Internationale
Händel-Festspiele Göttingen
17.05.2012 -
28.05.2012
Von Thomas Molke
Mit den 92. Internationalen Händel-Festspielen in
Göttingen beginnt eine neue Ära. Der aus Großbritannien stammende Dirigent
und Cembalist Laurence Cummings löst Nicholas McGegan ab, der in den 20
Jahren seiner künstlerischen Leitung nicht nur den Schwerpunkt der
historischen Aufführungspraxis ausgebaut, sondern auch moderne
Erstaufführungen und neu entdeckte Werke als festen Bestandteil in das
Festival-Programm integriert hat. Cummings, der 1997 zum Leiter für
historische Aufführungspraxis an der Royal Academy of Music ernannt wurde
und seit 1999 Musikalischer Leiter des London Handel Festival ist,
hat die diesjährigen Festspiele, die an nur 11 Tagen insgesamt 91
Veranstaltungen umfassen, an denen circa 500 Künstler beteiligt sind, unter
das Thema "Liebe und Eifersucht" gestellt. Nicht nur in den Oratorien und
Opern, sondern auch im restlichen Rahmenprogramm dreht sich in diesem Jahr
alles um diese beiden (nicht nur) menschlichen Schwächen.
Neuer Künstlerischer
Leiter Laurence Cummings
Seinen Einstand gibt Cummings mit dem Oratorium
Esther,
bei dem er nicht nur das aus Musikern und Spezialisten für historische
Aufführungspraxis aus verschiedenen Ländern zusammengesetzte
FestspielOrchester Göttingen leiten, sondern auch die Solisten und den NDR
Chor am Cembalo begleiten wird. Als Solisten konnten unter anderem die
Sopranistin Carolyn Sampson für die Titelpartie, der Countertenor Iestyn
Davies als Ahasverus und der Countertenor Daniel Taylor als Mordecai
verpflichtet werden. (Termin: 17. Mai um 19.00 Uhr in der Stadthalle
Göttingen.
Das Deutsche Theater in
Göttingen
Einen Tag nach dem Eröffnungskonzert feiert Händels
Zauberoper Amadigi di Gaula im Deutschen Theater Premiere. Die
Inszenierung übernimmt mit Sigrid T'Hooft eine ausgesprochene Spezialistin
für barocke Gestik und Tanz. Zusammen mit ihrem künstlerischen Team, dem
Kostüm- und Bühnenbildner Stefan Dietrich und dem Tanz-Ensemble Corpo
Barocco, verspricht dieses 1715 in London uraufgeführte Werk, das seit der
Gründung der Festspiele in Göttingen erstmals in Szene gesetzt wird, ein
sinnliches Erlebnis für Augen und Ohren zu werden. Für die musikalische
Leitung des FestspielOrchesters Göttingen konnte Andrew Parrott gewonnen
werden, der sich bereits mit richtungsweisenden Ersteinspielungen von
Machaut bis Händel einen Namen als Experte für Alte Musik erworben hat. Die
Mezzosopranistin Mareike Braun wird als Amadigi, die Sopranistin Judith
Gauthier als dessen Gegenspielerin Melissa und die Sopranistin Stefanie True
als von Amadigi geliebte Oriana zu erleben sein. (Termine: 18., 19., 21.,
22. und 26. Mai 2012 um 19.00 Uhr und 28. Mai um 15.00 Uhr) Ein Höhepunkt
wird dabei das Public Viewing am 23. Mai 2012 ab
18.00 Uhr in der Lokhalle sein, bei der Tausende Zuschauer in ungezwungener
Atmosphäre einen Mitschnitt der Premiere vom 18. Mai verfolgen können. Dank der großzügigen Unterstützung der S-Finanzgruppe
(Niedersächsische Sparkassenstiftung, Sparkasse Göttingen, VGH und Nord/LB),
der NDR Musikförderung, der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und
Stadtentwicklung Göttingen, sowie einer groß angelegten Crowd-Funding Aktion
kann bei dieser Aktion freier Eintritt gewährt werden.
Einen weiteren Höhepunkt bildet die halbszenische
Aufführung der Serenata Aci, Galatea e Polifemo, für die der in
London lebende Theater- und Opernregisseur Daniele Guerra verantwortlich
zeichnen wird. Die musikalische Leitung des FestspielOrchesters Göttingen
wird erneut Laurence Cummings übernehmen. Als Solisten werden die
Sopranistin Gillian Ramm als Aci, die Mezzosopranistin Christine Rice als
Galatea und der Bass Antonio Abete als Polifemo zu erleben sein. (Termin:
27. Mai um 19.30 Uhr in der Stadthalle Göttingen)
Weitere Konzerthöhepunkte bilden
- Bearbeitungen von Händel-Werken durch Sir Thomas Beecham, Percy Grainger
und Sir Michael Tippett, die die Pianistin Julia Bartha gemeinsam mit dem
Göttinger Symphonie Orchester unter der Leitung von Christoph-Mathias
Mueller am 20. Mai 2012 um 19.30 in der Stadthalle Göttingen unter dem Titel
Ein tödlicher Kuss - Rimski-Korsakow und Händel in Reflektionen von
Beecham, Grainger und Tippett präsentieren wird,
- das Oratorium Solomon mit dem Elbipolis Barockorchester Hamburg
unter der Leitung von Rolf Beck am 24. Mai 2012 um 19.00 Uhr in der
Stadthalle Göttingen,
- ein Arienabend mit Simone Kermes und dem La Folia Barockorchester unter
dem Titel Ombra mai fù am 25. Mai 2012 um 19.30 Uhr in der Stadthalle
Göttingen und
- ein von der Pianistin Ragna Schirmer zusammen mit Christian Brückner in
Szene gesetztes Konzert unter dem Titel Blendwerk - Die Lebensbeichte des
Chevalier John Taylor am 26. Mai 2012 um 16.00 Uhr in der Aula der
Universität.
Erstmalig wird in diesem Jahr als bedeutender Bestandteil
des Kinder- und Jugendprogramms "Händel 4 Kids!" ein Jugendoper-Projekt auf
die Bühne gebracht. Vierzehn junge Nachwuchskünstler aus der Region
inszenieren im Haus des Jungen Theaters unter dem Titel Young Amadigi
ihre eigene Interpretation der Oper Amadigi di Gaula. (Termin: 20.
Mai 2012 um 17.00 Uhr) Am 19. Mai 2012, dem Familientag, locken
zahlreiche Workshops, Konzerte, künstlerische Aktivitäten, Lesungen und
Aktionen in vielen Göttinger Geschäften die ganze Familie in die Göttinger
Innenstadt.
Ergänzt werden die Festspiele des Weiteren von einem
Festvortrag der international renommierten Barockoper-Spezialistin
und Händel-Forscherin Silke Leopold von der Universität Heidelberg,
Filmvorführungen, Stadtführungen und Mitternachtsspitzen für Nachtschwärmer.
Das komplette Programm ist unter
Händelfestspiele
abrufbar.