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Klangvokal 2021 Musikfestival Dortmund
La Francesina in italienischer und englischer Sprache Aufführungsdauer: ca. 1 h 20' (keine Pause) Aufführung im Reinoldihaus Dortmund am 21.11.2021 |
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Hommage an Händels Nachtigall Von Thomas Molke / Fotos: © Bülent Kirschbaum Händels verdankte seine großen Erfolge als Komponist in London sicherlich auch den herausragenden Sänger*innen, denen er entsprechend ihrer stimmlichen Möglichkeiten zahlreiche Bravourarien in die Kehle schrieb. Neben Faustina Bordoni und Francesca Cuzzoni stieg Ende der 1730er Jahre die aus Frankreich stammende Élisabeth Duparc zu Händels Lieblingssopranistin auf, für die er insgesamt zwölf Hauptrollen in seinen späten Opern und frühen englischsprachigen Oratorien kreierte. Liebevoll nannte er sie La Francesina (die kleine Französin), weil ihr im Gegensatz zu Bordoni und Cuzzoni ein divenhaftes Gehabe ziemlich fremd war und sie es mit ihrem Charme schaffte, selbst schwierige Persönlichkeiten wie Händel zu besänftigen. Nach rund 10 Jahren wurde die harmonische Zusammenarbeit 1749 aber schlagartig beendet, als Händel sie für die Hauptrollen seiner folgenden Oratorien durch die jüngere Giulia Frasi ersetzte. Von dieser Zeit an verlieren sich ihre Spuren. Bekannt ist lediglich, dass sie Anfang der 1750er Jahre noch als Konzertsängerin in London aufgetreten ist. Die in Belgien geborene Sophie Junker, die seit ihrem Sieg beim Londoner Händel-Wettbewerb und beim Cesti-Wettbewerb bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik 2010 auch international in der Barockszene auf sich aufmerksam gemacht hat, widmet dieser Ausnahmesopranistin nun einen Arienabend im Reinoldihaus. Sophie Junker mit dem Ensemble Le Concert de l'Hostel Dieu unter der Leitung von Franck-Emmanuel Comte am Cembalo Eingerahmt wird das Konzert von Händels letzter Oper Deidamia, die heute zu den relativ unbekannten Werken des Hallenser Komponisten zählt. Erzählt wird darin die Geschichte der Prinzessin Deidamia, der Tochter des Königs der ägäischen Insel Skyros, die sich in den Helden Achilles verliebt, der von seinen Eltern auf dieser Insel in Frauenkleidern versteckt wird, weil das Orakel prophezeit hat, dass Achilles im Trojanischen Krieg sterben werde. In der Gleichnis-Arie "Nasconde l'usignol' in alti rami il nido" vergleicht sich die Prinzessin mit einer Nachtigall, die ihr Nest in hohen Ästen vor der Schlange und dem Jäger versteckt, ohne dabei zu ahnen, dass sie durch ihre häufigen Besuche den Feinden das Versteck verraten kann. Mit perlenden Koloraturen wird in dieser Arie deutlich, warum Duparc auch als Händels Nachtigall bezeichnet wurde. Junker begeistert in der Arie mit großer Beweglichkeit in den Höhen und setzt die Koloraturen präzise und mit enormem Tempo an. Am Ende des Abends kehrt Junker dann zu der Prinzessin zurück, die ihren Geliebten Achilles mit Odysseus und den übrigen Griechen in den Trojanischen Krieg ziehen lassen muss. Nun ist der Liebreiz verschwunden, und Deidamia beschimpft den Geliebten als treulos. Junker lässt der Wut der Prinzessin stimmlich mit großer Dramatik freien Lauf und zeigt darin die ganze Bandbreite ihres Soprans. Schlussapplaus: Sophie Junker, Franck-Emmanuel Comte und das Ensemble Le Concert de l'Hostel Dieu Ein weiterer Schwerpunkt des Abends liegt auf Händels Oratorium Semele, aus dem zu Beginn des Abends das Ensemble Le Concert de l'Hostel Dieu unter der Leitung von Franck-Emmanuel Comte die Ouvertüre präsentiert. Junker widmet sich kurz vor Schluss Semeles Arie "Endless pleasure, endless love" aus dem ersten Akt, in der Semele in höchsten Töne ihre Liebe zum Göttervater Jupiter preist. Auch hier punktet Junker mit strahlenden Höhen. Eigentlich hätte man erwartet, dass Junker auch Semeles große Arie "Myself I shall adore" präsentiert hätte, in der sich Semele im Zauberspiegel betrachtet, den sie von Juno in Gestalt einer Amme erhalten hat, und in einem Koloraturfeuerwerk ihre Schönheit preist. Aber leider wird auf diese grandiose Arie verzichtet. Junker hätte sie sicherlich zu einem weiteren Glanzpunkt des Abends werden lassen. Stattdessen gibt es in loser Abfolge weitere Arien, in denen Duparc zu Händels Zeiten Maßstäbe gesetzt hat. Als Opernauszug gibt es noch aus Serse eine Arie der Romilda, in der die Tochter des Hauptmanns Serses Liebesbekundungen zurückweist, da sie seinen Bruder Arsamene liebt. Junker überzeugt auch hier mit strahlenden Höhen. Die übrigen Arien stammen aus weiteren Oratorien, in denen La Francesina die weibliche Hauptpartie interpretiert hat. Das 1992 von Franck-Emmanuel Comte in Lyon gegründete Barock-Ensemble Le Concert de l'Hostel Dieu begleitet Junker mit feinfühligem Spiel und überzeugt auch bei den Instrumentalstücken, die zwischen den Arien erklingen. Hier gibt es auch ein Werk, das nicht von Händel stammt. Aus Charles Avisons Concerto grosso No 5 erklingen das Adagio und Allegro. Bei diesem Concerto handelt es sich um die Bearbeitung von Cembalosonaten Domenico Scarlattis. Als Zugabe präsentiert Junker dann noch aus der Oper Faramondo die Arie der Clotilde, "Mi parto lieta sulla tua fede". Dabei brilliert sie erneut mit beweglichen Koloraturen. Zu einer weiteren Zugabe lässt sie sich vom begeisterten Publikum allerdings nicht verlocken und verabschiedet sich nach rund 80 Minuten. FAZIT Sophie Junker macht mit ihrem leuchtenden Sopran Händels Nachtigall alle Ehre. Einen Großteil der Arien hat sie auch auf CD herausgebracht. Da kann man dann auch Semeles große Arie "Myself I shall adore" bewundern. Weitere Rezensionen zum Klangvokal Festival Dortmund 2021
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AusführendeSophie Junker, Sopran Le Concert de l'Hostel Dieu Franck-Emmanuel Comte, Cembalo und Leitung
Werke
Georg Friedrich Händel
"Nasconde l'usignol' in alti rami il nido"
Charles Avison
Georg Friedrich Händel "My father! Ah!" aus Hercules Sinfonia ("Musette") aus The Occasional Oratorio
"In sweetest harmony they lived" Sinfonia ("Postillons") aus Belshazzar
"What passion cannot music raise and quell!" Gavotte - Tamburino aus Alcina "Endless pleasure" aus Semele
"Và, perfido! quel cor mi tradirà"
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