagelse wird von Ernst D.Suttheimer verkörpert, der ebenfalls über viel komisches Talent und einen flexiblen ausdrucksstarken Bariton verfügt. ![]()
Leonora (Barbara Haveman)
Hendrik, der Diener des Sohnes des Hauses macht sich einen Spaß aus dem Elend der beiden Väter. Dieser Hendrik anvanciert zur Hauptfigur, zum Drahtzieher und Wegbereiter. Nicht nur szenisch, auch sängerisch wird diese Figur durch Markus Brück mit seinem geschmeidigen, vielfältig ausdrucksfähigen Bariton und dem komischen Talent aufgewertet. Daniel Kirch besitzt einen wundervoll lyrischen Tenor, sehr kultiviert und ausdrucksvoll. Das letzte Quentchen an Volumen fehlt der Stimme noch, aber der helle klare Klang entschädigt dafür. Kein Wunder, dass sich Leonora in ihn verliebt. Barbara Haveman besingt dies mit klarem Sopran, der auch wundervoll weiche Töne hat. ![]() Tür ihres Betzimmers.
Als Magdelone, zeigt die wunderbare Julia Juon ihre komischen Seiten. Eine Frau, die im Betzimmer eingesperrt, ganz andere Gedanken, Wünsche und Energien hat! Umso eindrucksvoller erscheint Julia Juons großer, substanzreicher, in allen Lagen gleichmäßig kultivierter starker Mezzo wie geschaffen für diese Partie. Hinter der erzwungenen Betschwester stecken Kundry, Färberin, Fricka... steckt ein Rasseweib mit roter Haarmähne! Rund und satt wie sein Tenor erscheint Adrian Thompson als Knecht Arv, dem man das üppige Leben ohne Frage abnimmt. Mit frechem, leichten Sopran bezirzt Katharina Peet als Leonoras Zofe Pernille den Diener Hendrik, der aber viel zu schlau ist, um sich einwickeln zu lassen. Als Korporal Mors singt Martin Winkler alle kleineren Bass- und Baritonpartien vom Nachtwächter bis zum Maskenverkäufer und kann so die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten seiner voluminösen Stimme zeigen. Das Publikum wird im Schlussgesang um Applaus gebeten, den es gern und ausgiebig spendet. Soviel Spaß kann Oper machen und soviel Lächeln kann sie auf die Gesichter zaubern. Beim Rausgehen sieht man es überall lächeln und im Spiegel sieht man sich selbst genauso dabei. Diesen Zauber kann nicht nur eine Flöte, sondern auch eine Maskerade ausüben. ![]() Maskenball mit Korporal Mors (Martin Winkler).
Eine echte Entdeckung in einer ganz exzellenten Produktion. Oper die geistreich und witzig ist und ganz viel Spaß macht. Ihre Meinung ? Schreiben Sie uns einen Leserbrief |
ProduktionsteamMusikalische LeitungUlf Schirmer
Regie
Bühne
Kostüme
Choreographie
Chorleitung
Solisten
Jeronimus,
Magdelone,
Leander,
Henrik,
Arv,
Leonard aus Slagelse
Leonora,
Pernille,
Korporal Mors
Knabe
Blumenverkäufer
Luzerner Kantorei
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