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Così fan tutte und anderesVon Thomas Molke / Fotos folgen Die Konzerte der Teilnehmer der beiden Meisterklassen von Raúl Giménez und Lorenzo Regazzo haben sich mittlerweile zu einem Geheimtipp beim Belcanto Opera Festival Rossini in Wildbad entwickelt, da man hier vielversprechende Nachwuchskünstler erleben kann, bevor sie auf den Bühnen der Welt riesige Erfolge feiern. Erinnert sei an dieser Stelle beispielsweise an Olga Peretyatko oder Diana Haller, die beide hier vor einigen Jahren in diesen Konzerten zu erleben waren. Daher verwundert es nicht, dass die Veranstaltungen im Königlichen Kurtheater immer rasch ausverkauft sind. Seit dem letzten Jahr hat man die Anzahl der Konzerte sogar auf drei erhöht, wobei das erste Konzert bereits im Rahmen des Auftaktwochenendes stattfindet. Dieses Mal präsentieren sich acht Teilnehmerinnen und fünf Teilnehmer der Meisterklasse von Giménez, die teilweise auch in den Opernproduktionen des diesjährigen Festivals zu erleben sind. Giménez konnte dem Ergebnis seiner Meisterklasse in diesem Jahr nicht beiwohnen, da er aus gesundheitlichen Gründen bereits abreisen musste. Einen Schwerpunkt bildet in diesem Jahr Mozarts Oper Così fan tutte, aus der insgesamt fünf Stücke präsentiert werden. Den Anfang machen dabei Marina Viotti, die bereits vor zwei Jahren mit dem Internationalen Belcanto Preis in Bad Wildbad ausgezeichnet worden ist und in diesem Jahr auch noch als Arsace in Rossinis Aureliano in Palmira zu erleben ist, und Hélène Walter mit dem Duett der beiden Schwestern Dorabella und Fiordiligi "Ah guarda sorella", in dem die beiden Schwestern mit den Vorzügen ihrer beiden Verlobten prahlen. Viotti und Walter haben zur szenischen Umsetzung dafür auch jeweils ein Bild mitgebracht, das sie dabei anhimmeln. Wer am Tag zuvor L'occasione fa il ladro im Kurtheater gesehen hat, stellt fest, dass es sich bei Dorabellas Bild um das Portrait von Albertos Schwester handelt. Stimmlich harmonieren Viottis satter Mezzo und Walters klarer Sopran wunderbar miteinander. Besonders zur Geltung kommt die Harmonie der Stimmen auch in dem berühmten Terzett "Soave sia il vento", das sie mit Zhiyuan Chen als Don Alfonso anstimmen. Im Abschluss des Così-Blockes begeistert Walter mit dem Rondo der Fiordiligi "Per pietà, ben mio, perdona", in dem sie ihren Verlobten um Verzeihung bittet, mit rundem Sopran. Mit strahlendem Sopran überzeugt Alicia Martinéz als Despina mit der Arie "In uomini! in soldati". Leichte Startschwierigkeiten hat hingegen Xiang Xu mit der Arie des Ferrando "Un' aura amorosa". Zu Beginn forciert Xu bei den Höhen stark und findet erst im weiteren Verlauf zu tenoralem Glanz. Zhiyuan Chen kann im weiteren Ablauf des Konzertes als Don Magnifico stimmlich und darstellerisch glänzen. Wenn er in der Auftrittskavatine des Don Magnifico "Miei rampolli femminini" erzählt, wie er im Traum als Esel auf einem Kirchturm gelandet sei, stellt er sein komisches Talent mit kräftigem und beweglichem Bass unter Beweis und löst beim Publikum für seine Interpretation Begeisterungsstürme aus. Aufhorchen lässt auch Odile Heimburger, die eine anspruchsvolle Arie der Marie aus Donizettis La Fille du régiment präsentiert und dabei mit sauber ausgesungenen Höhen und beweglichen Koloraturen punktet. Einen weiteren Höhepunkt des Konzertes dürfte das Rondo finale der Angelina aus Rossinis La Cenerentola darstellen, welches Margherita Tani mit sattem Mezzosopran und beweglichen Koloraturen präsentiert. Überzeugen können auch Vera Senkovskaia mit der Arie des Sesto aus Mozarts La clemenza di Tito und Francesca Longari mit einer Kavatine aus Rossinis Tancredi. Xuwen Xu kommt die schwierige Aufgabe zu, das Konzert zu eröffnen und hat dafür eine Arietta aus Rossinis Les Soirées musicales ausgewählt, bei der er in den Höhen stark forciert und tenoralen Glanz vermissen lässt, was jedoch vielleicht auch einer gewissen Nervosität geschuldet ist. Neben Marina Viotti trifft man mit Roberto Maietta auf einen weiteren "alten Bekannten", der bereits im letzten Jahr beim Konzert als Kammerdiener Dandini aus Rossinis La Cenerentola mit großartigem Buffo-Bariton und verschmitztem Spiel begeisterte, und als Raimbaud in der halbszenischen Aufführung von Le comte Ory glänzte. Wie schon tags zuvor als Diener Martino in L'occasione fa il ladro stellt Maietta in diesem Konzert sein überbordendes komisches Talent unter Beweis. Die Kavatine des Gaudenzio aus Rossinis Farsa Il signor Bruschino, in der er die Welt mit einem großen Theater vergleicht, wird von Maietta bühnenwirksam in Szene gesetzt. Dabei mimt er den verschmitzten Komiker und punktet mit beweglichem Bariton. Einen weiteren Höhepunkt bildet zum Abschluss des Konzertes das Duett aus Rossinis L'italiana in Algeri. Viotti, die bereits vor zwei Jahren in der halbszenischen Aufführung als Isabella begeisterte, liefert sich in der Titelpartie mit Maietta als Taddeo einen wunderbaren Schlagabtausch, der beim Publikum großen Jubel hervorruft.
FAZIT
Auch unter den diesjährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Meisterklasse
lassen sich einige Talente entdecken, denen hoffentlich noch eine große
Bühnenkarriere bevorsteht.
Weitere Rezensionen zu Rossini in
Wildbad 2017
Programm des Konzertes
Gioachino Rossini: Nr. 1 aus Les Soirées musicales: Arietta La
promessa ("Ch'io mai vi possa lasciar d'amare (Xuwen Xu, Begleitung:
Stefano Eligi)
Gaetano Donizetti: La Fille du régiment (1840): Arie der Marie "C'en est
donc fait - Salut à la France" (Odile Heimburger, Begleitung: Dario Tondelli)
Wolfgang Amadeus Mozart: Così fan tutte (1790):
Wolfgang Amadeus Mozart: La clemenza di Tito (1790): Arie des Sesto "Parto,
ma tu ben mio" (Vera Senkovskaia, Begleitung: Dario Tondelli)
Wolfgang Amadeus Mozart: Le nozze di Figaro (1786): Gioachino Rossini: La Cenerentola (1817): Kavatine des Don Magnifico "Miei rampolli femminini" (Zhiyuan Chen, Begleitung: Dario Tondelli) Gioachino Rossini: Il signor Bruschino (1813): Kavatine des Gaudenzio "Nel teatro del gran mondo" (Roberto Maietta, Begleitung: Dario Tondelli) Gioachino Rossini: Tancredi (1813): Szene und Kavatine "No, che il morir non è" (Francesca Longari, Begleitung: Stefano Eligi) Gioachino Rossini: La scala di seta (1812): Arie des Dorvil "Vedrò qual sommo incanto" (Xiang Xu, Begleitung: Dario Tondelli) Gioachino Rossini: La Cenerentola (1817): Rondo finale der Angelina "Nacqui all' affanno" (Margherita Tani, Begleitung: Stefano Eligi)
Gioachino Rossini: L'italiana in Algeri (1813): Duett Isabella - Taddeo "Ai
capricci della sorte" (Marina Viotti, Roberto Maietta, Begleitung: Dario
Tondelli) |
AusführendeKlavier Teilnehmer der Masterclass
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