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Baden – Baden von Musik erfülltVon Christoph Wurzel (Bericht und Fotos) Große
(und auch kleine) Oper, Orchesterkonzerte und Kammermusik – ein
vielfältiges Programm versprechen wieder die Osterfestspiele der
Berliner Philharmoniker, die 2015 zum dritten Mal in Baden-Baden
stattfinden. Die bewährte Programmdramaturgie der
vergangenen Jahre wird auch 2015 den strukturellen Rahmen für das
elftägige Festival abgeben. Stärker noch als zuvor aber sind
vielerlei Bezüge zwischen den angekündigten Werken
untereinander, aber auch zum Festivalort selbst zu bemerken. Sie machen
das Programm in diesem Jahr ganz besonders interessant.
Recht konventionell nehmen sich noch die beiden Orchesterkonzerte
hinsichtlich des gewählten Konzertprogramms aus. Da steht einmal
unter der Leitung von Bernard Haitink Beethoven im Mittelpunkt und zum
zweiten dirigiert Riccardo Chailly Mendelssohn, Schumann und
Rachmaninow. Es sind vor allem die beiden Solistinnen Isabelle Faust
und Martha Argerich, die hier für besondere Höhepunkte sorgen
dürften.
Hector
Berlioz "sinniert" vor dem Festspielhaus.
Von den beiden Opernkomponisten des diesjährigen Festivals
hat vor allem Hector Berlioz viel mit Baden-Baden zu tun, denn Mitte
des 19. Jahrhunderts leitete er hier über zehn Jahre hinweg zur
Sommerzeit glanzvolle Konzerte. In Frankreich relativ erfolglos konnte
er in der badischen Kurstadt, der „Capitale d’été“ der
damaligen französischen Kulturelite, umso mehr reüssieren. So
dirigierte er 1853 die beiden ersten Teile seiner La Damnation de Faust im Kurhaus.
Natürlich in allen vier Teilen wird diese dramatische Legende nun
unter der Leitung von Simon Rattle zweimal konzertant im Festspielhaus
gegeben und zwar mit Joyce DiDonato als Margarethe, Charles Castronovo
als Faust und Ludovic Tézier in der Rolle des Mephisto.
Auch das kleine, aber umso schönere Theater, das aus der Belle
Époque Baden-Badens stammt, steht in enger Beziehung zu Berlioz,
denn hier wurde zur Eröffnung 1862 seine Oper Béatrice et
Bénédict uraufgeführt. Und sieben Jahre später
erlebte hier eine Opéra-bouffe die Bühnentaufe: La Princesse de Trebizonde, deren
Komponist Jacques Offenbach damals in gelber Hose, blauer Samtjacke mit
grauen Handschuhen, grünem Hut und rotem Sonnenschirm durch die
Kuranlagen stolziert sein soll. Am selben Ort wird diese Prinzessin von Trapezunt nun zu den
Osterfestpielen wieder gegeben. Wie auch in den vergangenen Jahren
werden im Genre der leichten Muse Stipendiaten der „Akademie
Musiktheater“ der Deutschen Bank aus dem Orchestergraben von
Mitgliedern der Philharmoniker begleitet.
Baden-Badens Stadttheater im französischen Neobarock
Von Richard Strauss ist allerdings keine nennenswerte Beziehung zu
Baden-Baden bekannt. Aber auch ein Jahr nach des Komponisten 150.
Geburtstags-Jubiläum verdient
Der
Rosenkavalier schon wegen seiner exquisiten Besetzung
(u.a. Anja Harteros als Marschallin, Magdalena Kožená als
Oktavian, Anna Prohaska als Sophie und Peter Rose als Ochs) große
Beachtung. Und weil zudem Brigitte Fassbaender für die Regie
gewonnen wurde, wird dieser Produktion allerhöchstes Interesse
sicher sein. Natürlich steht auch bei diesem Haupt- und
Glanzstück des Festspiel-Programms Rattle selbst am Pult. Und auch
dieses Jahr wird wieder die große Oper auf handliches
Kinderformat gebracht, was allerdings mit der kleinen Zauberflöte und der kleinen Manon der vergangenen Jahre
durchaus zu entzückenden Ergebnissen führte. Mal sehen, wie
viel Vergnügen Der kleine
Rosenkavalier in diesem
Jahr den Kindern (und Erwachsenen) machen wird.
Festspielhaus Baden-Baden
Außer Festspielhaus und Stadttheater stehen in Baden-Baden den
Philharmonikern noch weitere acht herrliche Spielorte zur
Verfügung, an denen sie sich solistisch oder in verschiedensten
Formationen kammermusikalisch hören lassen können. Auf diesem
Feld führen die Programme hauptsächlich nach Wien und
schlagen große Bögen von der Tradition der Spätromantik
zwischen Brahms, Mahler und Korngold, zu Komponisten des Übergangs
wie Zemlinsky oder Schreker bis hin zur Zweiten Wiener Schule um Arnold
Schönberg, Alban Berg und Anton Webern. Darunter finden sich auch
so unbekannte Namen wie Robert Fuchs oder Carl Frühling, heute
nahezu unbekannt, aber im Musikleben der k.u.k. – Monarchie um 1900
bedeutende Persönlichkeiten.
Wieder wird die ganze Stadt erfüllt sein von Musik, da die
Philharmoniker außer den Konzerten auch ihre Instrumente bei den
„Kofferkonzerten“ in Schulen, Altenheimen und Krankenhäusern
auspacken und ihr Publikum auf so schöne Weise erheblich erweitern
werden.
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Unsere Rezensionen:
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