Gefangen in der Emotion
Von Joachim Lange
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Fotos © Salzburger Festspiele / Hans Jörg Michel
Der Feuerzauber im Haus für Mozart ist gewaltig. Da brennt am Ende ein ganzes Schulhaus. Außen haben sie Feuer gelegt und drinnen sitzt ein Paar an Stühlen gefesselt inmitten von Möbeln, die zum Scheiterhaufen geschichtet sind. Das Beklemmende daran ist, dass niemand diesen Tod in Frage stellt, nicht mal die beiden selbst. Vincenco Bellinis Norma kommt dem, was heute so an Wahnsinn triumphiert, gefährlich nahe. Auch wenn es von den Regisseuren Moshe Leiser und Patrice Caurier in jene Kriegsjahre verlegt wurde, in denen die römischen Besatzer des Librettos im wahren Leben deutsch gesprochen haben. Und sie haben das ziemlich klug gemacht. Auf die eine Sängerin im Zentrum zugeschnitten, das schon.
Norma und Pollione
Aber es ist doch mehr als nur eine szenische Garnierung für einen Starauftritt von Cecilia Bartoli, den Nobel-Festspiele wie Salzburg brauchen, damit der Laden läuft. Sie haben die Geschichte zeitlich ins besetzte Frankreich des Zweiten Weltkrieges verlegt. Wobei die Résistance dann ziemlich barbarisch im Umgang mit den eigenen Leuten weggkommt. Doch bleibt der innere Konflikt Normas zwischen ihrem Amt als Priesterin und der heimlichen Liebe zum Anführer der Feinde quasi aufs Kammerspielformat und die Vorderbühne konzentriert. Als Priesterin plädiert sie eigentlich mit Augenmaß gegen jedes sinnlose Opfer. Doch als betrogene Frau ruft sie dann ohne Rücksicht auf Verluste (auch den des eigenen Lebens) den Aufstand aus. Für diesen Triumph der Emotion ist die Bartoli genau die Richtige.
Norma
Zumal Norma vor allem eine Oper um den einen Superhit bleibt: "Casta Diva" und die Callas haben dafür gesorgt, dass dieses gruselige Belcanto-Schmuckstück nicht im Orkus des Vergessens zwischen Mozart und Verdi verschwunden ist. Nicht gerade landauf, landab auf den Spielplänen, aber doch ab und zu. Und natürlich eine Paraderolle für eine Sängerin vom Format Cecilia Bartolis, deren Wirken als künstlerischer Leiter der Salzburger Pfingstfestspiele diese Produktion von 2013 (siehe unsere Rezension) zu verdanken ist. Und die verschlägt einem wirklich den Atem! So sicher und perfekt, so verinnerlicht und wenig auf den Showeffekt hin, wird das Gebet an die Mondgöttin live wohl nirgends gesungen. Koloraturen, die aus Inneren kommen und etwas meinen, sind eine Seltenheit.
Dramatisches Finale: Norma und Pollione
Dabei ist auch das Ensemble um sie herum phantastisch. Allen voran John Osborn als Pollione. Glaubwürdig und mit strahlender Höhe ist er der Mann in der Zwickmühle zwischen zwei Frauen, die beide ihr Leben riskierten, als sie sich mit ihm einließen. Oder die hauchzarte Rebeca Olvera als Adalgisa. Im Graben des Hauses für Mozart sind Giovanni Antonini und das Orchestra La Scintilla der Oper Zürich die adäquaten Anwälte, um Bellinis Rechte zu vertreten. Jubel für ein schön eingefasstes Festspieljuwel namens Bartoli!
FAZIT
Cecilia Bartolis triumphiert als Norma bei den Salzburger Festspielen und zwar als Sängerin und als Initiatorin dieser Norma-Produktion.
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Produktionsteam
Musikalische Leitung
Giovanni Antonini
Inszenierung
Moshe Leiser Patrice Caurier
Bühne
Christian Fenouillat
Kostüme
Agostino Cavalca
Licht
Christophe Forey
Choreinstudierung
Gianluca Capuano
Dramaturgie
Konrad Kuhn
Coro della Radiotelevisione Svizzera, Lugano
Orchestra La Scintilla an der Oper Zürich
Solisten
Norma
Cecilia Bartoli
Adalgisa
Rebeca Olvera
Pollione
John Osborn
Oroveso
Michele Pertusi
Clotilde
Liliana Nikiteanu
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