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Klavierfestival Ruhr 2020

Düsseldorf, Robert-Schumann-Saal im Kunstpalast, 6. Juli 2020



Elisabeth Leonskaja
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Klavierfestival Ruhr

Grüße an die Romantik

Von Stefan Schmöe

75 Jahre alt wird Elisabeth Leonskaja in diesem Herbst. Geboren 1945 in Tiflis, musikalisch erwachsen geworden am Konservatorium in Moskau, seit 1978 in Wien lebend, ist sie mit den beiden Konzerten an diesem Tag bereits zum 18. Und 19. Mal beim Klavier-Festival Ruhr zu Gast, dessen Preisträgerin sie 2011 war. Mit dem Trias der vergeistigten drei letzten Sonaten Beethovens (auch Igor Levit war damit ein paar Tage zuvor beim Klavierfestival zu hören) stehen die ganz großen Werke auf dem Programm, und ihrem souveränen Spiel merkt man die lange Erfahrung an - sie kennt ihren Beethoven, und das erlaubt ihr manche Freiheiten, auch Eigenwilligkeiten. Freilich wirkt ihre Interpretation auch routinierter als die von Levit, ihr Spiel gleichzeitig weniger konzentriert und abgeklärt als András Schiff (der andere Kompositionen spielte). Sie setzt nicht auf den Effekt und stellt Virtuosität keineswegs heraus, aber bei aller Selbstverständlichkeit der technischen Mittel hat sie im bewussten Auskosten von Effekten auch etwas selbstbewusst Auftrumpfendes, etwa in den immer wieder donnernden Bassfiguren, die sich durch das Programm hindurchziehen, oder in manchen sehr deutlich herausgestellten Tönen. Ein bisschen pianistisches Feuerwerk darf es da mitunter auch sein.

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Foto: Peter Wieler / Klavier-Festival Ruhr

Elisabeth Leonskaja geht Beethovens Sonaten durchaus romantisch an. Immer wieder baut sie kleine Verzögerungen ein (so im Hauptthema des Kopfsatzes von op.110), geht recht frei mit den (insgesamt eher moderat gewählten) Tempi um. Und so, wie sie das Allegro molto aus der As-Dur-Sonate op.110 spielt, könnte es auch von Robert Schumann komponiert sein, ein Nacht- und Geisterstück, kontrastreich, stimmungsvoll. An anderen Stellen werden Begleitfiguren zur Stimmungsmalerei, und im Aufbau klingen die Werke mitunter rhapsodisch frei, wobei ihr die Übergänge plausibel gelingen. Zwar behält sie den großen Bogen bei, trotzdem ist die Sache zwiespältig: Natürlich sprengt Beethoven in diesen Werken die Sonatenform, aber nicht im Sinne der Kleinteiligkeit der nachfolgenden Generation um Robert Schumann herum. Hier wird der Titan mitunter in der Schönheit des Augenblicks romantisch gezähmt.

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Foto: Peter Wieler / Klavier-Festival Ruhr

Wo beim Hören objektive Beschreibung endet und subjektive Wahrnehmung beginnt, lässt sich oft nicht ermitteln. Für meinen Geschmack hat manches - und hier seien exemplarisch die vielleicht ein wenig zu selbstverständlich gespielten Triller am Ende von op.111 genannt - etwas allzu Dekoratives, wie eine Vorwegnahme des silbrig Klingelnden der Rosenkavalier-Welt - auch schön, aber nicht für Beethoven. Und die Melodietöne sind zu deutlich angeschlagen, zu irdisch. Beethovens letzte Klaviersonate strebt nach dem Jenseitigen. Elisabeth Leonskaja bleibt mit ihr im schönen Wien.




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(Veröffentlichung vorbehalten)
Klavier-Festival Ruhr 2020
Düsseldorf,
Robert-Schumann-Saal im Kunstpalast
6. Juli 2020, 17:00 Uhr und 20:30 Uhr
(besprochen ist das Konzert um 20:30 Uhr)


Ausführende

Elisabeth Leonskaja, Klavier



Programm

Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)
Sonate Nr. 30 E-Dur op. 109
Sonate Nr. 31 As-Dur op. 110
Sonate Nr. 32 c-Moll op. 111



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