Veranstaltungen & Kritiken Musikfestspiele |
|
|
Von "Schülern" zu "Kollegen"Von Thomas Molke / Fotos folgen
Dabei treffen langjährige Besucher bei diesem Konzert auch auf einige bekannte Gesichter. Der Tenor Gheorghe Vlad ist beispielsweise dem Festival schon seit einigen Jahren verbunden. So interpretierte er bereits im letzten Jahr als Ergebnis des Workshops den Lindoro in Rossinis L'Italiana in Algeri und war auch in Adelaide di Borgogna vor zwei Jahren als Adelberto zu erleben. Auch Sara Blanch und und Marina Viotti haben bereits im letzten Jahr an einer Meisterklasse teilgenommen und dürften als Elvira und Isabella in L'Italiana in Algeri noch in bester Erinnerung sein, zumal beide im letzten Jahr unter anderem für ihre Darbietung in dieser Produktion ausgezeichnet wurden. Blanch erhielt den Publikumspreis und Viotti teilte sich den mit 1.000 Euro dotierten Internationalen Belcanto Preis mit dem Matija Mei ć. In Erinnerung an die erfolgreiche Inszenierung tänzelt Viotti dann auch verführerisch über die Bühne, als Vlad gemeinsam mit dem Bass Shi Zong das Duett Lindoro-Mustafà "Se inclinassi a prender moglie" präsentiert, in dem Lindoro Mustafà angeblich Tipps gibt, wie er das Herz der schönen Italienerin gewinnen kann. Zong überzeugt als Mustafà mit voluminösen Tiefen und einer geschmeidigen Beweglichkeit in den schnellen Läufen. Auch darstellerisch legt er das Duett sehr komisch an. Vlad punktet mit humorvoller Darstellung und flexibler Stimme. Die Höhen klingen allerdings immer noch ein wenig gequetscht.Beachtliches leistet Vlad hingegen in der wahnsinnig anspruchsvollen Arie des Tonio aus Donizettis La fille du régiment. Hier gelingt es ihm, mit einer geschickten Technik die halsbrecherischen Höhen sauber auszusingen, und er erntet zu Recht großen Applaus beim Publikum. Zong kommt die anspruchsvolle Aufgabe zu, das Konzert zu eröffnen. So wirkt er bei seinem ersten Auftritt sichtlich nervös. Doch diese Nervosität ist schnell vergessen, nachdem er in die Rolle des Don Magnifico aus La Cenerentola geschlüpft ist und mit kräftigem Bass und flexiblen Läufen die berühmte Kavatine "Miei rampolli femminini" präsentiert. Später schlüpft er noch einmal in die Rolle, wenn Marina Viotti und Mar Campo als seine Töchter Clorinda und Tisbe versuchen, Roberto Maietta als vermeintlichen Prinzen zu umgarnen, der in Wirklichkeit der Kammerdiener Dandini ist. Maietta verfügt nicht nur über einen großartigen Buffo-Bariton, sondern begeistert auch mit verschmitztem Spiel, das deutlich macht, welchen Spaß Dandini daran hat, die beiden einfältigen Töchter an der Nase herumzuführen. Als Don Giovanni gibt er beim berühmten "Là ci darem la mano" einen Herzensbrecher mit nahezu mephistophelischen Zügen ab, der Serena Sáenz Molinero als Zerlina dazu bringt, ihm auf sein Schloss zu folgen. Während Viotti als Rosina mit der berühmten Arie "Una voce poco fa" Bartolos Mündel als verführerisches junges Mädchen anlegt und die Koloraturen mit scheinbarer Leichtigkeit nur so sprudeln lässt, begeistert Blanch mit der eher unbekannten Arie der Fannì aus Rossinis erster Farsa La cambiale di matrimonio mit glasklaren Höhen. Doch auch die übrigen Sängerinnen können auf diesem hohen Niveau mithalten. Da ist zunächst Paula Sánchez-Valverde zu nennen, die nicht nur über einen jugendlichen Sopran mit strahlenden Höhen und großer Beweglichkeit in den Koloraturen verfügt, sondern auch als Sofia in Rossinis Il signor Bruschino und als Susanna in Mozarts Le nozze di Figaro große Spielfreude beweist. Warum allerdings ein Duett zwischen Susanna und der Gräfin ausgewählt wird, ist nicht ganz klar, da Karina Repova als Mezzosopran ausgewiesen wird, was eigentlich nicht der Stimmlage der Gräfin entspricht. Dennoch gelingt den beiden stimmlich ein inniges Zusammenspiel. Aufhorchen lässt auch Serena Sáenz Molinero mit strahlenden Höhen und großer Flexibilität in den Koloraturen. So darf die berühmte Kavatine der Amina aus Bellinis La sonnambula als ein weiterer Höhepunkt des Nachmittags bezeichnet werden.
Über einen leuchtenden Sopran verfügt auch Francesca
Manino. Für die Arie der Berenice aus Rossinis Farsa L'occasione fa il ladro
führt Achille Lampo die blinde Sängerin auf die Bühne. Zu Recht wird ihre
Interpretation mit großem Applaus belohnt. Mae Hayashi stattet den Tancredi in
seiner Kavatine "Di tanti palpiti" mit voluminöser Mittellage aus und verfügt
über große Flexibilität in den Läufen. Mar Campo überzeugt mit warmem Contralto
beim "Agnus Dei" aus Rossinis Petite Messe solennelle. Einziger
Wermutstropfen ist, dass es sich scheinbar immer noch nicht herumgesprochen hat,
dass man die Türen außerhalb des Saals während des Konzertes leise schließen
sollte, da das ständige Türenknallen gerade die leisen Momente in der Musik
extrem störte. Beim "Agnus Dei" kam außerdem hinzu, dass sich aus dem Vorraum
ein Solist einsang. Der Stimme nach müsste es der Bariton Maietta gewesen sein.
Auf diese Kleinigkeiten sollte man beim nächsten Mal achten, um den
musikalischen Genuss und auch die Kolleginnen und Kollegen auf der Bühne nicht zu stören.
FAZIT
Es bleibt zu hoffen, dass man von den Teilnehmern dieser Meisterklasse in
Zukunft noch einiges hören wird.
Weitere Rezensionen zu Rossini in
Wildbad 2016
Programm des Konzertes
Gioachino Rossini: La Cenerentola (1817): Kavatine des Don Magnifico "Miei
fampolli femminini" (Shi Zong, Begleitung: Achille Lampo)
Gioachino Rossini: Tancredi (1813): Rezitativ und Kavatine des Tancredi
"Oh patria - Tu che accendi - Di tanti palpiti" (Mae Hayashi, Begleitung: Davide
Bertorello)
Vincenzo Bellini: La sonnambula (1831): Rezitativ und Kavatine der Amina
"Care compagne - Come per me sereno" (Serena Sánchez Molinero, Begleitung:
Federico Piccolo) Wolfgang Amadeus Mozart: Don Giovanni
(1787): Duettino Zerlina - Don Giovanni "Là ci darem la mano" (Serena Sánchez
Molinero, Roberto Maietta, Begleitung: Davide Bertorello) Gioachino Rossini: L'occasione fa il ladro (1812):
Arie der Berenice "Voi la sposa pretendente" (Francesca Manino, Begleitung:
Achille Lampo) Wolfgang Amadeus Mozart: Così fan tutte (1790): Arie
der Dorabella "Smanie implacabili" (Karina Repova, Begleitung: Achille Lampo) Gioachino Rossini: Il signor Bruschino (1813): Arie
der Sofia "Ah, donate il caro sposo" (Paula Sánchez-Valverde, Begleitung:
Federico Piccolo)
Gioachino Rossini: L'italiana in Algeri (1813): Duett Lindoro - Mustafà
"Se inclinassi a prender moglie" (Gheorghe Vlad, Shi Zong, Begleitung: Achille
Lampo) Gioachino Rossini: Petite Messe solennelle
(1863): "Agnus Dei" (Mar Campo, Begleitung: Achille Lampo) Gioachino Rossini: La Cenerentola (1817): Kavatine des
Dandini "Come un' ape ne' giorni d'aprile" (Roberto Maietta, Begleitung:
Federico Piccolo) Wolfgang Amadeus Mozart: Le nozze di Figaro (1786):
Duettino Susanna - Contessa "Canzonetta Sull'aria" (Paula Sánchez-Valverde,
Karina Repova, Begleitung: Federico Piccolo)
Gaetano Donizetti: La fille du régiment (1840): Arie des Tonio "Ah mes
amis, quel jour de fête!" (Gheorghe Vlad, Begleitung: Achille Lampo)
Gioachino Rossini: Il barbiere di Siviglia (1816): Kavatine der Rosina "Una
voce poco fa" (Marina Viotti, Begleitung: Achille Lampo) Gioachino Rossini: La cambiale di matrimonio (1810):
Arie der Fannì "Vorrei spiegarvi il giubilo" (Sara Blanch, Begleitung: Achille
Lampo)
Gioachino Rossini: Il barbiere di Siviglia (1816):
Duett Rosina - Figaro "Dunque io son" (Marina Viotti, Roberto Maietta,
Begleitung: Federico Piccolo)
|
AusführendeKlavier Teilnehmer der Masterclass
|
- Fine -