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Veranstaltungen & Kritiken Musikfestspiele |
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Exzellentes EnsembleVon Christoph Wurzel / Foto von Marcus GernsbeckDas Festspielhaus Baden-Baden ist gut im Geschäft mit hier produzierten Silberscheiben, sei es CD-Aufnahmen, wie beispielsweise eine leider zu wenig bekannte Gesamteinspielung der Brahms-Sinfonien mit dem Chamber Orchestra of Europe unter Paavo Berglund oder zahlreichen Opernaufnahmen auf DVD, wie etwa der großartige Parsifal unter Kent Nagano oder auch bereits einem Don Giovanni unter René Jacobs. In diesem Sommer quartierte sich die Deutsche Grammophon Gesellschaft in Baden-Baden ein, um eine CD-Neueinspielung von Don Giovanni zu produzieren. Die angekündigten Namen waren so spektakulär, dass es wohl auch großen Opernhäusern schwer gefallen wäre, solch ein Ensemble auf der Bühne versammeln zu können. Der Personenzettel enthielt restlos Opernstars, die gerade in jüngster Zeit auch mit Solorecitals auf dem Plattenmarkt Aufsehen erregt und/oder sich auf führenden Bühnen profiliert hatten. Da war schon im Vorfeld die Spannung groß und die Aufführung hielt weitestgehend auch, was die Erwartungen erhoffen ließen.
Noch vor den Starsolisten muss zuerst das Orchester hervorgehoben werden –
das Mahler Chamber Orchestra, welches sich auch gerade in Baden-Baden und
hier besonders als Opernorchester einen exzellenten Ruf erworben hat.
Unter dem feurig anfachenden Dirigat von Yannick Nézet-Séguin liefen die
Musikerinnen und Musiker zu dramatischer Hochform auf. Bereits die ersten
Ouvertüren-Akorde wiesen in Richtung eines höchst spannungsgeladenen
Musizierens. Eine enorme Spielkultur zeichnet alle Gruppen dieses
Orchesters aus, stets enorm konzentriert und dabei flexibel bis in
kleinste Nuancen hinein. Dieses Ensemble hat vielen namhaften
„Klangkörpern“ voraus, dass es aus hoch motivierten jungen Musikerinnen
und Musikern besteht, deren Spiel ungeheure Frische und Elastizität mit
brillanter Klangperfektion verbindet. So blühte die klangliche
Sensibilität von Mozarts Musik im Orchester (Holzbläser!) herrlich auf. Exzellentes Ensemble: Ildebrando D’Arcangelo, Luca Pisaroni, Rolando Villazon, Diana Damrau, Joyce DiDonato, Mojca Erdmann, Konstantin Wolff mit dem Mahler Chamber Orchestra unter Yannick Nézet-Séguin (von links). Das
DGG-Sängercasting hatte sicherlich mit besonderer Sorgfalt gegrübelt. Man
weiß, dass dabei nicht allein musikalische Gründe eine Rolle spielen, der
„Marktwert“ von Künstlernamen ist ebenso verkaufsrelevant. Doch in diesem
Falle deckten sich summa summarum der Wohlklang der Namen mit dem
Wohllaut der stimmlichen Leistungen. Mit Ildebrando D’Arcangelo war ein
Giovanni-Sänger gefunden, der alle Erfordernisse für diese Rolle erfüllt
und seine starke, virile Stimme mit der gehörigen Flexibilität und auch
Ausdrucksintensität verbinden kann. Keinerlei Mühe machte ihm das vom
Dirigenten abverlangte extrem spritzige Presto in der einzigen Arie “Fin
ch’an dal vino”, deren Text er Note für Note und Silbe für Silbe gestochen
scharf präsentierte. Sein Giovanni war natürlich ungeniert Draufgänger,
auch im ironischen Spiel (Verkleidungsszene) köstlicher Komödiant, aber
den berechnenden Reiz eines Verführers vermochte er so recht nicht zu
entfalten. Im Duett mit Zerlina (“Là ci darem la mano”) dominierte der
Chasseur mehr als der Charmeur. Dennoch: Ildebrando D’Arcangelo bewies
seine Extraklasse, die er gegenwärtig in dieser Rolle auf vielen großen
Bühnen beweist.
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Produktionsteam
Musikalische Leitung Mahler Chamber Orchestra Solisten
Don Giovanni
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