Musikfestspiele
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Die ganze Bandbreite des BelcantoVon Thomas Molke / Fotos: © Andreas Kühn Neben den Opernproduktionen erfreuen sich auch die Konzerte der Teilnehmer der beiden Meisterklassen von Raúl Giménez und Lorenzo Regazzo seit einigen Jahren bei den Festivalbesuchern großer Beliebtheit, da man hier bereits vielversprechende Nachwuchskünstler erleben kann, bevor sie auf den Bühnen der Welt Erfolge feiern. Seit dem letzten Jahr hat man die Anzahl der Konzerte sogar auf drei erhöht, wobei das erste Konzert im Rahmen des Auftaktwochenendes von den Teilnehmern der Meisterklasse von Raúl Giménez bestritten worden ist und die anderen beiden Konzerte von Lorenzo Regazzos Meisterklasse präsentiert werden. Beim zweiten Konzert stellen sich insgesamt acht Teilnehmerinnen und sechs Teilnehmer, die teilweise auch in den Opernproduktionen des diesjährigen Festivals zu erleben sind, mit Arien und kleinen Opernszenen vor. So wird beispielsweise das diesjährige Gastspiel Le cinesi komplett von Teilnehmern der Meisterklasse bestritten. Lorenzo Regazzo übernimmt neben Michele D'Elia und Stefano Eligi auch noch die Klavierbegleitung.
Applaus für eine Meisterklasse: vordere Reihe von links: Roberto Maietta, Muriel Fankhauser, Alicia Martinez, Margherita Tani, Lika Bi, Patrick Kabongo Mubenga, hintere Reihe von links (teilweise verdeckt): Xuwen Xu, Rui Wang, Xiang Xu, Zhiyuan Chen, Giada Frasconi, Gabriel Alexander Wernick, Ana Victória Pitts und Francesca Longari Ein Teil der jungen Sängerinnen und Sänger nimmt an beiden Meisterklassen teil und war bereits im ersten Konzert vor einer Woche zu erleben. Der Bass Zhiyuan Chen hat zusätzlich auch noch eine kleinere Partie in der konzertanten Aufführung von Rossinis Aureliano in Palmira übernommen. Nachdem er im ersten Konzert sein komisches Talent als Don Magnifico aus Rossinis La Cenerentola unter Beweis gestellt hat, eröffnet er das zweite Konzert mit der Arie des Zoroastro aus Händels Orlando und begeistert mit profundem Bass und flexibler Stimmführung in den Läufen. Auch der Tenor Xiang Xu ist bei diesem Festival mehrmals zu erleben. Neben den beiden Meisterklassen tritt er auch noch in Aureliano in Palmira und Eduardo e Cristina in kleineren Partien auf. Für das zweite Konzert hat er sich eine besonders anspruchsvolle Arie ausgewählt, Tonios "Ah mes amis" aus Donizettis La fille du régiment, die mit den zahlreichen Spitzentönen eine große Herausforderung für jeden Tenor darstellt. Xu meistert diese Arie bravourös und begeistert dabei mit sauber angesetzten Höhen, ohne zu stark zu forcieren. Auch Margherita Tani ließ bereits im ersten Konzert mit einem dunklen Mezzosopran aufhorchen. Dieses Mal hat sie die Kavatine des Romeo "Se Romeo t'uccise un figlio" aus Bellinis I Capuleti e i Montecchi ausgewählt und punktet mit einem dunkel timbriertem Mezzo. Großes komisches Talent entfaltet Gabriel Alexander Wernick, der als Guglielmo aus Mozarts Così fan tutte im Zuschauersaal auftritt und bei seiner Arie zahlreiche Damen im Publikum anflirtet. Dabei überzeugt er stimmlich mit kräftigem Bassbariton. Blass hingegen bleibt erneut der Tenor Xuwen Xu, der dieses Mal eine Arietta von Bellini ausgewählt hat, in den Höhen jedoch keinen Glanz verströmen lassen kann. Auch Rui Wang muss noch an ihrer Bühnenpräsenz arbeiten. Ihre Canzonetta "Ridente la calma" von Mozart klingt zwar nett, lässt aber noch an Ausdruck vermissen. Muriel Fankhauser hat bereits in den Vorjahren an Regazzos Meisterklasse teilgenommen und sich auf das tragische Repertoire spezialisiert. In diesem Jahr präsentiert sie das Gebet der Maria aus Donizettis Maria di Rohan und überzeugt mit sauber angesetzten Höhen und dramatischer Interpretation.
"Questo è nodo avviluppato": von links: Lorenzo Regazzo (Don Magnifico), Ana Victória Pitts (Tisbe), Francesca Longari (Clorinda), Patrick Kabongo Mubenga (Don Ramiro) und Roberto Maietta (Dandini) Neben den ernsten Szenen legt Regazzo beim Konzert natürlich auch einen großen Wert auf komische Momente, die nicht nur in den Arien sondern auch in einer kleinen szenischen Umsetzung zum Ausdruck kommen. Beim berühmten Sextett "Questo è nodo avviluppato" aus La Cenerentola schlüpft er sogar selbst in die Rolle des Don Magnifico. Die Titelpartie und die beiden bösen Stiefschwestern werden von Giada Frasconi, Ana Victória Pitts und Francesca Longari interpretiert, die in diesem Jahr auch noch als Freundinnen in Garcías Le cinesi zu erleben sind. Die Partie des Don Ramiro übernimmt Patrick Kabongo Mubenga, der ebenfalls in Le cinesi auftritt, und Dandini wird von Roberto Maietta gespielt. Mit witziger Mimik und kleinen Tanzschritten setzen die sechs Solisten dieses Stück mit großartiger Komik um. Gleiches gilt für die folgende Szene aus Il barbiere di Siviglia mit Maietta als Figaro und Kabongo Mubenga als Almaviva. Maietta darf sein überbordendes komisches Talent auch noch in Rossinis "Le Lazzarone" ausspielen.
"Katzen-Quartett": von links: Roberto Maietta, Margherita Tani, Alicia Martinez und Lika Bi Einen weiteren komischen Höhepunkt stellt das auch als "Katzen-Quartett" bezeichnete "Canone scherzoso a quattro soprani democratici" dar, das als Zugabe am Ende noch einmal von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern angestimmt wird. Lika Bi beginnt das Lied, wobei ihr divenhaftes Spiel, das die Szene eigentlich erfordert, noch ausbaufähig ist. Sie wird zunächst von Alicia Martinez vom Notenpult verdrängt, bevor sich Margherita Tani einmischt und die drei Frauen in einen miauenden Ton verfallen. Maietta stimmt mit kräftigem Bariton ein und sorgt neben dem Zickenkrieg der drei Damen für weitere komische Elemente.
FAZIT
Lorenzo Regazzo hat mit seiner Meisterklasse ein abwechslungsreiches Programm
zusammengestellt, in dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre
unterschiedlichen Qualitäten gut entfalten können.
Weitere Rezensionen zu Rossini in
Wildbad 2017
Programm des Konzertes
Georg Friedrich Händel: Orlando (1733): Arie des Zoroastro "Sorge
infausta procella" (Zhiyuan Chen, Begleitung: Stefano Eligi)
Wolfgang Amadeus Mozart: Canzonetta (1775) "Ridente la calma" (Rui Wang,
Begleitung: Stefano Eligi)
Vincenzo Bellini: Arietta (ca. 1828) "Malinconia, Ninfa gentile" (Xuwen Xu,
Begleitung: Stefano Eligi) Wolfgang Amadeus Mozart: Così
fan tutte
(1790): Arie des Guglielmo "Donne mie, la fate a tanti" (Gabriel Alexander
Wernick, Begleitung: Stefano Eligi) Vincenzo Bellini: La sonnambula (1831): Szene und
Schlussarie der Amina "Ah, non credea mirarti" (Alicia Martinez, Begleitung:
Stefano Eligi) Gioachino Rossini: Nr. aus dem Album français
der "Alterssünden": "Le Lazzarone" (Roberto Maietta, Begleitung: Stefano Eligi) Gioachino Rossini: Il turco in Italia (1814): Kavatine
der Fiorilla "Non si dà follia maggiore" (Lika Bi, Begleitung: Stefano Eligi)
Gaetano Donizetti: Maria di Rohan (1843): Szene und Gebet der Maria "La
ferita è lieve - havvi un dio" (Muriel Fankhauser, Begleitung: Lorenzo Regazzo)
Antonio Vivaldi: La fida ninfa (1732): Arie des Morasto "Dite ohimé" (Lika
Bi, Begleitung: Lorenzo Regazzo) Vincenzo Bellini: I Capuleti e i Montecchi (1830):
Kavatine des Romeo "Se Romeo t'uccise un figlio" (Margherita Tani, Begleitung:
Lorenzo Regazzo) Gioachino Rossini: Canone scherzoso a quattro soprani
democratici (Lika Bi, Alicia Martinez, Margherita Tani, Roberto Maietta,
Begleitung: Lorenzo Regazzo)
Gaetano Donizetti: La fille du régiment (1840): Arie des Tonio "Ah mes
amis" (Xiang Xu, Begleitung: Michele D'Elia) Gioachino Rossini: La Cenerentola (1817): Sextett "Questo è un nodo avviluppato" (Giada Frasconi (Cenerentola), Francesca Longari (Clorinda), Ana Victória Pitts (Tisbe), Patrick Kabongo Mubenga (Ramiro), Roberto Maietta (Dandini), Lorenzo Regazzo (Don Magnifico), Begleitung: Michele D'Elia) Gioachino Rossini: Il barbiere di Siviglia (1816): Duett Almaviva - Figaro "All' idea di quel metallo" (Patrick Kabongo Mubenga, Roberto Maietta, Begleitung: Michele D'Elia)
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AusführendeKlavier Teilnehmer der Masterclass
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