Händel-Festspiele 2011
in Halle (Saale)
02.06.2011 -
12.06.2011
Von Thomas Molke
In diesem Jahr
stehen die Händel-Festspiele an authentischen Orten in der Geburtsstadt des
berühmten Hallenser Komponisten unter dem dramaturgischen Schwerpunkt:
Händels Aufenthalt in Dresden. Im September 1719 reiste Händel nämlich
anlässlich der Vermählung des sächsischen Kurprinzen Friedrich August II.
mit der habsburgischen Kaisertochter Maria Josepha dorthin, um bei den die
Feierlichkeiten begleitenden Opernaufführungen berühmte Sängerinnen und
Sänger für sein Opernensemble in London anzuwerben. So lernte er auch die
Festoper Teofane seines italienischen Kollegen Antonio Lotti (1647 -
1740) kennen.
Das Libretto nahm er mit den engagierten Sängern nach London mit und ließ es
von Nicola Francesco Haym umarbeiten, um darauf sein 1723 uraufgeführtes
Werk
Ottone, Re di Germania zu komponieren. Eine szenische Neuproduktion
dieser Oper ist in Koproduktion mit der Oper Halle in einer Inszenierung von
Franziska Severin, die bereits 2000 in Sankt Gallen Lottis Version des
Stoffes inszeniert hat, zu erleben (Termine: 3., 5. und 10. Juni 2011). Für die
Händel-Festspiele in Halle ist dies nach 1935 und einer Inszenierung in den
50er Jahren die dritte Auseinandersetzung mit dieser "sächsischen"
Repräsentationsoper über die Ottonenkaiser. Im
Vergleich dazu gibt es eine konzertante Aufführung von Lottis Teofane
im Kursaal Bad Lauchstädt (Termin: 5. Juni 2011).
Als weitere szenische Produktion ist im historischen
Goethe-Theater Bad Lauchstädt Händels erste Oper für seine Wahlheimat
London, Rinaldo, als Gemeinschaftsproduktion mit dem Theater
Winterthur, der Associazione Grupporiani - Milano und der Lautten Compagney
Berlin zu erleben, und zwar als Bühnen- und Puppenzauber in einem, da unter
Leitung von Wolfgang Katschner das Puppentheater Carlo Colla e Figli mit
Marionetten erstmals die Rittergeschichte um Rinaldo auf die Bühne bringen
wird. (Termine: 4., 5. und 6. Juni 2011).
Als Wiederaufnahme der letztjährigen Festspielproduktion
ist noch einmal die mit der Oper Halle produzierte Oper Orlando in
der Inszenierung von Nicola Hümpel unter der musikalischen Leitung von
Bernhard Forck zu erleben (Termin: 8. Juni 2011). Als letzte szenische
Produktion gibt es dann noch im Goethe-Theater Bad Lauchstädt die
Madrigalkomödie L'Amfiparnaso von Orazio Vecchi (1550 - 1605) aus dem
Jahr 1594, die in der Tradition der Commedia dell'arte von dem britischen
Ensemble I Fagiolini unter der Leitung von Robert Hollingworth in Szene
gesetzt wird (Termine: 11. und 12.Juni 2011).
Neben der bereits erwähnten konzertanten Aufführung von
Lottis Teofane ist im Dom zu Halle Händels 1708 für eine Hochzeit in
Neapel komponiertes Schäferspiel Aci, Galatea e Poliferno konzertant
von dem herausragenden europäischen Kammerorchester "The English Concert"
(Termin: 8. Juni 2011) und in der Georg-Friedrich-Händel-HALLE die Barockoper
Agrippina mit dem italienischen Ensemble "Europa Galante" unter der
musikalischen Leitung von Fabio Biondi zu erleben (Termin: 11. Juni 2011).
Ab dem 2. Juni 2011 eröffnet im Händel-Haus die
Sonderausstellung Dresden 1719: Händel sucht die Superstars, die
Einblicke in die musikalische Blütezeit des sächsischen Hofes geben soll. In
diesem Zusammenhang hält Prof. Dr. Michael Walter von der
Karl-Franzens-Universität Graz am 4. Juni 2011 im Stadthaus am Markt einen
Festvortrag, in dem er sich der Musik der Dresdner Fürstenhochzeit von 1719
widmet. Die Staatskappelle Halle macht in dem Familienkonzert Mister
Handel reist nach Dresden am 4. Juni 2011 im Thalia Theater musikalisch
Station in London, Halle und Dresden.
Das Gitarrenkonzert An Sylvius in der Neuen
Residenz am 3. Juni 2011 mit dem Gitarristen Marc Sinan ist eine Hommage an
den bedeutendsten Lauten-Virtuosen des Barock Sylvius Leopold Weiss
(1687-1750), der zu seiner Zeit der bestbezahlte Instrumentalist am
sächsischen Hof in Dresden war. Das Prager Barockorchester stellt gemeinsam
mit dem Barockchor Collegium Vocale 1704 am 4. Juni 2011 im Dom zu Halle
unter der musikalischen Leitung von Václav Luks Werke des Dresdner
Komponisten Jan Dismas Zelenka unter den Titeln Lamentatio und Il
Duello amoroso vor.
In der Marktkirche zu Halle und in der Konzerthalle
Ulrichskirche werden insgesamt vier Oratorien Händels zu erleben sein:
- das Occasional Oratorio HWV 62 als Erstaufführung der Hallischen
Händel-Ausgabe mit dem MDR Rundfunkchor unter der Leitung von Howard Arman
(Termin: 7. Juni 2011),
- Jephtha HWV 70 mit dem Händelfestspielorchester unter der Leitung
von Bernhard Forck, dem renommierten Salzburger Bachchor und zahlreichen
international gefeierten Gesangssolisten (Termin: 12. Juni 2011),
- Athalia HWV 52 mit dem Festpielorchester Göttingen und dem NDR Chor
unter der Leitung des Händel-Preisträgers Nicholas McGegan (Termin: 10. Juni
2011) und
- der mittlerweile zur Tradition der Händel-Festspiele gehörende
Messiah HWV 56 mit den aus Prag stammenden Collegium 1704 und
Collegium Vocale 1704 unter der Leitung von Václav Luks (Termin: 3. Juni
2011).
Das komplette Programm ist unter
Händelfestspiele Halle
abrufbar.