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Rossini in Wildbad
Belcanto Opera Festival
12.07.2018 - 29.07.2018


Le nozze di Teti e di Peleo
(Die Hochzeit von Thetis und Peleus)

Azione coro-drammatica
Libretto von Angelo Maria Ricci
Musik von Gioachino Rossini

In italienischer Sprache mit deutschen und italienischen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 1 h 15' (keine Pause)

Konzertante Aufführung in der Trinkhalle in Bad Wildbad am 26. Juli 2018

 

 

 

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Festkonzert mit Hochzeitskantate

Von Thomas Molke / Fotos: © Andreas Heideker

Zum 30-jährigen Jubiläum des Belcanto Opera Festivals Rossini in Wildbad ist für das Festkonzert in der Trinkhalle die Wahl auf ein Werk Rossinis gefallen, das dieser ebenfalls für einen sehr festlichen Anlass komponierte: Le nozze di Teti e di Peleo. Nach seinem überwältigenden Erfolg in Neapel mit Elisabetta, regina d'Inghilterra war er nämlich für die damalige Opernmetropole nicht nur für zwei weitere Opernkompositionen verpflichtet worden, sondern erhielt auch den Auftrag, eine Kantate als musikalische Untermalung der Hochzeit zwischen Karl Ferdinand von Artois, dem Herzog von Berry und Neffen des französischen Königs Ludwig XVIII. und der Nichte des in Neapel herrschenden Königs Ferdinand IV., Maria Carolina, zu komponieren. Mit dieser Allianz sollte die Macht der Bourbonen konsolidiert werden. Um den Zuspruch seitens der Bevölkerung zu gewinnen, wurden derartige Ereignisse mit einer Theateraufführung gefeiert. Das vorgestellte Werk musste natürlich dem Anlass entsprechend gewählt werden, und so fiel die Wahl auf die schon seit dem 17. Jahrhundert für die Opernbühne häufig vertonte mythologische Hochzeit des sterblichen Helden Peleus mit der Meeresgöttin Thetis, aus deren Verbindung der griechische Held Achilles hervorging.

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Finale: von links: Giove (Joshua Stewart), Giunone (Marina Comparato), Peleo (Mert Süngü), Teti (Eleonora Bellocci), Cerere (Leonor Bonilla) und dahinter der Górecki Chamber Choir (vorne: Pietro Rizzi mit den Virtuosi Brunenses

Die in der Mythologie berichteten negativen Begleiterscheinungen dieser Geschichte werden in den zu feierlichen Anlässen komponierten Werken dabei meistens weggelassen. So stiftet die Göttin Discordia, die nicht zu dieser Hochzeit eingeladen ist, eigentlich auf dieser Veranstaltung Zwietracht, indem sie einen goldenen Apfel mit der Aufschrift "Für die schönste Göttin" in den Saal wirft, der zum Streit zwischen Juno, Minerva und Venus führt, den der Göttervater Jupiter selbst nicht schlichten kann oder will und damit schließlich den trojanischen Prinzen Paris beauftragt, der sich mit dem Versprechen, die schöne Helena zur Frau zu bekommen, schließlich für Venus entscheidet, was mit der Entführung Helenas aus Sparta dann zum Ausbruch des Trojanischen Krieges führt, in dessen Verlauf auch der Sohn von Peleus und Thetis, Achilles, sein Leben lässt. Immerhin wird im Libretto von Angelo Maria Ricci zu Rossinis Kantate Discordia zumindest erwähnt und erscheint auf der Hochzeit, wird aber sofort von Giove mit seinen Blitzen in die Unterwelt verjagt. Ansonsten macht die mythologische Hochzeit den königlichen Feierlichkeiten alle Ehre und preist den Herzog von Berry als neuen Peleus an der Seine, und Maria Carolina als seine Thetis, in deren Schoß ein Thronfolger wie der Held Achilles heranwachsen soll. In der Tat brachte Maria Carolina 1820 einen Sohn als letzten Stammhalter der Bourbonen zur Welt, der allerdings nicht mehr an die Macht gelangen sollte. Sein Vater fiel noch vor seiner Geburt einem Attentat zum Opfer, und Maria Carolinas Versuche, ihren Sohn auf dem Thron zu etablieren, blieben zeitlebens vergeblich.

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Schlussapplaus: von links: Giove (Joshua Stewart), Giunone (Marina Comparato), Peleo (Mert Süngü), Teti (Eleonora Bellocci), Cerere (Leonor Bonilla) und Pietro Rizzi

Die Kantate lässt in insgesamt 11 Nummern einen ganzen Reigen mythologischer Götter und Halbgötter auftreten, die mit großem Pomp die Hochzeit von Peleus und Thetis feiern. Erweitert wurde das Stück bei der Uraufführung am 24. April 1816 im Teatro del Fondo um ein Handlungsballett, das aber heute leider verloren ist, wahrscheinlich aber auch nicht von Rossini stammte, sondern lediglich in die Kantate von einem der zahlreichen Ballettkomponisten der damaligen Zeit eingefügt worden war. Nachdem der Górecki Chamber Choir unter der Leitung von Mateusz Prendota als Gefolge von Amor und Hymenäus das Stück stimmgewaltig eröffnet hat, tritt Peleo auf und besingt in einer Kavatine die Sehnsucht nach seiner Braut Teti. Mert Süngü lässt sich an diesem Abend als leicht indisponiert ansagen, setzt auch in der Kavatine die Töne zunächst sehr vorsichtig und diszipliniert an. Im folgenden Duett mit Eleonora Bellocci als seiner Braut Teti singt er sich dann aber frei und begeistert fortan mit strahlenden Höhen und enormer Durchschlagskraft. Bellocci punktet mit beweglichen Koloraturen und einem leuchtenden Sopran.

Als große olympische Götter kommen in der Kantate Giove, Cerere und Giunone zu Wort. Die Partie des Göttervaters hatte Rossini Andrea Nozzari, einem sogenannten Baritenor, in die Kehle komponiert. Joshua Stewart meistert die Rolle mit einer beweglichen Stimmführung. Dabei steigt er mit voluminösen Tiefen in die Baritonlage hinab und verleiht den hohen Spitzentönen tenoralen Glanz. Mit großer stimmlicher Wucht macht er die Macht des höchsten Gottes deutlich, der die plötzlich auftauchende Discordia mit großer Autorität in die Unterwelt schickt. Giunone darf als Göttin der Ehe natürlich auch nicht fehlen, kommt allerdings nur in einem kurzen Duett und im Finale zu Wort. Marina Comparato gestaltet die Partie mit einem satten, warmen Mezzosopran. Dass Cerere eine größere Rolle in der Kantate zukommt, ist wohl der Tatsache geschuldet, dass sie in der Antike als Schutzgöttin von Neapel und Sizilien galt. Ihre große Arie dürfte in der Melodie den meisten Zuhörern als berühmtes Schluss-Rondo der Angelina aus La Cenerentola bekannt sein. Rossini hatte dieses Stück eigentlich für den berühmten spanischen Tenor Manuel García als große Schluss-Arie des Grafen Almaviva, "Cessa di più resistere" im zweiten Akt des Barbiere di Siviglia komponiert. Die Arie wurde in der Folgezeit wegen der sehr hohen Tessitur von den meisten Tenören allerdings weggelassen und stellte sich in der Folgezeit für weibliche Stimmen als sehr geeignet heraus, weshalb Rossini diese Melodie dann auch später für Cenerentola als "Non più mesta" verwendete. Cerere prophezeit mit dieser Arie Teti und Peleo, dass ihrer Liebe nicht einmal die Höllenmacht etwas anhaben könne. Leonor Bonilla glänzt als Cerere mit strahlendem Sopran und sehr beweglichen Koloraturen. Pietro Rizzi führt die Belcanto-erfahrenen Virtuosi Brunenses mit leichter Hand durch die schwungvolle Partitur.

In den Übertiteln von Reto Müller werden neben dem deutschen und italienischen Text nicht nur Regieanweisungen in einer anderen Farbe eingeblendet. Am Ende gibt es auch kurz das Bild, das im Stück am Himmel erscheint und den Herzog von Berry mit seiner Frau als Brautleute kniend am Thron von Ludwig XVIII. zeigt. So gewinnt das Publikum einen Eindruck, wie dem damaligen Paar auf der Bühne gehuldigt wurde. Im großen Finale jubeln dann alle noch einmal in den höchsten Tönen und beschwören die Liebe und die Tugend, die der Himmel mit dieser Verbindung umarmen möge. Das Finale wird aufgrund der Kürze des Abends dann auch direkt noch einmal als Zugabe präsentiert. Das Publikum bedankt sich mit großem Beifall.

FAZIT

Die selten zu hörende Hochzeitskantate verbreitet in der hochkarätigen musikalischen Besetzung eine dem Jubiläumsjahr angemessene festliche Stimmung.

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Ausführende

Musikalische Leitung
Pietro Rizzi

Chorleitung
Mateusz Prendota

 

Giove - Zeus
Joshua Stewart

Cerere - Ceres
Leonor Bonilla

Teti - Thetis
Eleonora Bellocci

Peleo - Peleus
Mert Süngü

Giunone - Juno
Marina Comparato

Górecki Chamber Choir

Virtuosi Brunenses

 


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