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Klangvokal 2021
Musikfestival Dortmund

Le donne di Cavalli

Musik des Frühbarock aus Italien
Mariana Flores, Sopran
Cappella Mediterranea
Leonardo García Alarcón, Cembalo, Orgel und Leitung

in italienischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 1 h 35' (keine Pause)

Aufführung im Reinoldihaus Dortmund am 24.10.2021

 

 

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Frauen in der Barockmusik

Von Thomas Molke / Fotos: © Bülent Kirschbaum

Frauen haben in der Musik lange Zeit eine eher untergeordnete Rolle gespielt. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts gab es in Rom sogar ein Auftrittsverbot für Frauen in der Oper, und die Partien wurden ausschließlich von Kastraten gesungen. Auch die Komposition galt als reine Männerdomäne. So kann der berühmte Opernkomponist Francesco Cavalli als geradezu fortschrittlich bezeichnet werden, im 17. Jahrhundert auch Frauen im Musikstudium ausgebildet zu haben. Leonardo García Alarcón, der mit seinem 2005 gegründeten Ensemble Cappella Mediterranea als regelmäßiger Gast beim Klangvokal Musikfestival in Dortmund bezeichnet werden kann, hat unter dem Titel Le donne di Cavalli ein Programm zusammengestellt, in dem nicht nur die Heroinen aus Cavallis zahlreichen Opern, sondern auch mit Antonia Bembo und Barbara Strozzi zwei berühmte Schülerinnen von ihm zu hören sind. Präsentiert werden die Vokalstücke von der argentinischen Sopranistin Mariana Flores, die bereits mehrfach mit der Cappella Mediterranea zusammengearbeitet und unter anderem auch CD-Aufnahmen mit dem Ensemble eingespielt hat.

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Mariana Flores (vorne Mitte) mit Leonardo García Alarcón (links) und der Cappella Mediterranea

Eingerahmt wird das Programm mit zwei Arien von Cavalli, der als Schüler des großen Claudio Monteverdi über 40 Opern komponierte und schnell zum meistgespielten Opernkomponisten in der Lagunenstadt aufstieg. Das erste Stück "Mira questi due lumi" stammt aus seiner ersten Oper Le nozze di Teti e di Peleo und handelt von der mythologischen Hochzeit des sterblichen Helden Peleus mit der Meeresgöttin Thetis, aus deren Verbindung der griechische Held Achilles hervorging. Während das fünfköpfige Ensemble Cappella Mediterranea dezent mit dem Instrumentalteil beginnt, schreitet Mariana Flores fast unbemerkt durch den Saal auf die Bühne und weist mit strahlendem Sopran auf die Macht ihrer göttlichen Augen hin, die aber dennoch der Liebe zu einem Sterblichen erliegen. Flores interpretiert dieses Stück szenisch imposant und findet nuancenreiche Zwischentöne. Auch das Ende wird von Flores eindrucksvoll mit einer Arie der Giunone aus Ercole amante in Szene gesetzt. In "E vuol dunque Ciprigna", in dem die Göttin die Untreue ihres Gatten Jupiter beklagt, der den Halbgott Hercules gezeugt hat, nimmt Flores erneut die ganze Bühne ein und beschwert sich zunächst im Hintergrund über die üblen Machenschaften der Venus, bevor sie zwischen das Orchester tritt und Hercules verflucht. Flores lässt hier ihren Sopran mit kräftigen Höhen regelrecht aufbrausen und markiert an anderen Stellen mit weicher Stimmführung, wie sehr die Göttin durch die Untreue ihres Gatten verletzt worden ist.

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Schlussapplaus: Mariana Flores (Mitte) mit Leonardo García Alarcón (links) und der Cappella Mediterranea

Im Mittelteil des Abends kommen dann Cavallis berühmte Schülerinnen zu Wort. Den Anfang macht Antonia Bembo, die in den 1650er Jahren bei Cavalli studierte, bevor sie Lorenzo Bembo heiratete und den Titel einer venezianischen Edeldame erlangte. Doch ihre Ehe war unglücklich. Vielleicht war Bembo ihrem Gatten zu selbstständig. Da eine Scheidung nicht in Frage kam, flüchtete sie 1677 nach Paris und versuchte dort am Hof des Sonnenkönigs ihr Glück als Sängerin und Komponistin. Ludwig XIV. war derart von ihr angetan, dass er ihr auf Lebenszeit Kost, Rente und Logis gewährte. ihm widmete sie auch den ersten Band ihrer Sammlung Produzioni armoniche, in der sie in zahlreichen Arien von den Gefahren und der Faszination der Liebe berichtet. In "M'ingannasti in verità" macht Flores mit großer Dramatik deutlich, welche emotionale Tiefe Bembo in diese Musik gelegt hat, und zieht dabei alle Gefühlsregister. So spürt man die Wut der jungen Frau, die von ihrem Geliebten hintergangen worden ist, genauso intensiv wie die Verletzung, die die falschen Schwüre der jungen Frau zugefügt haben.

Nicht weniger emotional ist auch die Musik von Barbara Strozzi, die schon im zarten Alter von 18 Jahren mit ihrer Stimme und ihrer Ausstrahlung begeisterte. So wurde sie zur Hauptattraktion der Musikgesellschaft "Accademia degli Unisoni", bei deren Musikabenden eigentlich nur Männer als Mitglieder zugelassen waren. Zwischen 1644 und 1664 komponierte sie mehr als 100 weltliche Kantaten und Arien. Drei der ausgewählten Arien von Strozzi stammen aus der 7. Sammlung, die Strozzi in Anlehnung an die Muse der Tonkunst Diporti di Euterpe benannte. Besonderen Eindruck hinterlässt die Arie "Sino alla morte", in der Flores mit großem Gefühl die Emotionen einer liebenden Frau zum Klingen bringt, die Liebe bis zum Tod schwört. Bei allen Arien achtet Flores auf eine ausdrucksstarke szenische Präsentation. Man hat das Gefühl, dass sie die Emotionen auf der Bühne wirklich durchlebt.

Zwischen den einzelnen Arien glänzt das Ensemble unter der Leitung von Leonardo García Alarcón auch in den Instrumentalstücken. Besonders hervorzuheben ist die Passacaglia aus der Sonata settima von Giovanni Antonio Bertoli, in der Mélanie Flahaut am Fagott begeistert. Das Publikum lässt Flores und die Cappella Mediterranea natürlich nicht ohne Zugaben gehen. Dafür geht es dann musikalisch nach Spanien. Den Anfang macht "Romerico Florido" von Matheo Romero, der als Mathieu Rosmarin in Liège um 1575 geboren wurde und dann nach Spanien ging. Hier zeigt Flores bei einem Flamenco ihr ganzes südamerikanisches Talent. Gefühlvoll geht es dann mit "Alfonsina y el mar" von dem 1921 in Argentinien geborenen Ariel Ramírez weiter, der vor allem für seine Misa Criolla bekannt ist. Hierbei wird Flores nur von Quito Gato an der Gitarre begleitet. Nach dieser zweiten Zugabe verabschieden sich Flores und die Cappella Mediterranea von einem restlos begeisterten Publikum.

FAZIT

Mariana Flores zeigt mit der Cappella Mediterranea unter der Leitung von Leonardo García Alarcón eindrucksvoll, wie viel emotionale Kraft in der Musik des Frühbarock liegen kann.

Weitere Rezensionen zum Klangvokal Festival Dortmund 2021

 

Ausführende

Mariana Flores, Sopran

Cappella Mediterranea
Teodoro Baù, Gambe
Marie Bournisien, Harfe
Mélanie Flahaut, Blockflöte, Fagott
Quito Gato, Theorbe, Gitarre
Elisa La Marca, Laute

Leonardo García Alarcón, Cembalo, Orgel und Leitung

 

Werke

Francesco Cavalli
"Mira questi due lumi"
aus La nozze di Teti e di Peleo

Antonia Bembo
"M'ingannasti in verità"
aus Produzioni armoniche

Francesco Cavalli
"Dimmi, Amor, che farò"
aus L'Oristeo

Barbara Strozzi
"Sino alla morte"
aus Diporti di Euterpe

Biagio Marini
La Romanesca

Barbara Strozzi
"Che si può fare"

Francesco Cavalli
Sinfonia della Notte aus L'Egisto

Barbara Strozzi
"Lagrime mie" aus Diporti di Euterpe

Francesco Cavalli
"Volgi, deh, volgi il piede"
aus Gli amori di Apollo e di Dafne

Barbara Strozzi
"È pazzo il mio core"

Giovanni Antonio Bertoli
Sonata settima: Pascaglia

Francesco Cavalli
"E vuol dunque Ciprigna"
aus Ercole amante

 

 

Weitere
Informationen

erhalten Sie unter
Klangvokal Dortmund
(Homepage)



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