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Rossini in Wildbad
Belcanto Opera Festival
12.07.2018 - 29.07.2018


Rossini & Co. I Opernszenen

Konzert der Teilnehmer der Masterclass von Raúl Giménez

In italienischer und französischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 1 h 40' (keine Pause)

Aufführung im Königlichen Kurtheater am 15. Juli 2018

 

 

 

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Le nozze di Figaro und anderes

Von Thomas Molke / Fotos: © Andreas Heideker

Die Konzerte der Teilnehmer der beiden Meisterklassen von Raúl Giménez und Lorenzo Regazzo haben sich mittlerweile zu einem Geheimtipp beim Belcanto Opera Festival Rossini in Wildbad entwickelt, da man hier vielversprechende Nachwuchskünstler erleben kann, bevor sie auf den Bühnen der Welt riesige Erfolge feiern. Erinnert sei an dieser Stelle beispielsweise an Olga Peretyatko oder Diana Haller, die beide hier vor einigen Jahren in diesen Konzerten zu erleben waren. Daher verwundert es nicht, dass die Veranstaltungen im Königlichen Kurtheater immer rasch ausverkauft sind und man die Anzahl der Konzerte mittlerweile auf drei erhöht hat, wobei das erste Konzert bereits im Rahmen des Auftaktwochenendes stattfindet. Dieses Mal präsentieren sich vier Teilnehmerinnen und acht Teilnehmer der Meisterklasse von Giménez, die teilweise auch in den Opernproduktionen des diesjährigen Festivals zu erleben sind.

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Raúl Giménez (vorne links) gratuliert gemeinsam mit dem Pianisten Davide Dellisanti (vorne Mitte) der Meisterklasse (von links: Roberto Maietta, Yevgeniy Chainikov, Joseph Kauzman, Alicia Martinéz, Almudena López, Céline Mellon, Xiang Xu, Odile Heimburger, Sebastian Monti, Roberto Jachini Virgili, Alexandre Marcelli und Javier Povedano)

Wie im vergangenen Jahr mit Così fan tutte legt Giménez auch in diesem Jahr zu Beginn einen Schwerpunkt auf Mozart. Dieses Mal präsentieren die Absolventen der Meisterklasse ein buntes Potpourri aus Le nozze di Figaro. Den Anfang machen Alicia Martinéz als Susanna und Javier Povedano als Figaro mit dem Auftritts-Duett aus dem ersten Akt. Martinéz dürfte noch aus dem letzten Jahr mit ihrem kecken Spiel und ihrem leuchtenden Sopran in guter Erinnerung sein. Povedano setzte am Abend zuvor noch als Norton in Rossinis La cambiale di matrimonio Akzente. Beiden gelingt stimmlich ein guter Einstieg in den folgenden Figaro-Block, auch wenn nicht ganz klar wird, was Martinéz' Spiel mit der Offiziersmütze soll. Almudena López verfügt zwar als Gräfin in der folgenden Arie "Dove sono i bei momenti" über stupende Höhen, kann die Leiden der betrogenen Frau aber nicht glaubhaft transportieren. Dafür wirkt ihre Interpretation zu technisch. Einen fulminanten Auftritt als Grafen hat der Bassbariton Yevgeniy Chainikov, der mit markanten Tiefen punktet.

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Schlussapplaus: von links: Roberto Maietta, Yevgeniy Chainikov, Joseph Kauzman, Alicia Martinéz, Almudena López, Céline Mellon, Xiang Xu, Odile Heimburger, Davide Dellisanti, Sebastian Monti, Roberto Jachini Virgili, Javier Povedano und Alexandre Marcelli

Als Rarität folgt ein bezauberndes Quartett aus Manuel Garcías unbekannter Oper L'isola disabitata. García ist zwar in Bad Wildbad als Komponist kein Unbekannter, aber diese auf einem Text von Pietro Metastasio basierende Oper war hier noch nicht zu erleben. Odile Heimburger, Alicia Martinéz, Roberto Jachini Virgili und Yevgeniy Chainikov gelingt es mit ihrer eindringlichen Interpretation den Wunsch zu wecken, aus diesem Werk mehr zu hören. Die Oper erzählt die Geschichte von dem Ehepaar Costanza und Gernando, die durch einen Sturm auf hoher See voneinander getrennt werden. Costanza hat es mit ihrer Schwester Silvia auf eine einsame Insel verschlagen und sie zürnt dem Gatten, da sie sich von ihm verraten glaubt. Dabei weiß sie nicht, dass er in Gefangenschaft geraten ist und nun mit seinem Begleiter Enrico nichts unversucht lässt, seine Ehefrau wiederzufinden. In dem Quartett treffen die vier nun auf der Insel erstmals wieder aufeinander und sind dementsprechend verwirrt. Heimburger und Martinéz punkten mit zartem Sopran, während Virgili mit weichem Tenor dagegenhält. Chainikov rundet die Szene mit dunklem Bass ab.

Der restliche Teil des Konzertes ist den italienischen Komponisten Rossini, Bellini und Donizetti gewidmet. Hervorzuheben ist hier Joseph Kauzman, der mit tenoralem Glanz in den Höhen die anspruchsvolle Arie des Sébastien aus Donizettis Spätwerk Dom Sébastien präsentiert. Aufhorchen lässt auch Céline Mellon mit der Kavatine der Linda "Oh luce di quest' anima" aus Donizettis Linda di Chamounix. Mellon begeistert durch leicht perlende Koloraturen und sauber angesetzte Spitzentöne. Auch im Duett Corinna - Belfiore aus Rossinis Il viaggio a Reims wissen Mellon und Kauzman durch stimmliche Harmonie und komisches Spiel zu überzeugen. Bei dem Tenor Alexandre Marcelli bleibt nicht nur unverständlich, wieso er für dieses Konzert die Arie des Arnold aus Rossinis Guillaume Tell in der italienischen Fassung auswählt, sondern auch wieso er sich überhaupt mit einer so anspruchsvollen Nummer präsentiert. Seine Stimme klingt sehr belegt, so dass er keinen tenoralen Glanz verströmen lassen kann und man eher Sorgen hat, dass er sich mit diesem angestrengten Gesang seine Stimme ruinieren könnte. Heimburger begeistert auch bei ihrem zweiten Auftritt als Elvira aus Bellinis I puritani mit glockenklarem Sopran und strahlenden Höhen. Xiang Xu, der am Abend zuvor als jugendlicher Liebhaber Edoardo in La cambiale di matrimonio zu erleben war und noch aus den Meisterklassen des letzten Jahres in guter Erinnerung sein dürfte, punktet als Fernando aus Bellinis Oper Bianca e Fernando mit tenoralem Schmelz und sauber angesetzten Höhen.

Eine Stippvisite gibt Roberto Maietta, der sich schon in den vorherigen Jahren durch sein überbordendes komisches Talent als Buffo-Bariton nicht nur bei den Konzerten der Meisterklasse empfohlen hat, sondern auch vor zwei Jahren als Raimbaud in der halbszenischen Aufführung von Le comte Ory und einen Tag zuvor als Slook in La cambiale di matrimonio das Publikum begeisterte. Nach Dandini aus Rossinis La Cenerentola vor zwei Jahren und Gaudenzio aus Rossinis Il signor Bruschino im letzten Jahr hat er in diesem Jahr gemeinsam mit Povedano das großartige Buffo-Duett von Tarabotto und Batone aus Rossinis L'inganno felice vorbereitet. Maietta und Povedano begeistern nicht nur durch einen großartigen Parlando-Stil sondern auch durch große Spielfreude, wenn Tarabotto und Batone gegenseitig versuchen einander auszutricksen, dabei aber keiner von beiden wirklich weiterkommt. Nach diesem szenischen und musikalischen Höhepunkt gibt es als Abschluss das berühmte Sextett aus Donizettis Lucia di Lammermoor, in das neben Mellon, Virgili, Povedano und Chainikov auch die übrigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Meisterklasse einstimmen. Die Begeisterung bei Giménez und beim Publikum ist so groß, dass es dieses Sextett gleich noch einmal als Zugabe gibt.

Zu erwähnen ist auch noch Davide Dellisanti, der das komplette Programm mit feinem Gespür für die Solisten am Klavier begleitet.

FAZIT

Auch in diesem Konzert der Meisterklasse präsentieren sich vielversprechende Talente, denen eine große Bühnenkarriere zu wünschen ist.

Weitere Rezensionen zu Rossini in Wildbad 2018

Programm des Konzertes

Wolfgang Amadeus Mozart: Mitridate re di Ponto (1770): Kavatine des Mitridate "Se di lauri il crine adorno (Sebastian Monti)

Wolfgang Amadeus Mozart: Le nozze di Figaro (1786):
Duett Susanna - Figaro "Cinque... dieci... venti... trenta" (Alicia Martinéz, Javier Povedano)
Rezitativ und Arie der Gräfin "E Susanna non vien!" - "Dove sono i bei momenti" (Almudena López)
Rezitativ und Arie des Grafen "Hai già vinta la causa!" - "Vedrò  mentr'io sospiro" (Yevgeniy Chainikov)
Arie der Susanna "Deh vieni non tardar, o gioia bella!" (Alicia Martinéz)
Duettino Susanna - Contessa "Canzonetta sull' aria" (Almudena López, Alicia Martinéz)

Manuel García: L'isola disabitata (1831): Quartett Costanza - Silvia - Gernando - Enrico "Ed è vero? Ed io non sogno?" (Odile Heimburger, Alicia Martinéz, Roberto Jachini Virgili, Yevgeniy Chainikov)

Gaetano Donizetti: Dom Sébastien (1843): Arie des Sébastien "Seul sur la terre" (Joseph Kauzman)

Gaetano Donizetti: Linda di Chamounix (1842): Rezitativ und Kavatine der Linda "Ah, tardai troppo" - "Oh luce di quest' anima" (Céline Mellon)

Gioachino Rossini: Tancredi (1812): Arie des Argirio "Pensa che sei mia figlia" (Roberto Jachini Virgili)

Gioachino Rossini: Il viaggio a Reims (1825): Arie der Contessa di Folleville "Partir, o ciel! desio" (Almudena López)

Vincenzo Bellini: I puritani (1835): Arie der Elvira "Qui la voce sua soave" (Odile Heimburger)

Gioachino Rossini: Il viaggio a Reims (1825): Duett Corinna - Belfiore "Solo ritrovo alfin la bella dea" (Céline Mellon, Joseph Kauzman)

Gioachino Rossini: Guglielmo Tell (Guillaume Tell 1829): Arie des Arnoldo "O muto asil del pianto" (Alexandre Marcelli)

Vincenzo Bellini: Bianca e Fernando (1826/28): Arie des Fernando "A tanto duo!" (Xiang Xu)

Gioachino Rossini: L'inganno felice (1812): Duett Tarabotto - Batone "Va taluno mormorando" (Javier Povedano, Roberto Maietta)

Gaetano Donizetti: Lucia di Lammermoor (1843): Sextett " Che mi frena in tal momento?" (Alle)

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Ausführende

Klavier
Davide Dellisanti

Teilnehmer der Masterclass
Yevgeniy Chainikov, Bassbariton
Odile Heimburger, Sopran
Joseph Kauzman, Tenor
Almudena López, Sopran
Roberto Maietta, Bariton
Alexandre Marcelli, Tenor
Alicia Martinéz, Sopran
Céline Mellon, Sopran
Sebastian Monti, Tenor
Javier Povedano, Bassbariton
Roberto Jachini Virgili, Tenor
Xiang Xu, Tenor

 


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