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Der Mann am Klavier und der Zauber im Detail
Von Stefan Schmöe
Thomas Quasthoff
Das Zugpferd des Abends war sicher Thomas Quasthoff. Der Bassbariton, der seine Opern- und Liedkarriere 2012 für beendet erklärte, hat nach wie vor einen Namen nicht nur bei Klassik-Liebhabern, sondern auch in der Jazz-Szene - bereits 2007 hat er die CD The Jazz Album - Watch What Happens (unsere Rezension) veröffentlicht. Quasthoff trumpft mit seiner sonoren, ungemein wandlungsfähigen Stimme auf, kann im Pianissimo den Ton und damit auch die Spannung schier unendlich lang halten, wechselt gerne elegant ins Falsett, gibt sich aber auch gerne ‚mal heiser-verraucht. Ein "eigenes", jazz-spezifisches Timbre besitzt er nicht, aber es ist die Vielfalt im Ausdruck und die ungeheuren technischen Möglichkeiten der Stimme, die den Reiz ausmachen.
Von links: Chastenier, Quasthoff, Ilg, Haffner
Zudem sind Quasthoff und seine großartige Band ungeheuer kreativ im Umgang mit den Vorlagen - Quasthoff begnügt sich keineswegs damit, alte Nummern nachzusingen, er gibt ihnen eine ganz eigene Note. John Lennons Imagine ist ein Wechselspiel zwischen den Freiheiten des Jazz, arrangiert und wie entrückt am Klavier ausgelotet von Frank Chastenier, und Lennons Akkordfolge mit Wiedererkennungswert. Ähnlich Gershwins Summertime aus Porgy and Bess (mit einem großartigen, leicht schrägen Bass-Solo von Dieter Ilg) oder Duke Ellingtons In my Solitude. Es sind vor allem die leisen und zarten Stücke, mit denen das Quartett überzeugt. In einer recht lang geratenen Solo-Improvisation zeigt Quasthoff, was er mit seiner Stimme alles machen kann, und das ist natürlich eine Hommage an Bobby MacFerrin, mit dem Quasthoff auch schon gemeinsam aufgetreten ist, hinter dem er, was die Stimmakrobatik betrifft, aber dann doch deutlich zurück bleibt. Auch Quasthoffs Moderation mit ziemlich bemühtem Witz ist Geschmackssache, die enorme Bühnenpräsenz allerdings unbestritten.
Von links: Chastenier, Quasthoff, Haffner, Ilg
Bei einem Klavierfestival geht es natürlich (auch) um den Pianisten, und Quasthoff lässt den Instrumentalisten viel Raum zur Entfaltung, nicht nur in den beiden schönen Instrumentalnummern. Der phänomenale Frank Chastenier spielt am Steinway mit ungeheurer Leichtigkeit und einer selbstverständlichen, wie nebensächlichen Virtuosität. Oft sind es die Details, die den Charme und Einfallsreichtum, manchmal auch den Witz ausmachen. Dieter Ilg am Bass und noch mehr Wolfgang Haffner am Schlagzeug ordnen sich dem Wechselspiel zwischen Sänger und Pianisten meist unter, sind aber kongeniale Partner. Schade nur, dass in der Wuppertaler Stadthalle trotz der großartigen Musiker recht viele Plätze frei blieben.
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Klavierfestival Ruhr 2017 Wuppertal, Historische Stadthalle Großer Saal 16. Juli 2017 AusführendeThomas Quasthoff (Vocals)Frank Chastenier (Klavier) Dieter Ilg (Basss) Wolfgang Haffner (Drums) ProgrammMornin' (Instrumental-Trio)Al Jarreau/David Foster (arr. Frank Chastenier) Can't we be friends (Quasthoff + Trio) Kay Swift (arr. Frank Chastenier) You are so beautiful (Quasthoff +Trio) Billy Preston (arr. Wolfgang Haffner) For once in my life (Quasthoff + Trio) Bob Sherman (arr. Frank Chastenier) Summertime (Quasthoff + Trio) George Gershwin (arr. FrankChastenier) Makin' whoopee (Quasthoff + Trio) Walter Donaldson (arr. Frank Chastenier) In my solitude (Quasthoff + Trio) Duke Ellington (arr. Frank Chastenier) Fly me to the moon (Quasthoff + Trio) Bart Howard (arr. Frank Chastenier) --- Pause --- On the sunny side of the street (Instrumental-Trio) Jimmy McHugh (arr. Frank Chastenier) Lost mind (Quasthoff + Trio) Percy Mayfield (arr. Frank Chastenier) Witchcraft (Quasthoff + Trio) Cy Coleman (arr. Frank Chastenier) Mr. Pianoman (Quasthoff + Trio) Bob Sherman (arr. WolfgangHaffner) Imagine (Quasthoff + Chastenier) John Lennon (arr. Frank Chastenier) Solo-Improvisation (Thomas Quasthoff) My Funny Valentine (Quasthoff + Trio) Richard Rodgers (arr.Frank Chastenier) Hallelujah and I love her so (Quasthoff + Trio) Ray Charles (arr. W. Reissmann & F. Chastenier) -- Zugabe: -- We'll be together again (Quasthoff + Trio) Carl Fischer (arr. Frank Chastenier)
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