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Klangvokal Musikfestival Dortmund 29.05.2015 - 28.06.2015
Liederabend Simone Kermes Aufführungsdauer: ca. 2 h 15' (eine Pause) Aufführung im Orchesterzentrum / NRW in Dortmund am 11. Juni 2015 |
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Konzert der Zugaben Von Thomas Molke / Fotos: © Bülent Kirschbaum Simone Kermes gehört zu den Sopranistinnen, deren Namen man nicht unbedingt mit einem Liederabend in Verbindung bringt. Mit ihrer enormen Bühnenpräsenz ist sie eigentlich prädestiniert für szenische Opernaufführungen oder eben Konzerte, in denen sie Musiktheaterauszüge präsentieren kann. Von daher mag es eventuell überraschen, dass sie im Rahmen des siebten Klangvokal Musikfestivals nun für einen Liederabend ins Orchesterzentrum / NRW in Dortmund eingeladen worden ist. Aber Kermes wäre nicht Kermes, wenn sie sich nicht auch für diesen Anlass eine Bühnenshow einfallen ließe, mit der sie allerorten ihr Publikum zu faszinieren versteht. So gibt es bei ihr kein Absingen vom Blatt, und schon der erste Auftritt wird regelrecht inszeniert. Riccardo Rocca betritt zunächst allein die Bühne, setzt sich ans Klavier und beginnt mit der fulminanten Tarantella La danza von Gioachino Rossini, während Kermes zu den ersten Takten in einem langen apricotfarbenen Abendkleid mit ausladender Stola durch den Zuschauersaal auf die Bühne kommt und direkt zu Beginn ein stimmliches Feuerwerk abschießt. Simone Kermes vor der Pause Im Folgenden macht Kermes dann einen bunten Streifzug durch die europäische Geschichte des Liedes von England über Frankreich, Deutschland und natürlich Italien. Dabei fasst sie die Musik aus einem jeweiligen Land in kleine Blöcke zusammen, bei denen man beinahe das Gefühl hat, der Applaus nach jedem einzelnen auch noch so kurzen Lied werde von Kermes nicht unbedingt gewünscht. Den Anfang machen dabei drei Lieder von Franz Schubert. Erwähnenswert ist hierbei Kermes' eindringliche Interpretation des Erlkönigs. Mit großer Leidenschaft schlüpft sie während des Gesangs in die Rollen des Vaters, des Sohnes und des Erlkönigs und versteht es dabei, einerseits ihre Stimme geschickt zu variieren, andererseits die Emotionen der jeweiligen Figur durch großartige Mimik zum Ausdruck zu bringen, so dass der Textdichter Goethe wie damals bei einem Vortrag von Wilhelmine Schröder-Devrient an dieser Darbietung seine helle Freude gehabt haben dürfte. Vom folgenden französischen Block bleibt vor allem die neobarocke Ode A Chloris von Reynaldo Hahn im Ohr, die dieser 1916 komponierte. Hierbei gelingt es Kermes, das verliebte Schmachten des Schäfers nach der schönen Nymphe wunderbar umzusetzen. Den Abschluss vor der Pause macht dann ein italienischer Block mit Liedern von Bellini und Donizetti. Die drei Lieder von Bellini kommen melodisch seinen Opern sehr nahe, und Kermes kann hierbei zarte Koloraturen perlen lassen. Während das erste Stück Malinconia, ninfa gentile, in dem die Melancholie besungen wird, von einer gewissen Schwermut durchzogen wird, erinnert das dritte Lied Per pietà, bell'idol mio in der Leichtigkeit an Mozart. Mit Donizettis Amor marinaro verabschiedet sich Kermes dann äußerst schwungvoll in die Pause. Nach der Pause tritt sie dann mit einem aufwendigen schwarz-weißen Tüllkleid mit silbernen Applikationen und silbrig glänzenden hochhackigen Schuhen auf, bei denen man sich fragt, wie Kermes auf diesen Schuhen überhaupt laufen kann. Der nächste Block gehört nun den Engländern. Hier soll vor allem der Song "Music for a while" aus Purcells Schauspielmusik zur Tragödie Oedipus erwähnt werden, bei dem Kermes gekonnt zwischen dem sanften Refrain in weichen Tönen und der lautmalerischen Beschreibung der Furien changiert. Nach zwei weiteren deutschen Blöcken mit Liedern von Hugo Wolf und Richard Strauss schließt sie das Programm erneut mit Gioachino Rossini. Dieses Mal wählt sie zwei Lieder aus seinem Spätwerk Péchés de Vieillesse, einer Sammlung von rund 150 Liedern, die Rossini zwischen 1857 und 1868 für Kammermusikbesetzung, Sänger und / oder Klavier komponierte. Mit der Canzonetta spagnuola von Rossini bringt Kermes dann auch noch spanisches Kolorit in den Abend. Simone Kermes nach der Pause (am Klavier: Riccardo Rocca) Damit ist das offizielle Programm des Abends beendet. Doch es folgt noch ein dritter Teil, der ebenfalls fast die Länge der vorangegangenen Teile erreicht: die Zugaben. Und hier bedient Kermes nun das, worauf ein Großteil des Publikums wohl schon den ganzen Abend gewartet hat: die Oper. In lockerem Plauderton kommt Kermes nun mit dem Publikum ins Gespräch und beweist sich in den folgenden beiden Nummern als Expertin der halsbrecherischen Koloraturen. Den Anfang macht die Arie "Oh luce di quest' anima" aus Donizettis Linda di Chamounix. Hier beweist Kermes mit exquisiten Spitzentönen ihre Belcanto-Qualitäten. Danach folgt die Arie der Amalia aus dem zweiten Akt aus Verdis I masnadieri. Im Anschluss daran präsentiert Kermes "Lili Marleen" und erzählt die Anekdote, dass sie bei ihrem ersten Auftritt für dieses Lied einen Buhruf geerntet habe, was man heute nicht mehr verstehen kann. Danach verabschiedet sie sich mit Händels "Lascia ch'io pianga" aus Rinaldo und kokettiert dabei damit, dass sie glaube, dass Händel diese Arie auch für sie geschrieben habe. So gibt es am Ende frenetischen Applaus für eine Ausnahmesängerin, die trotz des Eindrucks, den ihre Liedinterpretationen hinterlassen, deutlich macht, dass sie eigentlich in den Opernbereich gehört. FAZIT Simone Kermes beweist an diesem Abend mit einem umfangreichen Repertoire ihre Vielseitigkeit. Weitere Rezensionen zum Klangvokal Festival Dortmund 2015
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AusführendeSimone Kermes, Sopran Riccardo Rocca, Klavier
WerkeGioachino Rossini Franz Schubert Lied der Mignon D 877/4 Erlkönig D 328 Gabriel Fauré Eric Satie Reynaldo Hahn Vincenzo Bellini Il fervido desiderio Per pietà, bell'idol mio Gaetano Donizetti Henry Purcell "Music for a while" aus Oedipus Z 583 John Eccles Hugo Wolf Ich hab in Penna einen Liebsten wohnen Richard Strauss Die Nacht op. 10/3 Morgen! op. 27/4 Zueignung op. 10/1 Gioachino Rossini Canzonetta spagnuola
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