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Musikfestspiele
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Hausfestspiel - Osteredition 2021

Lucas und Arthur Jussen, Klavier
Diana Damrau, Sopran, und Helmut Deutsch, Klavier
Mitglieder der Berliner Philharmoniker

1. - 4. April 2021 im Festspielhaus Baden-Baden

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Festspielhaus Baden-Baden
(Homepage)

Gelungenes Experiment 

Von Christoph Wurzel / Fotos: © Andrea Kremper, Christoph Wurzel

Gestreamte Konzerte sind das neue Format. Und wenn sie so gut gelingen wie die "Hausfestspiele" in Baden-Baden, die anstelle der traditionellen Osterfestspiele über die Feiertage vom Festspielhaus veranstaltet wurden, sind sie zwar kein Ersatz für ein reales Konzerterlebnis, entschädigen aber immerhin einigermaßen für diesen nun schon so lange währenden Verlust.
 
Der Reiz dieser vier Konzerte zwischen Karfreitag und Ostermontag bestand natürlich vor allem in der musikalischen Qualität der Beiträge. Aber auch durch die Art der Präsentation konnte das Festspielhaus auf dem mittlerweile weiten Feld der Streamingangebote zahlreicher Opern- und Konzerthäuser enorm punkten. Die hochprofessionelle Haustechnik in Baden-Baden ermöglichte mit abwechslungsreicher Kameraführung und exzellenter Bildqualität großen Genuss.
 
Am Anfang eines jeden Konzertes rauschte Beifall auf aus dem Off, dann führte die Kamera durch leere Foyers auf die Bühne des Festspielhauses, wo, den dezent beleuchteten Zuschauerraum im Rücken, die Moderatorin Jasmin Bachmann gemeinsam mit dem Intendanten Benedikt Stampa entspannt, aber doch seriös in die Konzerte einführte, die Mitwirkenden in kurzen Gesprächen vorstellte und nach den Konzerten im interaktiven Austausch mit dem virtuellen Publikum dessen über soziale Medien eingegangenen Anregungen und Fragen aufgriff. Da reichte die Bandbreite vom lockeren Smalltalk etwa über musikalische Vorlieben bis hin zu vertiefender Analyse der gebotenen Stücke. Am Ostersonntag ließ es Diana Damrau sich nicht nehmen, gemeinsam mit ihrem Klavierbegleiter Helmut Deutsch, Dominik Stampa und der Moderatorin sogar Ostereier zu bemalen. Ein Gag, der keineswegs daneben ging, sondern ob  manch geistreicher Bemerkung wohltuend zur Auflockerung beitrug. Die Künstlergespräche führten im beginnenden Frühling dieser Ostertage in Baden-Baden auch hinaus ins Freie. Vor dem Denkmal Clara Schumanns an der Lichtentaler Allee erwies Diana Damrau in der Pause ihres Liedprogramms dieser besonderen Künstlerin ihre Reverenz.
 
Clara-Schumann-Büste in Baden-Baden (Foto: Christoph Wurzel)
 
Mit Liedern von Clara und Robert Schumann eröffnete die Sopranistin ihre Liedmatinee und bezeugte gerade mit diesen Liedern den hohen Rang ihrer Kunst des Liedgesangs. Romantischer Überschwang, empathische Textausdeutung und eine perfekt kontrollierte Stimme machten diesen Vortrag zu einer Sternstunde - etwa wie die Sängerin in Claras  Rückert-Vertonungen Widmung die "Wonne" aufblühen ließ oder den Überschwang in Er ist gekommen in Sturm und Regen mit vokaler Emphase erfüllte. Im Zyklus Frauenliebe und -leben von Robert Schumann gelang es Diana Damrau, für die Stimmung jedes einzelnen Lied die entsprechende vokale Klangfarbe zu finden. Sie gestaltete den Zyklus zu einem berührenden Bogen des weit gespannten emotionalen Erlebens dieses weiblichen lyrischen Ichs, der von verhaltener, intimer Freude über grenzenlose Bewunderung und Idealisierung des geliebten Mannes, über reinstes Glück bis hin zu tiefstem Schmerz reicht. Im Lichte eines modernen emanzipierten Frauenbildes könnten die von Schumann vertonten Texte  Adalbert von Chamissos heute antiquiert erscheinen, aber mit ihrer Interpretation solch unbedingter Hingabe an die psychologische Ausdruckskraft dieser Lieder zerstreute Diana Damrau diesbezüglich alle Bedenken. Dass sie nicht zuletzt dabei den Komponisten selbst auf ihrer Seite hat, ließ auch ihr Begleiter Helmut Deutsch in der äußerst feinfühligen Gestaltung des Klavierparts erkennen, etwa wenn er im Nachspiel die Ausdruckspalette des gesamten Zyklus noch einmal wie eine Reminiszenz sensibel in Klang verwandelte. Von derart berührender Innerlichkeit führten die spanischen Lieder des zweiten Konzertteils in die Sphären ausgelassenen Temperaments und feuriger Rhythmik und einige Lieder von Richard Strauss noch einmal zurück zu schwelgerischer Romantik.
 
Unprätentiöse Künstlerin: Diana Damrau beim Ostereierbemalen mit ihren Klavierbegleiter Helmut Deutsch, der Moderatorin Jasmin Bachmann (links) und Intendant Benedikt Stampa (rechts) (Foto: Andrea Kremper)
 
Wenigstens einige Mitglieder der Berliner Philharmoniker waren in diesem Jahr zu Ostern nach Baden-Baden gekommen, wo sich sonst das ganze Orchester zu den alljährlich zehntägigen Festspielen versammelt. Am Karfreitag präsentierten Mitglieder der philharmonischen Camerata der Berliner Phlharmoniker Joseph Haydns Die Sieben letzten Worte unsreres Erlösers am Kreuz in der originalen Fassung für Streichquartett. Geschrieben hat Haydn diese von einer Introduktion und der klanglichen Darstellung des Erdbebens im Moment von Jesu Tod umrahmten Meditationsmusik für die Karfreitagsliturgie im spanischen Cadiz. Dort wurden die einzelnen Sätze jeweils zwischen der Lesung der sieben Jesus-Worte aus den Evangelien gespielt und dienten dem gedanklichen Nachklingen und Nachspüren der geistlichen Worte. Die für dieses Konzert gewählte Präsentationsform als durchgehender Zyklus konnte naturgemäß der von Haydn intendierten spirituellen Wirkung nicht nahe kommen, wenngleich die vier Solisten der Berliner Philharmoniker dieser Musik in all ihren differenzierten Klangfarben, dem vielgestaltigen Chiariscuro aufs Schönste gerecht wurden. Letztlich tat sich deswegen bei diesem Konzert vielleicht am ehesten eine Kluft emotioneller Distanz zwischen den Musikern und ihrem virtuellen Publikum auf.
 
Das Streichquartett der Camerata der Berliner Philharmoniker (Foto: Andrea Kremper)
 
Anders beim Abschlusskonzert am Ostermontag, wo ebenfalls Mitglieder der Berliner Philharmoniker in wechselnden Besetzungen einen Streichtrio-Satz von Schubert, den Streichquartettsatz Crisantemi von Giacomo Puccini und Mozarts unendlich schönes Klarinettenquintett spielten, dieses gleichsam als heiteres Gegenstück zu Haydns Passionsmusik. Gerade hier zeigte sich, mit welcher Präzision die Mitglieder dieses Spitzenorchesters Berliner Philharmoniker auch das kammermusikalische Zusammenspiel pflegen, das gesprächsweise von ihnen als wertvolles Übungsfeld einer vollendeten musikalischen Partnerschaft und der Sensibilisierung des aufeinander Hörens geschätzt wird.
 
Lucas und Arthur Jussen vierhändig am Flügel (Foto: Andrea Kremper)
 
Perfektes Zusammenspiel zeichnete auch das Klavierduo Lukas und Arthur Jussen aus, die mit ihrem fulminanten Spiel den Reigen dieser gestreamten Konzerte eröffneten. Mehr als perfekt, atemberaubend ist die pianistische Brillanz dieser beiden holländischen Brüder. Bereits im 1. Satz der vierhändigen D-Dur-Sonate KV 381 des 16jährigen Mozart legten sie  ein rasantes Tempo vor, dennoch ließen sie die Musik atmen. Spielerisch und ausnehmend vital auch der Schlusssatz, in kristallinem, farbenreichen Klangbild das gesangliche Andante: ein unsentimentaler Stil, der aber trotzdem der Musik Gefühl und Seele gibt. So ließen sie auch in Schuberts f-Moll-Fantasie deren breiter Ausdruckspalette allen Raum. Schubert hatte die Fantasie für sich und seine Klavierschülerin, die 18jährige Caroline von Esterházy für ihr gemeinsames Spiel geschrieben. Intime Korrespondenzen sind einkomponiert, die jetzt durch die Brüder Jussen in vollendetem Gleichklang der musikalischen Auffassung aufs Schönste realisiert wurden. Mit Schostakowitschs brillantem Concertino für 2 Klaviere setzten sie ihr Konzert fort. Der Komponist hat es für seinen Sohn Maxim als Prüfungsstück mit ihm als Partner geschrieben. Welch exzellente Pianisten beide, Vater und Sohn, gewesen sein mussten, ließ sich in dieser Interpretation der Jussen-Brüder erfassen, indem sie die höllisch schweren Passagen dieses Werks mit enormer spielerischer Leichtigkeit erfüllten. Die sensible Seite ihrer Musikalität zeigten die beiden Pianisten in ihrer Zugabe, einem für 2 Klaviere bearbeiteten Choralvorspiel Johann Sebastian Bachs.
 
Fazit:
 
Ein gelungenes, überzeugendes Experiment, das der Form der gestreamten Konzerte ihre positiven Seiten abgewinnen konnte




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Die Programm:


1. April 2021

Klavierduo Lukas & Arthur Jussen

Werke von
Wolfgang Amadeus Mozart,
Franz Schubert
und Dimitri Schostakowit


2. April 2021

Marzona Quartett
Romano Tommasini, Violine
Thomas Thimm, Violine
Wolfgang Talirz, Viola
David Riniker, Violoncello
(Mitglieder der Berliner Philharmoniker)

Joseph Haydn
Die sieben letzten Worte
unseres Erlösers am Kreuze
HOB 20:1



3. April 2021

Diana Damrau, Sopran
Helmut Deutsch, Klavier

Lieder von Clara und Robert Schumann,
Enrique Granados, Joaquín Turina,
Ferdando Obradors und Richard Strauss



4. April 2021

Mitglieder der Berliner Philharmoniker
Daishin Kashimoto, Violine
Kotowa Machida, Violine
Kyoungmin Park, Viola
Ludwig Quandt, Violoncello
Wenzel Fuchs, Klarinette

Werke von Franz Schubert,
Giacomo Puccini
und Wolfgang Amadeus Mozart


Bis zum 28.April 2021 sind die Konzerte noch
on demand auf der Homepage des Festspielhauses
verfügbar
www.festspielhaus.de



 


Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Festspielhaus Baden-Baden
(Homepage)




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