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Französischer und italienischer BelcantoVon Thomas Molke / Fotos vom Rossini Opera Festival Neben den Opernproduktionen gibt es in jedem Jahr beim Rossini Opera Festival in Pesaro im Begleitprogramm auch eine Reihe unter dem Titel Concerti di Belcanto, in der einzelne Solisten Werke präsentieren, die, anders als bei den Opern, nicht ausschließlich aus der Feder des Schwans von Pesaro stammen. Die Interpreten sind dabei in der Regel entweder noch für mindestens eine weitere Produktion im Rahmen der Festspiele beschäftigt oder dem Festival seit mehreren Jahren als wiederkehrender Gast verbunden. So ist beispielsweise Nicola Alaimo in der Neuproduktion von La gazzetta als Don Pomponio zu erleben. Die Mezzosopranistin Chiara Amarù hat zwar in diesem Jahr in keiner weiteren Opernproduktion eine Partie übernommen, ist aber seit 2011 ständiger Gast in Pesaro. So interpretierte sie 2011 die Amenofi in Mosè in Egitto, 2012 die Marianna in Il signor Bruschino und Isaura in der konzertanten Aufführung des Tancredi, 2013 den Malcolm in der konzertanten Aufführung von La donna del lago und 2014 die Rosina in der Semi-Stage-Produktion von Il barbiere di Siviglia. Chiara Amarù Für ihr Belcanto-Konzert im Auditorium Pedrotti hat sie ein Programm aus dem Bereich des französischen und italienischen Belcanto zusammengestellt, das von Carmen Santoro am Klavier begleitet wird. Dabei besteht der erste Teil aus französischem Repertoire, während sich der zweite Teil mit Gioachino Rossini und Gaetano Donizetti dem italienischen Belcanto widmet. Eine Klammer um das ganze Programm setzen die Nuit d'Espagne von Jules Massenet und die Canzonetta Spagnuola von Rossini. Während die Nuit d'Espagne mit ihrem romantischen Klang allerdings ihre französischen Wurzeln kaum verleugnen kann und man das Gefühl hat, die laue Sommernacht eher in Frankreich als in Spanien zu erleben, versprüht Rossinis temperamentvolle Canzonetta Spagnuola wesentlich mehr spanisches Lokalkolorit. Dennoch zeigt Massenets Sevillana, dass nicht nur Georges Bizet spanisches Flair vermitteln kann. Amarù intoniert die Lieder mit samtiger Mittellage und enormer Durchschlagskraft in den Höhen. Mit Carmen Santoro hat sie eine einfühlsame Begleitung am Klavier. Aus dem französischen Repertoire präsentiert Amarù im weiteren Verlauf zwei Arien. Den Anfang macht dabei die berühmte Arie der Mignon "Connais-tu le pays" aus der gleichnamigen Oper von Ambroise Thomas, die Thomas auf die Vorlage von Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre komponierte. Mit großer Eindringlichkeit bringt Amarù die Sehnsucht der Titelfigur nach ihrer Heimat, dem Land, "in dem die Zitronen blühen", zum Ausdruck und besticht durch mädchenhafte Melancholie. Ihre Wandlungsfähigkeit stellt sie dann mit der Arie des Pagen Urbain aus Giacomo Meyerbeers Grand Opéra Les Huguenots unter Beweis und begeistert mit spielerischer Leichtigkeit im Gesang und in der Darstellung. Chiara Amarù mit Carmen Santoro am Klavier Im zweiten Teil widmet sich Amarù dann großen Mezzopartien von Rossini und präsentiert eine eher unbekannte Komposition von Gaetano Donizetti, ein neapolitanisches Volkslied. Den Anfang macht die berühmte Auftrittsarie der Isabella aus Rossinis L'Italiana in Algeri, "Cruda sorte", die Amarù mit großer Durchschlagskraft in den Höhen und beweglichen Koloraturen intoniert. Nach Donizettis Romanze folgt dann aus La donna del lago das Rezitativ des Malcolm mit der anschließenden Kavatine, in der der junge Mann seine Liebe zu Elena, der Titelfigur besingt. Auch hier begeistert Amarù mit betörender Innigkeit. In der abschließenden Canzonetta Spagnuola zeigt sich Amarù dann wieder von einer temperamentvollen und ausgelassenen Seite. Als Zugabe präsentiert Amarù dann noch das große Finale der Angelina aus Rossinis La Cenerentola. Mit welcher Beweglichkeit und Variation sie hierbei die Koloraturen ansetzt, lässt das Publikum in frenetischen Jubel ausbrechen, so dass die Zuschauer die sichtlich bewegte Sängerin gar nicht gehen lassen wollen. So verlässt Amarù mit einer zweiten Zugabe den Bereich des Belcanto und präsentiert mit feurigem Temperament einen spanischen Song unter dem Titel "Yambambó! Yambambé".
FAZIT Chiara Amarù gelingt ein bewegender Streifzug durch das französische und italienische Opern-Repertoire des 19. Jahrhunderts.
Weitere Rezensionen zu dem
Rossini Opera Festival 2015 |
AusführendeChiara Amarù, MezzosopranCarmen Santoro, pianoforte
WerkeJules Massenet Chanson andalouse Sevillana
Ambroise Thomas Giacomo Meyerbeer Gioachino Rossini Gaetano Donizetti Gioachino Rossini Canzonetta Spagnuola
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