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Musiktheater
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Festspiel-Liederabend
Jonas Kaufmann

Aufführungsdauer: ca. 1h 25' (keine Pause)

Montag, 20. Juli 2015, 20.00 Uhr
Nationaltheater in München

 

 



Bayerische Staatsoper München
(Homepage)

Die Leiden des jungen Müllers

Von Thomas Molke / Fotos von Wilfried Hösl

Zu den Münchner Opernfestspiele gehören neben zahlreichen Opernproduktionen aus der vergangenen Spielzeit oder dem langjährigen Repertoire auch Liederabende. Dabei mag verwundern, dass auch sie teilweise im großen Nationaltheater stattfinden, da sie von der Gattung her eher für einen intimeren Rahmen geeignet scheinen. Wenn aber selbst das Nationaltheater an einem Montagabend für einen Liederabend ausverkauft ist, dürfte es wohl vor allem an dem Interpreten liegen, den man eingeladen hat: Jonas Kaufmann. Der 2013 zum Bayerischen Kammersänger ernannte Tenor, der an nahezu allen wichtigen Bühnen der Welt Stammgast ist, ist auch in München regelmäßig bei den Opernfestspielen zu erleben, in diesem Jahr zum Beispiel als Renato Des Grieux in Puccinis Manon Lescaut. Den Liederabend hätte jedoch beinahe eine Wespe verhindert, die den Sänger nachmittags in die Oberlippe gestochen hatte. Doch Kaufmann versicherte, dass er nach sofortiger Behandlung durch einen Arzt singen könne, und bat lediglich um Verständnis, falls er zum Kühlen der Lippe zwischen den einzelnen Liedern die Bühne kurzzeitig verlassen müsse. Das war allerdings nicht einmal nötig. Stattdessen gab er sogar noch insgesamt vier Zugaben.

Für den Abend hat Kaufmann Franz Schuberts Liederzyklus Die schöne Müllerin ausgewählt, die Schubert 1823 auf die gleichnamige Gedichtsammlung seines Zeitgenossen Wilhelm Müller komponierte. Müller soll von der unerfüllten Liebe zu Luise Hensel dazu veranlasst worden zu sein, dieses Gedicht zu verfassen. Man sagt, dass Schubert es bei seinem Freund gelesen habe und davon so beeindruckt gewesen sei, dass er das Buch direkt mit nach Hause genommen und am nächsten Tag bereits die ersten Lieder auf die Gedichte komponiert habe. Der Zyklus besteht aus insgesamt 20 Liedern und beschreibt die Geschichte eines jungen Müllersgesellen, der auf seiner Wanderschaft zu einer Mühle gelangt und sich dort in die Tochter seines neuen Meisters verliebt. Diese verliert er jedoch an einen Jäger, so dass er sich am Ende aus Kummer ertränkt. Ob die Liebesbeziehung zwischen dem Müllersgesellen und der jungen Müllerin in der Mitte des Zyklus dabei nur eine Träumerei des jungen Mannes darstellt oder sich real abspielt, bleibt der Fantasie des Zuhörers überlassen. Die Vorlage lässt dabei beide Interpretationsansätze zu.

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Jonas Kaufmann

Kaufmann legt den jungen Müllersgesellen mit einer baritonalen Stimmfärbung an, was bereits im ersten Lied "Das Wandern" deutlich wird. Dabei arbeitet er die unterschiedlichen Gefühlsregungen des jungen Burschen stimmlich differenziert heraus. In den leisen Tönen bewegt er sich dabei ohne Registerwechsel in die Höhen und schafft es dennoch, die hohen Töne sauber zu intonieren und mit einer klaren Diktion zu unterlegen. Dies wird zum ersten Mal deutlich, wenn er an der Mühle angekommen ist und die schöne Müllerin erblickt hat. In "Danksagung an den Bach" lässt er seinen überschwänglichen Gefühlen für die schöne Frau freien Lauf und gibt sich absolut schwärmerisch. Im fünften Lied "Am Feierabend" ändert sich dann das Tempo der Musik, was von Helmut Deutsch am Klavier präzise herausgearbeitet wird. Der Müllersgeselle möchte am liebsten bis zum Umfallen arbeiten, um die schöne Frau auf sich aufmerksam zu machen. In diesem Tatendrang sprudelt Kaufmann vor lauter Eifer regelrecht über, um dann allerdings zurück in Melancholie zu verfallen, wenn er erkennt, dass die anderen Burschen genauso viel können wie er und ebenfalls vom Meister gelobt werden. So wendet er sich in "Der Neugierige" erneut dem Bach zu und fragt ihn um Rat. In "Ungeduld" keimt dann neue Hoffnung im Müllersgesellen auf, die Kaufmann in die wiederholten Worte "Dein ist mein Herz" legt, wobei er beim ersten Mal die Worte noch mit zarter Stimme ansetzt und im weiteren Verlauf sie mit immer stärker werdendem tenoralem Glanz regelrecht herausschmettert.

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Jonas Kaufmann mit Helmut Deutsch am Klavier

Nach der kurzen innigen Liebesbeziehung zwischen Müllersgeselle und Müllerin, die als Liebesbeweis das grüne Band seiner Laute erhalten hat, erfolgt dann der Auftritt des Jägers, der auch musikalisch einen Wechsel einleitet. Hektisch erkennt der Müllersgeselle die Gefahr, die von dem Jäger ausgeht, was Kaufmann mit großer Intensität in seinen Gesang einfließen lässt. Das Tempo des Textes und der Musik scheinen sich in "Der Jäger" regelrecht zu überschlagen. Auf eine sich in tenoralem Glanz aufbäumende Eifersucht folgt dann die Verzweiflung, nachdem der Müllersgeselle erkennen muss, dass er die schöne Müllerin an den Jäger verloren hat. Nun ergibt er sich ganz seinem Liebesleid und beschließt, sich im Bach das Leben zu nehmen. Im 19. Lied "Der Müller und der Bach" kommt es erstmals zu einem Dialog zwischen dem Müllersgesellen und dem Bach. Leider lässt sich hier an Kaufmanns Darstellung nicht erkennen, dass an dieser Stelle ein "Dialog" stattfindet. Vielleicht hätte er den Bach im Ausdruck leicht anders anlegen sollen. In "Des Baches Wiegenlied" begeistert Kaufmann dann mit ganz leisen Tönen. In diesem Moment hätte man im großen Nationaltheater eine Stecknadel fallen hören können. Für diese bewegende Interpretation erhalten Kaufmann und Deutsch frenetischen Applaus.

Aufgrund des nicht enden wollenden Jubels bietet Kaufmann dann insgesamt noch vier Zugaben. Dabei bleibt er zum einen der Gattung "Lied" und zum anderen auch dem Komponisten treu. Nach "Der Jüngling an der Quelle" folgt "Die Forelle". Bei Deutschs lautmalerischem Spiel am Klavier hört man den Fisch dabei regelrecht durch das Wasser springen, bis er schließlich vom Angler gefangen wird. Es folgt dann noch "Durch Feld und Wald zu schweifen", bevor Kaufmann dann mit dem vertonten Goethe-Gedicht "Am Flusse" den Abend endgültig beendet.

FAZIT

Jonas Kaufmann beweist, dass er auch ein hervorragender Liedinterpret ist und mit Schuberts Die schöne Müllerin das voll besetzte Nationaltheater vor Begeisterung zum Toben bringen kann.

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Ausführende

Jonas Kaufmann, Tenor

Helmut Deutsch, Klavier

 


Werk

Franz Schubert
Die schöne Müllerin, op. 25 D 795
Text: Wilhelm Müller
 

 


Weitere
Informationen

erhalten Sie unter 
Bayerische Staatsoper München
(Homepage)



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