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Komödie gegen Tragödie und SchäferspielVon Thomas Molke / Fotos von Roxana Vlad
Lisinga (Sara Bañeras, links), Tangìa (Ana Victoria Pitts, Mitte) und Sivene (Silvia Aurea De Stefano, rechts) langweilen sich.
Als Festspiel-Intendant Jochen Schönleber im April dieses Stück unter der musikalischen
Leitung von Raúl Giménez am Teatre de Sarrià in Barcelona als Produktion der "Amics
de l'Òpera de Sarrià" mit jungen
Sängerinnen und Sängern in Szene setzte, lag es nahe,
diese Produktion jetzt auch als Gastspiel nach Bad Wildbad zu holen. Die
Handlung basiert auf einem Libretto von Pietro Metastasio und spielt in einem
fiktiven China.
Da kommt den Damen Lisingas kürzlich aus Europa
zurückgekehrter Bruder Silango (César Arrieta) gerade recht.
Auch wenn Schönleber beim musikalischen Vorspiel Lisinga in einem feuerroten
Kimono auftreten und ihren Freundinnen bunte Lampionschirme überreichen lässt,
wird sehr schnell deutlich, dass hier kein pseudo-asiatisches Kolorit gezeigt
werden soll. So präsentieren sich die Damen anschließend beim Sonnenbad auf großen Holzliegen
in figurbetonten Badekombinationen äußerst europäisch. Natürlich ist es ihnen
unangenehm, wenn Silango als Dandy in diese Privatsphäre eindringt, aber die
Einkaufstüten namhafter Modedesigner lassen die Damen schnell zu der Erkenntnis
kommen, dass es doch gar nicht so schlecht ist, den jungen Mann bis zum Einbruch
der Dunkelheit bei sich zu behalten. Die Präsentation der drei Gattungen erfolgt
dann recht traditionell. Doch für das Ende hält Schönleber einen Regie-Gag der
besonderen Art bereit. Nachdem Silango die drei Freundinnen von der
Fortschrittlichkeit Europas überzeugt hat, enthüllt der Inhalt der drei
Einkaufstüten mit Besen, Kehrblech und Staubwedel, wie es tatsächlich um die
Gleichberechtigung in dem ach so emanzipierten Europa bestellt ist. Da ist es
kein Wunder, dass die drei Frauen Silango am Ende von der Bühne jagen.
Dann machen wir halt Ballett: von links: Sivene
(Silvia Aurea De Stefano), Tangìa (Ana Victoria Pitts), Silango (César Arrieta)
und Lisinga (Sara Bañeras).
Bei den vier Solisten handelt es sich allesamt um Teilnehmer der Meisterklasse
von Lorenzo Regazzo, die das Gastspiel in Bad Wildbad direkt mit diesem Kurs
verbunden haben. Sara Bañeras stellt als Lisinga in ihrer großen Arie die
Tragödie vor. Dafür hat sie eine Szene der Andromache ausgewählt, die nach dem
Trojanischen Krieg in die Hände des Pyrrhus gefallen ist und nun vor der Wahl
steht, den griechischen König zu heiraten und damit ihrem verstorbenen Mann
Hektor untreu zu werden oder ihren geliebten Sohn Astyanax zu opfern.
Eingefleischten Rossini-Fans dürfte diese Episode auch aus Rossinis Oper
Ermione bekannt sein, und Reto Müller macht bei seinem Einführungsvortrag
zur Oper leise Hoffnungen, dass man in den folgenden Jahren mit einer Produktion
dieser selten gespielten Oper in Bad Wildbad rechnen darf.
Von diesen europäischen "Mode-Accessoires" sind
Tangìa (Ana Victoria Pitts, links), Lisinga (Sara Bañeras) und Sivene (Silvia Aurea De Stefano) alles andere als begeistert.
Großes komisches Talent besitzt auch Ana Victoria Pitts als Tangìa
FAZIT
Das Königliche Kurtheater bietet das passende Format für diese Art Salonoper,
und auch in diesem Bereich gibt es sicherlich noch einiges zu entdecken. Das
junge Ensemble begeistert durch große Spielfreude,
Weitere Rezensionen zu Rossini in
Wildbad 2015 |
ProduktionsteamMusikalische Leitung und KlavierMichele D'Elia Regie, Bühnenbild und Kostüme Licht
SolistenLisinga, Adelige junge Chinesin
Sivene, Lisingas Freundin
Tangìa, Lisingas Freundin
Silango, Lisingas Bruder und Silenes
Geliebter
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- Fine -