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Vorstellung einer MeisterklasseVon Thomas Molke / Fotos: © Paul Secchi Nachdem beim ersten Konzert Rossini & Co. im Rahmen des Auftaktwochenendes die Teilnehmer der Meisterklasse von Raúl Giménez, der dem Festival seit vielen Jahren im Rahmen der Nachwuchsförderung verbunden ist und auch in diesem Jahr im Rahmen der Meisterklasse wieder eine halbszenische Opernproduktion einstudieren wird, Opernszenen und Arien präsentiert haben, stellen sich im zweiten Konzert 14 junge Nachwuchskünstler vor, die die Masterclass bei Lorenzo Regazzo besucht haben, einem der führenden Buffo-Bässe unserer Zeit, der als Sänger bereits seit vielen Jahren eine feste Größe in Bad Wildbad darstellt und seit 2013 auch eine Meisterklasse übernommen hat. Einige Sängerinnen haben dabei an beiden Meisterklassen teilgenommen, zum Beispiel die blinde Sopranistin Francesca Mannino und die im letzten Jahr mit dem Internationalen Belcanto Preis ausgezeichnete Mezzosopranistin Marina Viotti, die in diesem Jahr auch noch die Partie der Lucia in Balduccis Salonoper Il conte di Marsico und die kleinere Rolle des Viscardo in der konzertanten Aufführung von Bellinis Bianca e Gernando übernommen hat. Wie in den vergangenen Jahren ist auch wieder eine chinesische Delegation angereist, in diesem Jahr bestehend aus zwei Sängerinnen und drei Sängern. Anders als die meisten ihrer übrigen diesjährigen Kollegen präsentieren sie keine Arien aus einer Oper, sondern konzentrieren sich auf Lieder, die Bellini, Rossini und Donizetti komponiert haben, vielleicht weil sie in ihrer Spielfreude noch etwas zurückhaltender sind als die übrigen Teilnehmer. Interessant ist, dass der junge Bariton Cai Jing Xin eine Romanze von Francesco Paolo Tosti vorstellt, die bereits im letzten Jahr beim Konzert in einer Interpretation der Mezzosopranistin Ana Victoria Pitts zu hören war. Allerdings fehlt ihm bei dem an Puccini erinnernden Stück ein wenig die große Dramatik, mit der Pitts im letzten Jahr beeindrucken konnte. Auch Guo Zi Xuan trifft mit der Arietta "Anzoletta avanti la regata" aus Rossinis Péchées de vieillesse nicht gerade die glücklichste Wahl. Zwar überzeugt sie stimmlich mit dunkel eingefärbtem Sopran und großer Dramatik, kann den Witz, der in dieser Arietta steckt, allerdings nicht richtig ausspielen. Schließlich ist Anzoletta eine recht anspruchsvolle Frau, die vor der Regatta ihrem Geliebten Momolo resolute Anweisungen gibt, wie er den Wettkampf zu gewinnen habe. Serena Sáenz Molinero mit Achille Lampo am Klavier Neben Marina Viotti ist auch Muriel Fankhauser erneut als Teilnehmerin einer Meisterklasse zu erleben. Im letzten Jahr präsentierte sie die melancholische Arie der Mathilde "Sombre forêt" aus Rossinis Guillaume Tell. Dieses Mal hat sie sich mit Viotti gemeinsam das Duett "Mira, o Norma" aus Bellinis Oper Norma vorgenommen, wobei die beiden die bekanntere Fassung präsentieren, in der Adalgisa als Mezzosopran notiert ist. Viotti punktet als Adalgisa mit warmer Mittellage und dramatischen Höhen, während Fankhauser die Titelpartie mit sauber angesetzten Spitzentönen und weichem Sopran ausstattet. Serena Sáenz Molinero, die bereits im ersten Konzert der Meisterklasse von Raúl Giménez und als Chiara in Balduccis Salonoper Il conte di Marsico zu erleben war, begeistert mit der großen Romanze der Giulietta aus Bellinis I Capuleti e i Montecchi. Wie zart sie die Spitzentöne ansetzt und Giuliettas Gefühlen mit glasklaren Höhen Ausdruck verleiht, lässt erahnen, welch große Karriere dieser Sängerin noch bevorstehen dürfte. Francesca Mannino beeindruckt ebenfalls wie im ersten Konzert mit leuchtendem Sopran und perlenden Koloraturen. Dieses Mal hat sie sich die Arie der Norina aus Donizettis Don Pasquale ausgesucht und interpretiert Don Pasquales Mündel absolut keck. Federico Benetti mit Achille Lampo am Klavier Ausgesprochen hoch ist bei dieser Meisterklasse der Anteil der männlichen Teilnehmer, während bei den letzten Meisterklassen die Frauen stets in der Überzahl waren. Besonders vielversprechend ist der junge Bassist Federico Benetti, der in diesem Konzert gleich zweimal auftreten darf. Stellt er schon bei der Arie des Zoroastro aus Händels Oper Orlando seine flexible Stimmführung in den Läufen unter Beweis, reißt er anschließend als Don Basilio mit der berühmten Verleumdungsarie aus Rossinis Il barbiere di Siviglia das Publikum regelrecht von den Sitzen. Dabei punktet er nicht nur mit großem Volumen in den Höhen und markanten Tiefen, sondern spielt die Verschlagenheit des Basilio komödiantisch aus, wobei deutlich wird, dass er bei Regazzo in diesem Workshop nicht nur stimmlich etwas gelernt hat. Benetti empfiehlt sich mit diesem Auftritt bereits als idealer Buffo-Bass für die Zukunft. Aufhorchen lässt auch Antonio Pellegrino, der die große Arie des Germont aus Verdis La traviata mit großem Pathos und wohligem Bariton präsentiert. Jesús Piñeiro hat sich mit dem berühmten "Core ngrato" von Salvatore Cardillo ein Stück ausgesucht, das bei fast jedem namhaften Tenor zu den Konzertzugaben zählt, und punktet hierbei mit tenoralem Schmelz, auch wenn sein Tenor im Vergleich zu den großen Vorbildern noch ein wenig reifen muss. Cristian Starace überzeugt als Nemorino mit der berühmten Romanze "Una furtiva lagrima" mit weichem Tenor. Als Abschluss lässt Regazzo alle Teilnehmer gemeinsam auftreten und hat ein humorvolles Ende konzipiert. Während Dong Yang noch einmal seine Canzone napoletana präsentieren möchte, fallen ihm einzelne Teilnehmer jeweils ins Wort und singen seinen Part, wobei er dann erst jeweils im Refrain einsteigen kann. Leider kann Yang seine Rolle dabei nicht richtig ausspielen, erst recht nicht, wenn Regazzo als letzter auftritt und ihm auch noch die dritte Strophe raubt. Dennoch gefällt diese Schlussszene in der dargebotenen Komik. Achille Lampo präsentiert sich erneut als zuverlässiger Begleiter der einzelnen Stücke, so dass am Ende alle Mitwirkenden zu Recht mit großem Applaus belohnt werden.
FAZIT
Die Konzerte Rossini & Co. sind immer ein Genuss und präsentieren
sicherlich den einen oder anderen Künstler, von dem man in Zukunft noch einiges
hören wird.
Weitere Rezensionen zu Rossini in
Wildbad 2016
Programm des Konzertes
Georg Friedrich Händel: Orlando (1733): Arie des Zoroastro "Sorge
infausta una procella" (Federico Benetti)
Vincenzo Bellini: I Capuleti e i Montecchi (1830): Romanze der Giulietta "Oh!
quante volte, oh quante" (Serena Sáenz Molinero)
Francesco Paolo Tosti: Romanze "Non t'amo più" (1884) (Cai Jing Xin)
Gioachino Rossini: Péchées de vieilless - Album italiano: Arietta "Anzoleta
avanti la regata" (La regata veneziana) (Guo Zi Xuan)
Vincenzo Bellini: Romanze "L'abbandono" ("Solitario zeffiretto") (Zhang Yu Qing)
Gaetano Donizetti: Don Pasquale (1843): Arie der Norina "Quel guardo il
cavaliere... - So anch'io la virtù magica (Francesca Mannino)
Gaetano Donizetti: L'elisir d'amore (1832): Romanze des Nemorino "Una
furtiva lagrima" (Cristian Starace)
Salvatore Cardillo: Romanze "Core ngrato" ("Catarì, Catarì") (Jesús Piñeiro)
Gioachino Rossini: Il barbiere di Siviglia (1816): Arie des Don Basilio
"La calunnia è un venticello (Federico Benetti)
Vincenzo Bellini: Arietta "Bella Nice, che d'amore" (Lyn Xiao Song)
Gaetano Donizetti: Canzone napoletana "Me voglio fa 'na casa" (Dong Yang)
Giuseppe Verdi: La traviata (1853): Arie des Germont "Di Provenza il mar,
il suol" (Antonio Pellegrino Vincenzo Bellini : Norma (1831): Duett Norma - Adalgisa "Mira, o Norma" (Muriel Fankhauser, Marina Viotti)
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AusführendeAchille Lampo, Klavier Teilnehmer der Masterclass
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