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Wexford Festival Opera
11.10.2020 - 18.10.2020


Gala Concert - Remote Voices

Konzert mit Solist*innen der vergangenen Jahre

In italienischer, französischer, englischer, spanischer, deutscher, tschechischer, armenischer und russischer Sprache

Übertragung: ca. 2 h 40'

Moderation aus dem National Opera House in Wexford am 16.10.2020



 

 

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Online-Treffen mit "alten Freunden"

Von Thomas Molke / Fotos: © Clive Barda

Eine mittlerweile jahrelange Tradition hat beim Wexford Festival Opera das alljährliche Gala Concert, bei dem sich die Künstlerinnen und Künstler des jeweiligen Jahres dem Publikum in einem Benefiz-Konzert unter Verzicht auf die Gage präsentieren, so dass alle Einnahmen aus dem Abend dem weiteren Bestand des Festivals zugute kommen. Natürlich kann zu Zeiten von Covid-19 auch dieses Event nicht wie gewohnt im National Opera House stattfinden, aber Rosetta Cucchi hat sich einen würdigen Ersatz überlegt und 26 ehemalige Künstler*innen gewinnen können, die einen musikalischen Beitrag aufgezeichnet haben und ihn an das Festival geschickt haben, so dass daraus ein Online-Konzert mit dem Untertitel Remote Voices zusammengestellt worden ist. Gemeinsam haben diese Künstler*innen, dass sie alle in früheren Jahren beim Wexford Festival Opera aufgetreten sind und mittlerweile auf eine große internationale Karriere zurückblicken können. Wenn man die Namen der Gäste liest, wird deutlich, was für ein Sprungbrett das kleine Festival an der Südostküste Irlands für Künstler*innen sein kann. Rosetta Cucchi moderiert dieses Konzert gemeinsam mit Marty Whelan in lockerem Plauderton von der Bühne des National Opera House. Dabei sitzen sie mit dem Rücken zum Publikum, damit in eindrucksvollem bläulichem Licht auch der hinter ihnen liegende leere Zuschauerraum zur Geltung kommt.

In insgesamt 25 Beiträgen erlebt man ein breites Spektrum der Opern- und Liedkultur. Einige Künstler*innen wählen einen Beitrag, der in direktem Zusammenhang mit ihrem realen Auftritt in Wexford steht. Der russische Tenor Dmitry Golovnin präsentiert beispielsweise das Lamento des Federico aus L'Arlesiana, "È la solita storia del pastore", mit dem er bereits 2012 das Publikum in Wexford begeistert hat. Die Sopranistin Helena Dix schlüpft noch einmal in die Rolle der schwedischen Königin Cristina, die sie 2013 in Jacopo Foronis Oper Cristina, Regina di Svezia eindrucksvoll verkörpert hat. Für Dix ist dieser Auftritt ein ganz besonderes Anliegen, weil sie sich selbst gerade von einer Covid-19-Erkrankung erholt. Die voluminösen dramatischen Höhen lassen aber keinerlei Stimmverlust erkennen. Mit Innbrunst lässt sie noch einmal die Sorgen der schwedischen Königin in ihrer Arie Revue passieren. Anne Sophie Duprels, die bereits 2017 als Katiusha in Franco Alfanos Risurrezione zu erleben war, sollte eigentlich in diesem Jahr die Titelpartie in Alfredo Catalanis Oper Edmea übernehmen. Mit einer Arie der Edmea, die das Konzert eröffnet, gibt sie einen kleinen Vorgeschmack auf die Produktion, die hoffentlich im nächsten Jahr mit ihr in Wexford zu erleben sein wird.

Neben den musikalischen Beiträgen gibt es auch kleine Anekdoten. Zum Beispiel sind in einem Video, das in Rosetta Cucchis Wohnung in Pesaro gedreht worden ist, zwei Theatersitze zu sehen, die aus dem alten Theatre Royal stammen, in dem das Festival bis zum Abriss 2006 stattgefunden hat, bevor an gleicher Stelle das O'Reilly Theatre, das heutige National Opera House, aufgebaut und 2008 feierlich eröffnet worden ist. Diese Sitze haben für Cucchi eine ganz persönliche Bedeutung, weil ihr Ehemann Roberto ihr in diesen Sitzen während einer Probe einen Heiratsantrag gemacht hat. Im Video fungieren sie als Requisiten für Roberto De Candia und Simone Alberghini bei einem der wohl berühmtesten Buffo-Duette des Belcanto: "Cheti, cheti, immantinente" aus Gaetano Donizettis Don Pasquale. Mit großer Spielfreude, flexibler Stimmführung und wunderbarem Parlando-Ton in den schnellen Passagen begeistern De Candia und Alberghini als Don Pasquale und Dr. Malatesta, die gemeinsam einen Plan schmieden, Don Pasquales junge Ehefrau der Untreue zu überführen. Begleitet werden die beiden am Klavier von Daniela Pellegrino, die im Rahmen der "Short Works" 2018 im Whites Hotel in einer Produktion dieser Oper zu erleben war.

Andere Beiträge des Abends begleitet Rosetta Cucchi selbst am Klavier. So präsentiert beispielsweise Nicola Alaimo, der 2000 noch ganz zu Beginn seiner Karriere in Wexford auf der Bühne stand, aus Cucchis Wohnung in Pesaro die berühmte Arie des Dulcamara aus Donizettis L'elisir d'amore, "Udite, udite, o rustici!", in der er der Landbevölkerung die magische Wirkung seiner Tränke anpreist. Alaimo begeistert dabei mit einem wunderbar beweglichen Parlando-Ton und intensivem Spiel. Als Liebestrank greift er zu einem künstlerisch geformten Fläschchen auf dem Tisch. Auch Mariangela Sicilia wird von Cucchi bei der großen Arie der Mimì aus Puccinis La bohème, "Sì, mi chiamano Mimì", begleitet. Leon Kim kann für die Arie des Renato aus Verdis Un ballo in maschera "Eri tu", in der er seinem Freund Riccardo vorwirft, seine Frau verführt zu haben, direkt mit einem ganzen Orchester vom Band aufwarten. Igor Golovanteko wiederum begleitet sich bei seiner eindrucksvollen Interpretation von "Les larmes" aus 6 Romances von Tschaikowski am Klavier selbst.

Bei manchen Künstlern des Abends mag man sich vielleicht gar nicht mehr erinnern, dass ihre große internationale Karriere mehr oder weniger in Wexford startete. Als beispielsweise der maltesische Tenor Joseph Calleja 1998 als Don José in Bizets Carmen zu erleben war, kannte ihn noch kein Mensch. Doch mit dieser Aufführung machte er international auf sich aufmerksam und gehört nun zu den größten Tenören der Welt. Auch er hat seinen Anfang in Wexford nicht vergessen und nimmt an diesem Konzert mit der berühmten Arie des Cavaradossi aus Puccinis Tosca, "E lucevan le stelle", teil. Ein weiterer Startenor, der wie Cucchi sowohl Wexford als auch Pesaro sehr verbunden ist, ist Juan Diego Flórez, der unter anderem in diesem Jahr auch zwei Tage eine Meisterklasse der Wexford Factory geleitet hat. Er beschließt den Abend mit einem mexikanischen Lied, das in Mexiko fast den Stellenwert einer zweiten Nationalhymne besitzt, "Cielito lindo" von Ana Gabriel. Dabei begleitet er sich selbst mit der Gitarre.

Mit zahlreichen weiteren Stars und großartigen Arien, die unten aufgelistet sind, vergehen die fast drei Stunden wie im Flug, und es ist ein Genuss, mit den "alten Bekannten" in Erinnerungen zu schwelgen.

FAZIT

Das Konzert ist auf RTE.ie/culture noch online zu sehen und absolut lohnenswert. Es bleibt zu hoffen, dass das Publikum wie beim Gala Concert vor Ort dem Spendenaufruf folgt, der für den Erhalt dieses Festivals in dieser Qualität wichtig ist.

Weitere Rezensionen zum Wexford Festival Opera 2020

Programm des Konzerts:

Alfredo Catalani: "Ch'io vi baci, ch'io vi sugga" aus Edmea (Anne Sophie Duprels)

Nino Rota: "È una cosa incredibile!" aus Il cappello di paglia di Firenze (Paolo Bordogna)

Georges Bizet: "Seguidille" aus Carmen (Paula Murrihy)

Gaetano Donizetti: "Udite, udite, o rustici!" aus L'elisir d'amore (Nicola Alaimo)

Jacopo Foroni: "Alma rea, che un finto amore" aus Cristina, Regina di Svezia (Helena Dix)

Domenico Cimarosa: "Pria che spunti in ciel L'aurora" aus Il matrimonio segreto (Levy Sekgapane)

Charles Gounod: "Ô ma lyre immortelle" aus Sapho (Raffaella Lupinacci)

Giacomo Puccini: "E lucevan le stelle" aus Tosca (Joseph Calleja)

Giacomo Puccini: "Sì, mi chiamano Mimì" aus La bohème (Mariangela Sicilia)

Gaetano Donizetti: "Cheti, cheti, immantinente" aus Don Pasquale (Roberto De Candia, Simone Alberghini)

Antonin Dvořák: "Měsíčku na nebi hlubokém" (Song to the moon) aus Rusalka (Sophie Gordeladze)

Piotr Iljitsch Tschaikowski: "Les larmes" aus 6 Romances Op. 65 (Igor Golovatenko)

Sergei Rachmaninow: "Здесь хорошо" (How nice it is here) (Aigul Akhmetshina)

Wolfgang Amadeus Mozart: "La ci darem la mano" aus Don Giovanni (Nicola Alaimo, Giuliana Gianfaldoni)

Komitas Vartaped: "Krunk" (Nora Sourouzian)

Mitch Leigh: "The Impossible Dream" aus The Man of La Mancha (Noah Stewart)

Umberto Giordano: "Nel suo amore rianimata la coscienza" aus Siberia (Ermonela Jaho)

Giuseppe Verdi: "Eri tu" aus Un ballo in maschera (Leon Kim)

Giuseppe Verdi: "Cortigiani vil razza dannata" aus Rigoletto (Luca Salsi)

Wolfgang Amadeus Mozart: "Fin ch' han dal vino" aus Don Giovanni (Alessandro Luongo)

Francesco Cilea: "È la solita storia del pastore" aus L'Arlesianna (Dmitry Golovnin)

Gioachino Rossini: "Asile héreditaire" aus Guillaume Tell (Sergey Romanovsky)

Georges Bizet: "Habanera" aus Carmen (Daniela Barcellona)

Erich Wolfgang Korngold: "Glück, das mir verblieb" aus Die tote Stadt (Angela Meade)

Ana Gabriel: "Cielito lindo" (Juan Diego Flórez)


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Moderation

Rosetta Cucchi
Marty Whelan

Gäste

Sopran
Helena Dix
Anne Sophie Duprels
Giuliana Gianfaldoni
Sophie Gordeladze
Ermonela Jaho
Angela Meade
Mariangela Sicilia

Mezzosopran
Aigul Akhmetshina
Daniela Barcellona
Raffaella Lupinacci
Paula Murrihy
Nora Sourouzian

Tenor
Joseph Calleja
Juan Diego Flórez
Dmitry Golovnin
Sergey Romanovsky
Levy Sekgapane
Noah Stewart

Bariton
Nicola Alaimo
Paulo Bordogna
Roberto De Candia
Igor Golovatenko
Leon Kim
Alessandro Luongo
Luca Salsi

Bassbariton
Simone Alberghini

 


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