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Oper für Gartenfreunde Von Roberto Becker / Fotos von Michel Cavalca Bei dem aktuellen Frühjahrsfestival, das Serge Dorny der Oper in Lyon seit Beginn seiner Intendanz 2003, jedes Jahr verordnet hat, gibt es in diesem Jahr neben Gluck und Schreker auch die multimediale Oper Sunken Garden von Michel van der Aa. Diese Produktion ist zwar nicht die Innovation in Sachen Gesamtkunstwerk, die sie zu sein verspricht, aber sie passt zum aktuellen Festspiel-Thema. Wobei diese internationale Koproduktion mit der Englisch National Opera und des Toronto Festivals, die vor zwei Jahren in London herauskam und auch schon in Amsterdam zu sehen war, nicht im Opernhaus, sondern im Théâtre National Populaire im Lyoner Stadtteil Villeurbanne stattfand, was ziemlich gut passt. Eine bunte Illusion in 3D Denn es ist der bewusste Mix der noch am meisten fasziniert: aus klassischem Gesang (Katherine Manley als Zenna Briggs und Caron McFadden als Iris Marinus eindrucksvoll beisteuern) und Orchester im Graben (unter Leitung von Etienne Siebens), Filmeinspielungen und einer faszinierenden 3 D Gartenlandschaft, in die die Sänger integriert sind. So mysteriös freilich wie das Festivalmotto verheißt ist dieser Garten nicht. Sunken Garden entstand auf ein Libretto des Cloud-Atlas-Autors David Mitchell. Im Mittelpunkt stehen der Video-Künstler Toby Kramer (markant und eloquent: Roderick Williams) und sein Projekt über den unter ungeklärten Umständen verschwundenen Simon Vines (Jonathan McGovern). Hilfe findet er bei Zenna Briggs (Katherine Manley), seiner Produzentin. Auf der Suche nach den Verschwundenen findet Toby unter einer Brücke den Zugang zu einem versunkenen Garten. Mit den 3D Brillen auf der Nase erweist der sich als hübsch wuchernde Stück dekorativ arrangierter Natur. Wirklichen Zauber entfaltet das Grünzeug nicht. Immerhin tauchen hier vor den Augen des Suchtrupps Simon Vines (Jonathan McGovern) und seine ebenfalls verschwundene Freundin Amber Jacquemain (Kate Miller-Heidke) auf. Und die engelsähnliche Iris Marius. Es ist ein Reich, das irgendwo zwischen Leben und Tod zu schweben scheint. In dieser virtuellen Zauberwelt, weiten sich kleine Pixel-Störungen zu riesigen Löchern aus, die nach den Zuschauern greifen und diese Illusion von Paradies zerplatzen lassen. Am Ende implodiert die Raum Illusion, so als würde sie von geheimnisvollen Mächten einfach aufgesaugt. Error und Ende der Dreidimensionalität. Eine Pixelstörung im Zaubergarten und in der Wirklichkeit Dazwischen gibt es Filmeinspielungen mit den diversen von Schauspieler vorgetragenen Berichten über die beiden abhanden gekommene, offenbar entführte Zeitgenossen Amber (Kate Miller-Heidke) und Simon (Jonathan McGovern). Thun Mosk hat dafür einen knappen szenischen Rahmen mit angedeutetem Zimmer und luftleichten Vorhängen geschaffen. Da Problem dieser Opernkreation liegt weniger in ihrer modernen Verpackung, als vielmehr im Kern des Genres. Die Musik des Komponisten ist eher Illustration und Parlando Begleitung bei einer am Ende dann doch etwas geschwätzige Suche nach zwei verlorenen gegangenen Zeitgenossen. FAZIT Sunken Garden ist ein Versuch mit hohem Innovationsanspruch. Ein Gesamtkunstwerk eigener Art ist es zwar, aber vor allem da, wo es drauf ankäme, bei der Musik, bleibt van der Aa ausgesprochen konventionell. Filmoper ist ein wenig hochgegriffen. Zu den weiteren Rezensionen zum Festival 2015
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Produktionsteam
Komposition und Inszenierung des Films
Musikalische Leitung
Ausstattung und Licht
Kostüme
Orchestre de l’Opéra de Lyon
Toby Kramer
Zenna Briggs
Iris Marinus
Simon Vines (Film)
Amber Jacquemain (Film) Schauspieler im Film
Sadaquat Daastani
Ally Hewitt
Rita Wales
Stella
Portia Jacquemain
Junger Mann
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