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Süßigkeiten schaden der ritterlichen GesundheitVon Stefan Schmöe, Fotos: © Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath
Parsifal für Kinder, ausgerechnet der komplizierte, im Grunde auch für Erwachsene unverständliche Parsifal – geht das? Um es kurz zu machen: Diese Produktion umschifft im großen Bogen alle inhaltlich heiklen Passagen. Die Geschichte lautet dann ungefähr so: Amfortas hat sich blöd angestellt und vom bösen Zauberer Klingsor den Speer klauen lassen; Parsifal findet das spannend, passt besser auf und trickst Klingsor aus, worauf er als Belohnung zum König gekrönt wird. Der Gral, das ist ein Ding, das Zauberkräfte verleiht (wozu man aber den Speer braucht). Eine ziemlich schlichte Abenteuergeschichte also. Sexualität und Schuld bleiben außen vor. Sollen sich doch die Erwachsenen damit herumschlagen.
Der böse Zauberer Klingsor (Kay Stiefermann) schaut in seine Zauberkugel
Trotzdem funktioniert dieser Parsifal für Kinder prächtig. Und das liegt daran, dass man sehr viel Musik zu hören bekommt, und das von einem formidablen Orchester in einer Stärke von rund 30 Instrumentalisten – die können in der scheunenartigen Halle der Probebühne IV des Festspielhauses schon mächtig Krach machen (nein, nicht Krach; das Staatsorchester Frankfurt / Oder spielt Wagners Musik unter der Leitung von Boris Schäfer sehr kultiviert, aber wenn es darauf ankommt auch mit der nötigen Wucht, dass die Wände wackeln). Wagners Partitur ist geschickt komprimiert auf eine Stunde Spieldauer, und man bekommt fast alle wichtigen Stationen wenigstens kurz zu Gehör (nun ja, einen Chor gibt’s leider nicht, das hätte die Dimensionen dieser Produktion auch wirklich gesprengt, und der Karfreitagszauber hat es leider auch nicht bis in die Aufführung geschafft). Gesungen wird von gestandenen Wagner-Sängern, angeführt von Benjamin Bruns als Parsifal über Jukka Rasilainnen als Gurnemanz bis zu Kay Stiefermann als Klingsor, und die legen sich allesamt prächtig ins Zeug. Mag dem kindlichen Publikum der Text auch nicht immer klar werden, der unmittelbare Sog der Musik teilt sich allemal mit.
Ab und zu lässt Regisseur Tristan Braun die Musik für kurze (und ziemlich witzige) Sprechszenen unterbrechen, damit der Handlungsverlauf klar bleibt (ein paar überflüssige rhetorische Fragen ans kindliche Publikum, wie man sie vom Kindertheater kennt, sind pflichtschuldig eingebaut). Rasenstück, Wasserpfütze, ein paar Säulen – das Bühnenbild von Anneliese Neudecker dürfte sich den Kindern nicht unbedingt erschließen, und Zuckerstangen und Lutscher als Süßigkeiten, mit denen Parsifal verführt (was meint: abgelenkt) werden soll, sind als Quängelware ein wenig angestaubt, da hätte es sicher noch pfiffigere Lösungen gegeben. Die Kostüme wurden in einem Wettbewerb von Düsseldorfer Schulklassen entworfen – das schönste hat zweifellos der böse Klingsor, der wie ein afrikanischer Medizinmann erscheint (da flüchten zwei kleine Kinder aus der ersten Reihe vorsorglich zu ihren Eltern weiter hinten). Aber darauf kommt es im Grunde gar nicht nicht an. Die Musik hat hier allemal den Vorrang. Nach einer kurzweiligen Stunde Spieldauer ist die Begeisterung beim jungen Publikum wie bei deren Begleitern groß.
Wenn auch inhaltlich ein bisschen stark vereinfacht, überzeugt diese Produktion durch die gelungene musikalische Fassung und den Spielwitz der ausgezeichneten Sängerdarsteller.
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Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühnenbild
Lichtgestaltung Solisten
Amfortas
Titurel
Gurnemanz
Parsifal
Klingsor
Kundry
1. Blumenmädchen
2. Blumenmädchen
3. Blumenmädchen
4. Blumenmädchen
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- Fine -