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Musikfestspiele
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Klangvokal 2021
Musikfestival Dortmund

Himmelsmusik

Geistliche Vokalwerke und Instrumentalmusik aus dem 17. und 18. Jahrhundert
Céline Scheen, Sopran
Valer Sabadus, Countertenor
L'Arpeggiata
Christina Pluhar, Theorbe und Leitung

in deutscher, italienischer und lateinischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 1 h 30' (keine Pause)

Aufführung im Konzerthaus Dortmund am 17.09.2021

 

 

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Himmlische Klänge aus dem Konzerthaus

Von Thomas Molke / Fotos: © Bülent Kirschbaum

Schon 2018 war Christina Pluhar mit dem 2000 von ihr gegründeten und auf historische Aufführungspraxis Alter Musik spezialisierten Ensemble L'Arpeggiata im Rahmen des Klangvokal Musikfestivals gemeinsam mit der belgischen Sopranistin Céline Scheen und dem in  Rumänien geborenen und in Deutschland aufgewachsenen Countertenor Valer Sabadus im Konzerthaus zu erleben. Damals hatte sie mit einer "Händel Jamsession" nicht nur das Publikum begeistert (siehe auch unsere Rezension), sondern das Programm wurde im gleichen Jahr auch noch mit dem OPUS Klassik ausgezeichnet. Nun kehrt sie mit ihrem Ensemble und den beiden Solisten - Corona-bedingt mit einem Jahr Verspätung - mit einem weiteren Programm zurück, dessen Veröffentlichung ebenfalls mit dem ECHO prämiert worden ist: "Himmelsmusik". Nachdem sich bereits Jakub Józef Orliński eine Woche zuvor im Reinoldihaus der geistlichen Vokal- und Instrumentalmusik des 17. und 18. Jahrhunderts gewidmet hat, lädt auch Pluhar auf einen Streifzug durch dieses Genre ein.

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Céline Scheen und Valer Sabadus bei der ersten Zugabe

Zunächst hat man den Eindruck, dass der pausenlose Abend aus einem Guss bestehe, da die einzelnen Nummern quasi direkt ineinander übergehen. Nach dem Vokalstück "Von Gott will ich nicht lassen" von Heinrich Schütz, das mit einem feierlichen "Amen" endet, gibt es jedoch vom Publikum begeisterten Zwischenapplaus, der auch im weiteren Verlauf des Abends den musikalischen Fluss immer wieder unterbricht, was dem Genuss allerdings keinen Abbruch tut. Scheens Sopran und Sabadus' Countertenor harmonieren so wunderbar miteinander, dass man seine Begeisterung nach den einzelnen Stücken eben direkt zum Ausdruck bringen möchte. Schon beim ersten Stück, "Nun ich singe, Gott, ich knie", hat man das Gefühl, dass die beiden Stimmen sich regelrecht verflechten und gegenseitig in den Schlaf wiegen. Das Lied, das von Johann Theile, einem heute ziemlich in Vergessenheit geratenen Schüler von Heinrich Schütz, komponiert wurde, wurde erst 2001 im Archiv der Berliner Singakademie wiederentdeckt und beschreibt die Gedanken eines an der weihnachtlichen Krippe knienden Menschen.

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Begeisterter Schlussapplaus: in der Mitte von links: Christina Pluhar, Céline Scheen und Valer Sabadus mit dem Ensemble L'Arpeggiata

Zwischen den "Duetten" sind Scheen und Sabadus auch solistisch zu erleben. Dabei begeistert Sabadus mit nahezu schwebenden Höhen, die die Schwermut in Johann Sebastian Bachs "Komm, süßer Tod, sel'ge Ruh" und in Philipp Heinrich Erlebachs "Unser Leben ist mit viel Not umgeben" unterstreichen. Von letzterem Komponisten ist leider ein Großteil der rund 2500 komponierten Werke einem Brand zum Opfer gefallen. In der präsentierten Arie, die den Menschen in den Fängen irdischer Nöte und Schicksalsschläge zeigt, bietet Sabadus mit seinem engelsgleichen Gesang aber zumindest ein wenig Trost in schweren Stunden und unterstreicht, warum dieses Stück in ein Programm mit dem Titel Himmelsmusik aufgenommen worden ist. Während Sabadus solistisch die dunkleren Momente des Abends zukommen, glänzt Scheen mit kraftvoll leuchtendem Sopran und weist einen optimistischeren Weg in himmlische Sphären. So wird sie in Crato Bütners "Ich suchte des Nachts" am Ende fündig und bringt den geliebten Christus nach langer Suche zurück in ihr Haus und jubiliert auch in Christian Ritters "O amantissime sponse Jesu" über den Gottessohn, den sie als ihren Bräutigam betrachtet. Auch hierfür wird sie vom Publikum mit Zwischenapplaus belohnt.

Zwischen den Gesangsstücken hat Pluhar für ihr Ensemble L'Arpeggiata auch Instrumentalmusik ausgewählt und teilweise neu arrangiert, um so eine barocke Tür zum Himmel zu öffnen. Dabei haben die Instrumentalisten, allen voran die Geige und das Cello, die Gelegenheit, auch solistisch zu glänzen. Pluhar selbst begleitet den Abend an der Theorbe. Ein weiterer Höhepunkt des Abends ist das von einem unbekannten Komponisten stammende Schlaflied "Ninna, nanna al bambin Giesù". Während zunächst Scheen mit lieblichem Sopran ihren Liebling in den Schlaf wiegt, übernimmt Sabadus die nächste Strophe mit warmem Countertenor, bevor die beiden erneut stimmlich sehr innig zueinander finden. Da kann man sich gut vorstellen, dass nach diesem beruhigenden Gesang das Kind Ruhe findet. So verwundert es auch nicht, dass dieses Lied als zweite und letzte Zugabe noch einmal erklingt.

Während ein Großteil der präsentierten Komponisten eher unbekannt ist, endet das eigentliche Programm mit Claudio Monteverdis Vertonung des 150. Psalms "Laudate Dominum". Scheen präsentiert mit strahlendem Sopran eine wunderbare Huldigung des Herrn, die musikalisch und inhaltlich eigentlich ein passender Abschluss für dieses Programm ist. Dennoch fragt man sich, wieso für die letzte Nummer nicht doch noch einmal ein Stück ausgewählt worden ist, in dem Scheen und Sabadus beide hätte glänzen können. Das wird dann allerdings durch die Zugabe ausgeglichen. Wie schon vor drei Jahren gibt es auch dieses Mal das berühmte Schlussduett der Poppea und des Nerone aus Monteverdis L'incoronazione di Poppea, "Pur ti miro", bei dem Scheen und Sabadus stimmlich zu einer innigen Verbundenheit finden. So endet der Abend dann schließlich doch unter stehenden Ovationen des Publikums mit allen Beteiligten.

FAZIT

Christina Pluhar und ihr Ensemble L'Arpeggiata öffnen mit dem engelsgleichen Gesang von Céline Scheen und Valer Sabadus an diesem Abend im Konzerthaus wahrlich eine barocke Tür zum Himmel.

Weitere Rezensionen zum Klangvokal Festival Dortmund 2021

 

Ausführende

Céline Scheen, Sopran

Valer Sabadus, Countertenor

L'Arpeggiata

Christina Pluhar, Theorbe und musikalische Leitung

 

Werke

Johann Theile
Der Sionitin Wiegenlied:
"Nun, ich singe, Gott, ich knie"

Maurizio Cazzati
Ciaccona (Arr. Christina Pluhar)

Johann Sebastian Bach
"Komm, süßer Tod, sel'ge Ruh" BWV 478

Cello-Suite No. 2 in d-Moll: Prelude

Crato Bütner
"Ich suchte des Nachts"

Heinrich Schütz
"Von Gott will ich nicht lassen"
Symphoniae Sacrae II, Opus 10, SWV 366

Philipp Heinrich Erlebach
"Unser Leben ist mit viel Not umgeben -
Kommt, ihr Stunden, macht mich frei"
Harmonische Freude Musicalischer Freunde: Teil 1

Incerto
Ciaccona (Partiturbuch Jakob Ludwig)

Christian Ritter
"O amantissime sponse Jesu"

Johann Rudolf Ahle
"Bleib bei uns, denn es will Abend werden"
Neugepflanzter Thüringischer Lust-Garten

Heinrich Biber
Rosenkranz-Sonate Nr. 1 d-Moll:
"L'annonciation" ("Die Verkündigung Mariae")
Prelude

Anonymus
"Ninna, nana al bambin Giesù"
(Arr. Christina Pluhar)

Antonio Bertali
Sonata à 6 in e-Moll (Partiturbuch Jakob Ludwig)

Claudio Monteverdi
"Laudate Dominum"
Selva morale e spirituale (Arr. Christina Pluhar)

 

 

Weitere
Informationen

erhalten Sie unter
Klangvokal Dortmund
(Homepage)



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