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Bayreuther Festspiele 2015

Richard Wagner für Kinder:

Parsifal

Bühnenweihfestspiel in drei Aufzügen
Text und Musik von Richard Wagner
Fassung für Kinder eingerichtet von Katharina Wagner, Nicolaus Richter und Tristan Braun
Musikalische Bearbeitung von Marko Zdralek


in deutscher Sprache

Premiere auf der Probebühne IV des Festspielhauses Bayreuth am 25. Juli 2015
(rezensierte Aufführung: 2. August 2015)

Aufführungsdauer: ca. 1 h 10' (keine Pause)


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Süßigkeiten schaden der ritterlichen Gesundheit

Von Stefan Schmöe, Fotos: © Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath


Parsifal für Kinder, ausgerechnet der komplizierte, im Grunde auch für Erwachsene unverständliche Parsifal – geht das? Um es kurz zu machen: Diese Produktion umschifft im großen Bogen alle inhaltlich heiklen Passagen. Die Geschichte lautet dann ungefähr so: Amfortas hat sich blöd angestellt und vom bösen Zauberer Klingsor den Speer klauen lassen; Parsifal findet das spannend, passt besser auf und trickst Klingsor aus, worauf er als Belohnung zum König gekrönt wird. Der Gral, das ist ein Ding, das Zauberkräfte verleiht (wozu man aber den Speer braucht). Eine ziemlich schlichte Abenteuergeschichte also. Sexualität und Schuld bleiben außen vor. Sollen sich doch die Erwachsenen damit herumschlagen.

Vergrößerung in neuem Fenster

Der böse Zauberer Klingsor (Kay Stiefermann) schaut in seine Zauberkugel

Trotzdem funktioniert dieser Parsifal für Kinder prächtig. Und das liegt daran, dass man sehr viel Musik zu hören bekommt, und das von einem formidablen Orchester in einer Stärke von rund 30 Instrumentalisten – die können in der scheunenartigen Halle der Probebühne IV des Festspielhauses schon mächtig Krach machen (nein, nicht Krach; das Staatsorchester Frankfurt / Oder spielt Wagners Musik unter der Leitung von Boris Schäfer sehr kultiviert, aber wenn es darauf ankommt auch mit der nötigen Wucht, dass die Wände wackeln). Wagners Partitur ist geschickt komprimiert auf eine Stunde Spieldauer, und man bekommt fast alle wichtigen Stationen wenigstens kurz zu Gehör (nun ja, einen Chor gibt’s leider nicht, das hätte die Dimensionen dieser Produktion auch wirklich gesprengt, und der Karfreitagszauber hat es leider auch nicht bis in die Aufführung geschafft). Gesungen wird von gestandenen Wagner-Sängern, angeführt von Benjamin Bruns als Parsifal über Jukka Rasilainnen als Gurnemanz bis zu Kay Stiefermann als Klingsor, und die legen sich allesamt prächtig ins Zeug. Mag dem kindlichen Publikum der Text auch nicht immer klar werden, der unmittelbare Sog der Musik teilt sich allemal mit.


Vergrößerung in neuem Fenster Parsifal (Benjamin Bruns) enthüllt den Gral

Ab und zu lässt Regisseur Tristan Braun die Musik für kurze (und ziemlich witzige) Sprechszenen unterbrechen, damit der Handlungsverlauf klar bleibt (ein paar überflüssige rhetorische Fragen ans kindliche Publikum, wie man sie vom Kindertheater kennt, sind pflichtschuldig eingebaut). Rasenstück, Wasserpfütze, ein paar Säulen – das Bühnenbild von Anneliese Neudecker dürfte sich den Kindern nicht unbedingt erschließen, und Zuckerstangen und Lutscher als Süßigkeiten, mit denen Parsifal verführt (was meint: abgelenkt) werden soll, sind als Quängelware ein wenig angestaubt, da hätte es sicher noch pfiffigere Lösungen gegeben. Die Kostüme wurden in einem Wettbewerb von Düsseldorfer Schulklassen entworfen – das schönste hat zweifellos der böse Klingsor, der wie ein afrikanischer Medizinmann erscheint (da flüchten zwei kleine Kinder aus der ersten Reihe vorsorglich zu ihren Eltern weiter hinten). Aber darauf kommt es im Grunde gar nicht nicht an. Die Musik hat hier allemal den Vorrang. Nach einer kurzweiligen Stunde Spieldauer ist die Begeisterung beim jungen Publikum wie bei deren Begleitern groß.


FAZIT

Wenn auch inhaltlich ein bisschen stark vereinfacht, überzeugt diese Produktion durch die gelungene musikalische Fassung und den Spielwitz der ausgezeichneten Sängerdarsteller.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Boris Schäfer

Inszenierung
Tristan Braun

Bühnenbild
Anneliese Neudecker

Lichtgestaltung
Ismael Schott

Brandenburgisches Staatsorchester
Frankfurt / Oder


Solisten

Amfortas
Raimund Nolte

Titurel
Andreas Hörl

Gurnemanz
Jukka Rasilainen

Parsifal
Benjamin Bruns

Klingsor
Kay Stiefermann

Kundry
Alexandra Petersamer

1. Blumenmädchen
Christiane Kohl

2. Blumenmädchen
Desislava Danova

3. Blumenmädchen
Tanja Christine Kuhn

4. Blumenmädchen
Simone Schröder


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