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Am Ende ein Esel...Von Magnus Kron und Leoni Lehmann / Fotos: © Bülent Kirschbaum Nachdem sich in den vergangenen Jahren das Wetter nicht immer so gnädig gezeigt hatte und die traditionelle Operngala zum Abschluss des Klangvokal Musikfestivals Dortmund ins Konzerthaus verlegt werden musste, konnte in diesem Jahr die Seebühne im Westfalenpark als Aufführungsort genutzt werden, wo sich auf den Tribünen und den Wiesen dahinter genügend Platz für die zahlreichen Zuhörer bot, welche, je nach Belieben leger oder konventionell, den musikalischen Darbietungen mit finalem Feuerwerk beiwohnen wollten. Auch der Fluss, welcher das Orchester und die Solisten vom Publikum trennte, verlieh dem Konzert eine zauberhafte und damit besondere Atmosphäre. Maria Agresta und Charles Castronovo mit dem WDR Funkhausorchester Köln Ebenfalls besonders waren auch die Umstände des Konzertes, da es aus gesundheitlichen Gründen zu einer kurzfristigen Umbesetzung des Tenors und damit auch zu einer Umstellung des Programms kam. Für den ursprünglich angekündigten Giorgio Berrugi sprang Charles Castronovo ein, der bereits auf zahlreichen Bühnen unter anderem als Don Ottavio in Mozarts Don Giovanni und Roméo in Gounods Roméo et Juliette Erfolge als lyrischer Tenor feiern konnte. Ihm zur Seite stand an diesem Abend die italienische Sopranistin Maria Agresta, die unter anderem als Mimì in Puccinis La Bohème in der Arena di Verona und als Violetta in Verdis La Traviata an der Staatsoper Berlin zu erleben war und erst im Mai 2014 mit dem "Franco Abbiati Prize" als beste Sängerin der Saison 2013/14 ausgezeichnet wurde. Begleitet wurde der Abend vom WDR Funkhausorchester Köln unter der hervorragenden musikalischen Leitung von Alexander Joel. Daniel Finkernagel sorgte als Moderator für komödiantische Übergänge zwischen den einzelnen Nummern und brachte den Zuhörern damit auf humoristische Weise ein Stück Musikgeschichte nahe. Schlussapplaus: von links nach rechts: Charles Castronovo, Maria Agresta, Alexander Joel, im Hintergrund: WDR Funkhausorchester Köln Den Auftakt machte das Preludio aus Verdis Macbeth, gefolgt von der Szene und Arie des Macduff "O figli, o figli miei! - Ah, la paterna mano", wo Macduff Rache für die Ermordung seiner Familie schwört. Sieht man davon ab, dass der Klang etwas zu leise war, was vielleicht mit dem dazwischen liegenden Fluss zu entschuldigen ist, gelang Castronovo mit dem Orchester dennoch eine eindrucksvolle Darbietung. Auch in der Arie des Alfredo aus Verdis La Traviata brillierte Castronovo mit sauberen Spitzentönen. Im folgenden Duett mit Agresta schwächelten allerdings sowohl Tenor als auch Sopran ein wenig, was aber eventuell auch wieder der leicht problematischen Akustik anzulasten ist. Im anschließenden "È strano!", dem Bravourstück für jede Sopranistin, gelang es Agresta nämlich, mit sauberen Koloraturen und großartiger Dramatik das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Nach einer kurzen Pause ging es dann mit Leoncavallo und Puccini weiter. Hätte man bei Pagliacci vielleicht mit der berühmten Arie "Vesti la giubba" des Bajazzo gerechnet, intonierte das Orchester zunächst das feierliche Intermezzo sinfonico in getragenem Stil, bevor Agresta mit der Arie der Nedda, "Qual fiamma avea nel guardo" noch einmal ihre ganze vokale Kunst aufbot. Zu recht wurde ihre Darbietung vom Publikum frenetisch gefeiert. Eine Steigerung erlebte man anschließend noch mit den Auszügen aus Puccinis La Bohème. Den Anfang machte Agresta mit Mimìs melancholischer Arie "D'onde lieta uscì", bevor Castronovo mit Rodolfos "Che gelida manina" die Herzen höher schlagen ließ. Unterstützt von der Abenddämmerung und einem aufkommenden seichten Sommerregen ging das anschließende Duett "O soave fanciulla" den Zuhörern regelrecht unter die Haut. Bei den Zugaben präsentierte Castronovo nach der fast schon obligatorischen Nummer "Una furtiva lagrima" aus Donizettis L'elisir d'amore auch noch ein sizilianisches Volkslied über einen Esel, wobei er sich dabei selbst griffsicher und humorvoll auf der Gitarre begleitete. Dies rundete in seiner Einfachheit einen ohnehin schon gelungenen Abend wunderbar ab. Das Orchester sorgte schlussendlich beim Feuerwerk mit einer taktgenauen Begleitung für einen regelrechten Begeisterungsrausch. FAZIT Das Abschlusskonzert versetzt mit den musikalischen Darbietungen und dem Feuerwerk die Zuhörer im Westfalenpark in einen regelrechten Kulturrausch. Weitere Rezensionen zum Klangvokal Festival Dortmund 2015Ihre Meinung ? Schreiben Sie uns einen Leserbrief |
AusführendeMaria Agresta, Sopran Charles Castronovo, Tenor WDR Funkhausorchester Köln Alexander Joel, Musikalische Leitung Daniel Finkernagel, Moderation WerkeGiuseppe Verdi "O figli, o figli miei!" - "Ah, la paterna
mano" "Come in quest'ora bruna" Ballo aus Macbeth "Lunga
de lei" - "De' miei bollenti spiriti" "Un dì, felice, eterea" "È strano!" Ruggero Leoncavallo
"Qual fiamma avea nel guardo" Giacomo Puccini "Che gelida manina"
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