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Musikfestspiele
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Opernfestspiele Heidenheim

16.05.2015 - 02.08.2015

Macbeth

Melodramma in quattro atti
Libretto von Francesco Maria Piave nach der gleichnamigen Tragödie von William Shakespeare (1606)
Musik von Giuseppe Verdi

in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Dauer: ca. 3  Stunden – eine Pause

Premiere am 3. Juli 2015
(rezensierte Aufführung: 31.07.2015

 


 

 

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Fast ganz in Schwarz

Von Christoph Wurzel

Im sommerlichen Festspielbetrieb etwas abseits der Zentren musikalischer Festivals haben sich die Opernfestspiele Heidenheim mittlerweile einen guten Namen gemacht. In diesem Jahr gab es die 51. Ausgabe, die wieder ein reiches Angebot an Konzerten, Kindertheater und als Höhepunkt Verdis Macbeth bereit hielt. In Heidenheim steht mit der Ruine einer Stauferburg, dem „Rittersaal“, ein reizvoller Spielort für Opernaufführungen Open Air zu Verfügung. In diesem heißen Sommer konnten auch im etwas raueren Klima der württembergischen Ostalb fast alle Aufführungen dort präsentiert werden. Ausgerechnet aber die hier rezensierte vorletzte Aufführung musste wegen zu kalter Abendtemperaturen im Saale stattfinden. In Heidenheim, wegen dreier großer Weltfirmen kulturpolitisch auf der finanziellen Sonnenseite, hat man aber für derlei Gelegenheiten ein Kulturzentrum in ansprechend modernem Design zur Verfügung, das sogar mehr Zuschauern Platz bietet als der Rittersaal.

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Das Kulturzentrum und Festspielhaus in Heidenheim (Foto: © Stadt Heidenheim)

Sicherlich hat diese Inszenierung im Ambiente der Ritterburg mehr Wirkung entfaltet als im Saale. Auch wenn das Bühnenbild dasselbe ist, so ist die Kulisse einer Burgruine unter freiem Nachthimmel für diese Oper bestimmt erheblich beeindruckender. Macbeth, Verdis vielleicht düsterste Oper überhaupt, wurde in Heidenheim vom Würzburger Intendanten Hermann Schneider in tiefstes Schwarz gegossen. Die Ausnahme bildet nur das Bankett am Hofe Macbeths als neuem König im 2. Akt. Allein aus diesem Grund ist von psychologisch motiviertem Spiel der Sängerdarsteller nur sehr wenig zu sehen, sofern es überhaupt in der Inszenierung angelegt sein sollte; denn der Regisseur setzt zumeist auf plakative Szenen-Arrangements. Leider werden da auch Klischees nicht ausgelassen: Macbeth in Rockerkluft, die Lady in schwarzem Leder, die Hexen wild gestikulierend und -unvermeidlich- für die Soldaten Komissstiefel samt Kalaschnikow. Alles wirkt ein bisschen wie aus den Kindertagen des Regietheaters. Man hat von derlei Bildern mittlerweile genug gesehen. Die konzeptionellen Ideen dagegen tragen nicht weit. Der teuflische Ehrgeiz der Lady Macbeth wird als Kompensation von Kinderlosigkeit behauptet. Gleich zu Anfang vergräbt eine Figur eine Kinderleiche im schwarzen Sand des Bühnenbodens. Und Bancos Sohn, der ja geflohen ist, um später einmal König zu werden, wird bei der Königsproklamation von Macbeths Bezwinger Malcolm brutal ermordet. Der Chor als geknechtetes schottisches Volk wird bei seiner ergreifenden Klage  patria opressa in gelbe und blaue Müllsäcke gesteckt, Zeichen dafür dass das Herrschaftssystem Macbeths Menschen als Müll behandelt. Außer solchen überdeutlichen Fingerzeigen kommt aber die Tiefenschicht der Personencharaktere in dieser Inszenierung kaum zum Vorschein.

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Schwarz bis zur Unkenntlichkeit: Macbeth-Bühne von Stefan Brandtmayr mit dem Tschechischen Philharmonischen Chor Brünn. (Foto: Dr. Thomas Bünnigmann)

Musikalisch dagegen punktet die Produktion vor allem mit dem Orchester, den hervorragend differenziert spielenden Stuttgarter Philharmonikern. Der gebürtige Heidenheimer Marcus Bosch, GMD an der Oper Nürnberg,  kann als Künstlerischer Leiter der Opernfestspiele Heidenheim und Dirigent dieser Produktion den Erfolg vornehmlich auf der musikalischen Seite verbuchen. Er dirigierte an diesem Abend mit großem Gespür für die Feinheiten der Partitur. So entstand ein filigranes Klangbild. Zugleich entwickelte er aus der Musik deren dramatische Kraft. Eindrucksvoll eingefangen wurde die besondere Tinta dieser frühen Oper von Verdi, mit der er bereits weit in musikdramatische Regionen vorgestoßen ist.

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Der Künstlerische Leiter der Opernfestspiele Heidenheim Marcus Bosch ( Foto: Ulf Krentz)

So kommen in Macbeth die Charaktere der Personen nicht allein szenisch, sondern auch durch die Musik, durch die vokale Gestaltung der Partien prägnant zum Ausdruck. Mit dem Amerikaner Stephen Gartner, der an diesem Abend die Titelrolle verkörperte, war dies in exzellenter Weise erfüllt. Nicht allein seine kraftvolle, im Klang runde und schöne Stimme beeindruckte, sondern auch seine intensive stimmliche Gestaltungskraft, die Macbeth als den bösartigen und zugleich von seinem Gewissen gepeinigten Täter vollkommen glaubhaft machte. Als Lady stand ihm Morenike Fadayomi zur Seite, die sich mit der Leichtigkeit des "Brindisi" beim Bankett wesentlich überzeugender präsentierte, als in den Solopassagen voll abgründiger Tiefe und Dämonie. Ihre Stimme scheint dafür über zu wenig Fülle und Schwere zu verfügen. Als Banco brachte Young Kwon eine gehörige Portion vokale Schwärze mit, blieb dabei aber etwas monochrom und auch im Spiel wenig ausdrucksvoll. Demos Flemotomos als Macduff stellte seinen glanzvollen Tenor in der großen Arie "Ah, la paterna mano" eindrucksvoll aus. Szenisch wurde diese Nummer allerdings zu einem völligen Fremdkörper, war doch der Sänger an dieser Stelle überhaupt nicht in die Handlung eingebunden, sondern trat auf wie im Konzert.

Als Festivalchor bot der Tschechische Philharmonische Chor aus Brünn beachtliche Stimmgewalt auf, war aber von der Regie entweder zu hektisch (Hexen) oder zu statisch geführt. Vokal meisterten die ja nicht an Bühnenauftritte gewöhnten Choristinnen und Choristen ihren Part sehr gut, hört man über wenige inhomogene Stellen hinweg.

FAZIT

Im Vergleich zum vergangenen Jahr, als die Opernzwillinge Pagliacci und Cavalleria rusticana in einer ambitionierten Regie an diesem Ort voll überzeugen konnten, leidet  Macbeth doch zu stark an inszenatorischer Schwäche. Diesem sympathischen Opernfestival sind mehr intelligente Inszenierungen zu wünschen. Die gute Musik dazu hat es ja schon.



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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Marcus Bosch

Regie
Hermann Schneider

Bühne
Stefan Brandtmayr

Kostüme

Cornelia Kraske

Licht

Hartmut Litzinger

Chor
Petr Fiala

Dramaturgie

Lena Normann

 

Stuttgarter Philharmoniker

Tschechischer
Philharmonischer Chor Brünn

Eleven Neuer Kammerchor
Heidenheim,
Schillergymnasium Heidenheim


Solisten

*rezensierte Aufführung

Macbeth
*Stephen Gartner /
Antonio Yang


Lady Macbeth
*Morenike Fadayomi /
Melba Ramos


Banco
Woong-jo Choi /
*Young Kwon /
Florian Spiess


Macduff
Demos Flemotomos

Malcom
León de la Guardia

Dama di Lady Macbeth
Isabel Blechschmidt

Arzt / Herold / Mörder / Macbeths Diener
Felix Rathgeber

 

 
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