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Musikfest Bremen
30. August - 20. September 2014


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Musikfest Bremen

Musik in allen Sälen

Das 25. Musikfest in Bremen eröffnet mit einer Großen Nachtmusik

Text von Joachim Lange / Fotos © Musikfest Bremen / Fotoetage

Bremen liegt nicht nur hoch im deutschen Norden. Es ist sogar ein eigenständiges Bundesland. Eines, das fest im Griff der Strukturkrise ist. Hinzu kommt, dass sich die Hansestadt immer schon am viel größeren Hamburg misst. Zumindest schwingt das in den Reden immer mit. Von so einem Desaster wie dem Philharmonie-Millionengrab, das in luftiger Höh' den Hamburger Hafen überschattet, wird die Bremer Kulturszene allerdings auch verschont. Und in Sachen Oper sind sie an der Weser dem großen Konkurrenten - zumindest szenisch - derzeit sogar mehr als eine Nasenlänge voraus.


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Vor den Beginn der neuen Spielzeit hat die Weisheit der klug rechnenden Stadtväter, die wissen, dass Kultur ein Standortfaktor ist, erst einmal das Musikfest Bremen gesetzt. Es gehört zu den Vorzügen einer großen Vergangenheit, dass an Prunksälen einstiger hanseatischer Größe, die man dafür verwenden kann, kein Mangel ist. Wobei der pragmatisch nüchterne Titel "Musikfest" zum Bremer Selbstverständnis passt und alle Optionen, auch über die Grenzen der Alte-Musik-Szene hinaus, offen lässt. Von da aus installierte der damals schon sowohl low-budget- als auch festivalerfahrene Thomas Albert das Unternehmen vor 25 Jahren. Der kein bisschen amtsmüde wirkende Intendant kann sein Tanz-in-Allen Sälen-Spektakel heute als Erfolgsstory verkaufen. Es gehört mittlerweile zum kulturellen Bremer Tafelsilber, wird vom Senat und der Wirtschaft finanziert, selbstverständlich vom Regierungschef launig eröffnet, vor allem aber vom Publikum angenommen.

Um dessen Neugier anzuregen, beginnt das Ganze im Herzen der Stadt mit einer sogenannten Großen Nachtmusik. Das ist genauso gemeint wie es klingt. Für ein 75-Euro-Einheitsticket kann sich dabei jeder seine eigene, dreigeteilte Nachtmusik zusammenstellen. Aus insgesamt 27 dreiviertelstündigen Konzertmodulen an neun Aufführungsorten. Der atmosphärische Bremer Markt ist dabei so was wie das gemeinsame Pausenfoyer und entsprechend herausgeputzt. Gegen Mitternacht hat dann jeder Besucher sein ganz eigenes Konzerterlebnis gehabt.

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Das geht zum Beispiel so: Auftakt in der Glocke - dem denkmalgeschützten Konzertsaaljuwel aus dem Jahr 1928, von dessen Akustik schon Karajan schwärmte. Mit Jérémie Rhorer und Le Cercle de l'Harmonie und einem Mix aus Beethoven, Mozart (mit einer wunderbaren Kate Lindsey und Cherubinos "Voi che sapete") und Mendelssohn-Bartholdys Sinfonie Nr. 4. Dann eine Balkanreise der besonderen Art im evangelisch-lutherischen Dom St. Petri mit Jordi Savall und seinen Hespèrion XXI und Solisten, die fremdartig nahe zu Liedern aus Syrien und Mazedonien, aus Serbien und Griechenland, inclusive einer Zymbal-Improvisation mit Musik der Sinti und Roma einluden.


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Zum Abschluss schließlich erwartete einen unter den freischwebenden Modellen der martialischen Begleitschiffe der Handelsflotte von einst im altehrwürdigen Rathaussaals das von Candida Thompson von der Violine aus geleitete 25 köpfige Ensemble Amsterdam Sinfonietta, das mit einer Orchesterfassung von Alban Bergs erster Klaviersonate überraschte, auch mit einem Satz aus Korngolds Leonto Religoso verfremdete Spätromantik bot, um dann mit Vivaldis Sommer der jungen niederländischen Ausnahme-Geigerin Janine Jansen Gelegenheit zu geben, ihre Virtuosität zu demonstrieren und mit Astor Piazzollas Version der Jahreszeiten das Publikum mitzureißen. Es hätte auch noch eine Reihe von anderen Kombinationsmöglichkeiten gegeben u.a. in der Bürgerschaft mit musikalischen Perlen für Harfe (Emmanuel Ceysson) und Flöte (Frédéric Chatoux) oder einer Jazz Session mit The Amazing Keystone Big Band.

Ein Musikfest mitten in der Stadt und für die ganze Region zu moderaten Preisen zu etablieren und auszubauen - das ist in Zeiten grassierender Festivalitis und knappen Geldes schon eine besondere Leistung, die man im deutschen Nordwesten zu schätzen wieß. Wenn dann bis zum 20. September noch Namen wie Daniele Gatti oder Juan Diego Flórez das Programm zieren, dann sind die nur das Schlagobers für ein durchaus anspruchsvolles Programm. Auch, dass Stammgast Marc Minkowski und seine Les Musiciens du Louvre mit Glucks Orfeo, einer Koproduktion mit der Mozartwoche Salzburg, mit Bejun Mehta als Orfeo zweimal im Musical-Theater zu sehen sein wird, spricht für die Strahlkraft, die sich das Musikfest Bremen mittlerweile erarbeitet hat.




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25. Musikfest Bremen


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