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DomStufen Open Air 2020

Opera Gloriosa


Ein Domstufen-Open-Air mit Ausschnitten aus Opern von Verdi, Puccini und Mascagni

In italienischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 1h 20' (keine Pause)


Premiere am 10. Juli 2020 auf dem Domplatz Erfurt

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Theater Erfurt
(Homepage)

Und dann noch ein kleines Feuerwerk

Von Joachim Lange / Fotos © Salzburger Festspiele / Marten Vanden Abeele

Erfurt hatte diesmal Glück mit dem Wetter. Gewissermaßen mit himmlischem Lohn für Mut auf Erden. Die abendlichen Wolken hatten sich am Freitag um 21.00 Uhr pünktlich zum Konzertbeginn verzogen. Die Temperatur ging gerade noch für open air. Guy Montavon hielt wie immer eine schwungvolle Ansprache. Diesmal unter dem Motto (übrigens das der Intriganten aus dem Rosenkavalier) "Wir sind da"! Er bedankte sich bei allen Sponsoren, inklusive und neuerlich besonders wichtig, bei den für Genehmigungen zuständigen Politikern und beim Gesundheitsamt. Die Stühle für die erlaubten 500 Zuschauer pro Vorstellung (sonst sind es viermal so viele) standen im Anticorona-Abstand paarweise, etliche auch einzeln. Für die Veranstalter, die auch mit den Einnahmen rechnen müssen, ein hoher Preis. Für die Zuschauer, die einen solchen Platz haben, ein Gewinn an Komfort. So ist das Leben.

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Vor den Domstufen stand diesmal eine Klarsichtkuppel für's Erfurter Orchester und seinen GMD Myron Michailidis. Dahinter auf den Stufen - mit Sicherheitsabstand, auch untereinander - der Opernchor. Da kann man das "Patria oppressa" der schottischen Flüchtlinge aus Verdis Macbeth ebenso gefahrlos intonieren wie das berühmte "Va' pensiero" der gefangenen Juden aus dessen Nabucco. In Italien ist der Gefangenenchor die heimliche Nationalhymne, bei der die Dirigenten genauso gut das Publikum dirigieren können. Dort muss er selbst in szenischen Aufführungen wiederholt werden. Ganz so enthusiastisch ist man nördlich der Alpen bei aller Liebe zu italienischer Oper dann doch nicht.


Vergrößerung in neuem Fenster Rivalinnen: Ilia (links) und Elektra

Angesagt war an diesem Abend eh gut Bekanntes aus italienischen Oper. 80 Minuten lang. Ohne Pause und ohne jedes Auswahlrisiko. Wie ein Wunschkonzert. Nach dem akustischen Sparprogramm seit Mitte März ist das auch gut so. Vor einem ausgehungerten Publikum muss man tatsächlich nicht mit Erkundungsambitionen kleckern, sondern darf mit Wiedererkennungseffekten klotzen. Auf die Idee, direkt auf den Gefangenenchor das Trinklied "Libiamo" aus La Traviata folgen zu lassen, muss man trotzdem erst mal kommen. Das ist kühn. Wie auch die Ankündigung, dass der Großsponsor für Übertitel sorgen würde. Es gab nur die Titel der Nummern, also wurde niemand durch eine deutsche Textübersetzung irritiert. Aber so kleinlich sollte man das wahrscheinlich nicht sehen. Verdi bleibt Verdi. Hier saß alles. Angefangen mit der Ouvertüre zu La forza del destino-, legen danach Kakhaber Shavidze, Yulianna Bawarska, Siyabulela Ntlale und Brett Sprague mit Arien und Duetten, u.a. aus dem eigentlich in diesem Sommer für die Domstufen vorgesehenen Nabucco los. Besonders eindrucksvoll: Wieland Sattler mit König Philipps "Ella giammai m'amò" aus Don Carlo. Genauso geht Verdi.

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Liebe über (Kultur-)Grenzen hinweg: Ilia (vorne) und Idamante

Der eingebaute Summchor aus Puccinis Madama Butterfly oder das übervermarktete Intermezzo sinfonico aus Pietro Mascagnis Cavalleria rusticana gehörten bei der Auswahl auch irgendwie dazu. Umso mehr konnte Verdi leuchten. Beim Drumherum passte die schraffierte Überblendung der beiden sakralen Fassaden zum Gefangenenchor am besten. Die Projektion eines Frauenkopfes auf der Domfassade war im günstigsten Falle Selbstironie der Wunschkonzertregie. So wie der mitklatschende (und dazu animierende) Fuchs zum Traviata-Trinklied oder die anstoßenden Sektflöten. Da fehlte eigentlich nur noch der Radetzkymarsch zum Mitklatschen - wie beim Neujahrskonzert aus Wien. Irrtum - er fehlte nicht. Er kam. Und ein kleines Feuerwerk. Und der Abgang der Musiker, einer nach dem anderen. Bis die erste Geigerin und der Dirigent übrigblieben.


Vergrößerung in neuem Fenster Die Beziehung zwischen Idamante (vorne) und Elektra bleibt unklar: Mal erotisch geprägt, mal eine Mutter-Sohn-Konstellation


FAZIT

Alles in Allem: Gut, dass sie es riskiert haben. So stur wie die Erfurter haben sonst nur noch die Salzburger auf ihren Festspielen bestanden. Erfurt hat die Premiere der abgespeckten Ersatzvariante jedenfalls gut überstanden.






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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Myron Michailidis

Künstlerische Gesamtleistung
Guy Montavon

Visuelle Konzeption
Hank Irwin Kittel

Chor
Andreas Ketelhut



Opernchor des Theaters Erfurt

Philharmonische Orchester Erfurt


Solisten

Yulianna Bawarska
Siyabulela Ntlale
Wieland Satter
Kakhaber Shavidze
Brett Sprague


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Theater Erfurt




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