Von Thomas Molke

Zum mittlerweile elften Mal lockt das Barock-Fest Winter in Schwetzingen zahlreiche Besucher in das pittoreske Rokokotheater im Nordwesten Baden-Württembergs und hat sich so neben den alljährlichen Schwetzinger SWR Festspielen im Frühling bereits fest etabliert. Seit der Operndirektor des Theaters Heidelberg, Heribert Germeshausen, 2011 die künstlerische Leitung dieses Festivals übernommen hat, liegt der Schwerpunkt auf den im heutigen Repertoire völlig vernachlässigten Neapolitanischen Meistern der frühen italienischen Oper. So gab es in den vergangenen Jahren mit Marco Attilio Regolo von Alessandro Scarlatti, Polifemo von Nicola Antonio Porpora, Iphigenie auf Tauris von Tommaso Traetta, Fetonte von Niccolò Jommelli und Didone abbandonata von Leonardo Vinci absolute Raritäten zu erleben.

Im Mittelpunkt des diesjährigen Festivals steht mit Niccolò Antonio Zingarelli der letzte Vertreter der "scuola napoletana". Seine 1796 in Mailand uraufgeführte Oper Giulietta e Romeo, die Pfingsten konzertant bei den Salzburger Pfingstfestspielen zu erleben war (siehe auch unsere Rezension), gilt nicht nicht nur als sein erfolgreichstes Werk, das sich bis etwa 1830 an zahlreichen Bühnen im In- und Ausland im Repertoire befand, sondert markiert auch den Gipfel einer fast 150-jährigen Entwicklung. Als berühmtes Liebespaar sind Emilie Renard und der koreanisch-amerikanische Countertenor Kangmin Justin Kim zu erleben, der im letzten Jahr die Partie des Aeneas interpretierte. Auch Rinnat Moriah, Terry Wey und Namwon Huh - Dido, Jarbas und Araspe im vergangenen Jahr - sind wieder mit von der Partie. Moriah schlüpft in die Rolle der Amme Matilda. Wey übernimmt die Partie des Gilberto, der eine Kombination aus Pater Lorenzo und Romeos Freund Mercutio darstellt, und Huh ist als Romeos Rivale Tebaldo zu erleben. Regie führt Nadja Loschky. Die musikalische Leitung des Philharmonischen Orchesters Heidelberg liegt in den Händen von Felice Venanzoni. Die Premiere findet am 25. November 2016 um 19.30 Uhr im Rokokotheater in Schwetzingen statt. (Weitere Termine: 30. November 2016, 2., 9., 15., 19., 27. und 29. Dezember 2016 und 21. Januar 2017 jeweils um 19.30 Uhr und 15. Januar 2017 um 15.00 Uhr)

Des Weiteren ergänzen zahlreiche Konzerte im Rokokotheater, der Schlosskapelle Schwetzingen und der Peterskirche in Heidelberg das Festival. Den Anfang macht wie im vergangenen Jahr der Bachchor Heidelberg am 18. Dezember 2016 um 20.00 Uhr in der Peterskirche in Heidelberg mit Werken von Antonio Caldara und Antonio Vivaldi. Es folgt am 20. und 21. Dezember 2016 um 19.30 Uhr im Rokokotheater als Kontrapunkt zur Beschäftigung mit der "opera napoletana" eine Auseinandersetzung des Philharmonischen Barock Orchesters Heidelberg unter der Leitung von Thierry Stöckel mit den zentralen Komponisten des venezianischen Barock. Am 28. Dezember 2016 ist um 19.30 Uhr die Lautten Compagney Berlin mit Wolfgang Katschner im Rokokotheater zu Gast und präsentiert ein Programm unter dem Titel Swinging Purcell. In Anlehnung an die Opernproduktion präsentieren Emilie Renard, Kangmin Justin Kim und Zachary Wilder am 20. Januar 2017 um 19.30 Uhr im Rokokotheater Werke von Shakespeares Zeitgenossen John Dowland sowie von Henry Purcell unter dem Titel In Love: Shakespeare. A Musical Banquet. Begleitet wird dieser Abend von Gerd Amelung am Cembalo. Am 27. Januar 2017 sind dann in der Schlosskapelle um 19.30 Uhr Stipendiaten der Austria Barock Akademie mit einem Konzert zu erleben. Zum Abschluss gibt es am 28. Januar 2017 um 19.30 Uhr im Rokokotheater eine akustische Reise in Die Abenteuer des Don Quichotte mit der Lautten Compagney Berlin unter der Leitung von Wolfgang Katschner und Mechthild Großmann als Sprecherin.