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Von Mozart bis VerdiVon Thomas Molke / Fotos folgen Die Konzerte der Teilnehmer der Meisterklassen haben sich seit einigen Jahren zu einem Geheimtipp beim Belcanto Opera Festival Rossini in Wildbad entwickelt, da man hier vielversprechende Nachwuchskünstler erleben kann, bevor sie auf den Bühnen der Welt riesige Erfolge feiern. Erinnert sei an dieser Stelle beispielsweise an Olga Peretyatko oder Diana Haller, die beide hier vor einigen Jahren in diesen Konzerten zu erleben waren. Haller kehrte auch 2019 für die Titelpartie in Rossinis Tancredi zurück und ist in diesem Jahr in dem Konzert Starke Frauen zu erleben. In den vergangenen Jahren wurden die Meisterklassen von Raúl Giménez und Lorenzo Regazzo geleitet. Da 2019 beide nicht zur Verfügung standen, übernahmen Silvia Dalla Benetta und Filippo Morace die Leitung der Meisterklassen. In diesem Jahr kehrt Raúl Giménez für das dritte Konzert am Ende des Festivals nach Bad Wildbad zurück. Neben Morace, der in diesem Jahr wieder eine Meisterklasse übernommen hat, präsentieren sich im ersten Konzert acht Teilnehmerinnen und vier Teilnehmer der Meisterklasse von Stefania Bonfadelli, die 2019 hier Rossinis Corradino und in diesem Jahr La scala di seta in Szene gesetzt hat. Einige der Sängerinnen und Sänger sind auch in den Opernproduktionen des diesjährigen Festivals zu erleben. Einiges ist durch die Corona-Pandemie bedingt auch bei diesen Veranstaltungen anders als in den Vorjahren. So sind die Konzerte nicht im Königlichen Kurtheater sondern auf dem Kurplatz vor dem Badhotel neben dem Palais Thermal angesetzt. Wie bei den anderen Veranstaltungen an diesem Eröffnungswochenende spielte das Wetter aber auch beim Konzert am Sonntagmorgen nicht mit, und so wurde die Veranstaltung recht kurzfristig in die Ausweichspielstätte, die Offene Halle Marienruhe, verlegt. Es ist zu hoffen, dass alle Besucher*innen so rechtzeitig angereist sind, dass sie den knapp halbstündigen Weg durch den Kurpark bis zur Offenen Halle im Süden Bad Wildbads noch antreten konnten, um das Konzert in Gänze genießen zu können. Der musikalische Bogen, der im ersten Konzert gespannt wird, reicht von Mozart, der in den Meisterklassenkonzerten eine ebenso konstante Größe wie Rossini ist, bis zum späten Verdi. So eröffnet die junge Sopranistin Adina Vilichi, die in diesem Jahr in der Wiederaufnahme der Salonoper I tre gobbi von Manuel García die Partie der Madama Vezzosa übernimmt, mit der Arie der Nannetta aus Verdis Falstaff die Vorstellung. Mit jugendlichem Sopran und weichen Höhen verwandelt sie sich dabei stimmlich in die Feenkönigin und gaukelt Falstaff ein Treffen der Feen und Elfen im Wald vor. Auch Luis Aguilar, der bereits beim Eröffnungskonzert den Erzengel Uriel in Haydns La creazione sang und in Rossinis Elisabetta d'Inghilterra als Hauptmann der königlichen Wachen zu hören war, hat sich für dieses Konzert Verdi ausgewählt. Er präsentiert die Arie des Alfredo "De' miei bollenti spiriti" aus dem zweiten Akt aus La traviata. Aguilar setzt die Partie sehr dunkel, beinahe schon baritonal an, was für den Alfredo ein wenig ungewöhnlich klingt. Claudia Urru, Meagan Sill und Remy Burnens haben mit Bonfadelli nicht nur in der Meisterklasse gearbeitet sondern auch in der Produktion La scala di seta. Urru präsentiert mit der Arie der Contessa di Folleville aus Rossinis Il viaggio a Reims einen musikalischen Höhepunkt dieses Vormittags. Urru singt nicht nur die stupenden Koloraturen der leicht verrückten Contessa sauber aus, sondern begeistert dabei auch noch mit herrlich exaltiertem Spiel, das der Figur sehr nahekommt. Meagan Sill liefert mit der Kavatine der Semiramide aus Rossinis gleichnamiger Oper einen weiteren Glanzpunkt des Konzertes. Mit großartigen Bögen und voluminösem Sopran gestaltet Sill die Vorfreude der Königin auf die Rückkehr des von ihr geliebten Arsace. Sill stattet die Koloraturen mit wunderbaren Verzierungen aus. Remy Burnens bleibt hingegen in der Partie des Don Ottavio in den Höhen noch ein wenig blass. Veronica Marini und Mara Gaudenzi zeigen an diesem Vormittag keinerlei Ermüdungserscheinungen, obwohl sie am Abend zuvor noch in Rossinis Elisabetta regina d'Inghilterra im Einsatz waren. Marini gestaltet die Schlussarie der Corinna aus Rossinis Il viaggio a Reims, in der sie ein Loblied auf den König von Frankreich singt, mit strahlenden Höhen und großer Flexibilität in der Stimme. Gaudenzi kann in der Arie des Sesto aus Mozarts La clemenza di Tito zeigen, wie viel Volumen in ihrem satten Mezzosopran liegt. Zum Abschluss des Konzertes zeigen die beiden erneut, wie gut ihre beiden Stimmen miteinander harmonieren. Ihre Interpretation von Delibes' "Blumenduett" aus Lakmé rührt regelrecht zu Tränen, zumal Marini und Gaudenzi das Stück auch szenisch bewegend umsetzen. Von den übrigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern lassen vor allem Gaja Pellizzari und Pierluigi D'Aloia aufhorchen. D'Aloia hat sich die äußerst anspruchsvolle Arie des Tonio aus Donizettis La fille du régiment ausgesucht, die für jeden Tenor in den Höhen eine Kraftprobe darstellt. Aber D'Aloia meistert sie mit scheinbarer Leichtigkeit. Schon beim ersten Ton seines hohen Tenors kann man sich entspannt zurücklehnen und muss nicht bangen, ob er die Spitzentöne trifft. Dabei nimmt man ihm auch darstellerisch ab, dass dieser junge Mann sich aus Liebe nun beim Militär verpflichten wird. Pellizzari glänzt im Schlussrondo der Elena aus Rossinis La donna del lago mit einem unglaublich beweglichen Sopran, der mit großer Flexibilität in voluminöse Tiefen hinabsteigt und sich von dort scheinbar schwerelos in stupende Höhen bewegt. Die Koloraturen singt sie dabei kraftvoll und sauber aus. Ihr steht sicherlich eine große Karriere im Bereich des Belcanto bevor. FAZIT Stefania Bonfadelli hat mit ihrer Meisterklasse ein Programm erarbeitet, dass neben dem Titel Rossini & Co. zu Recht den Zusatz Opernszenen verdient. Weitere Rezensionen zu Rossini in Wildbad 2021 Programm des Konzertes Giuseppe Verdi: Falstaff (1893): Arie der Nannetta "Sul fil d'un soffio etesio" (Adina Vilichi) Gioachino Rossini: La gazza ladra (1817): Arie des Fernando "Accusata di furto... oh rossore!" (Lorenzo Barbieri) Wolfgang Amadeus Mozart: Le nozze di Figaro (1786): Arie der Susanna "Deh vieni, non tardar" (Leonor Robert) Wolfgang Amadeus Mozart: Don GIovanni (1787): Arie des Don Ottavio "Il mio tesoro intanto" (Remy Burnens) Wolfgang Amadeus Mozart: Così fan tutte (1790): Arie der Fiordiligi "Come scoglio immoto resta" (Alicja Ciesielczuk) Giuseppe Verdi: La traviata (1853): Arie des Alfredo "De' miei bollenti spiriti" (Luis Aguilar) Gioachino Rossini: La donna del lago (1819): Schlussrondo der Elena "Tanti affetti in tal momento" (Gaja Pellizzari) Gaetano Donizetti: L'elisir d'amore (1832): Duett Adina-Nemorino "Una parola, o Adina" (Leonro Robert, Remy Burnens) Gioachino Rossini: Il viaggio a Reims (1825): Arie der Corinna "All' ombra amena" (Veronica Marini) Wolfgang Amadeus Mozart: La clemenza di Tito (1791): Arie des Sesto "Parto, ma tu, ben mio" (Mara Gaudenzi) Gioachino Rossini: Il viaggio a Reims (1825): Arie der Contessa di Folleville "Partir, oh ciel! desio" (Claudia Urru) Gaetano Donizetti: La fille du régiment (1840): Arie des Tonio "Ah! mes amis, quel jour de fête!" (Pierluigi D'Aloia) Gioachino Rossini: Semiramide (1823): Kavatine der Semiramide "Bel raggio lusinghier" (Meagan Sill)
Léo Delibes: Lakmé (1883): Duett Lakmé-Mallika "Blumenduett" (Veronica
Marini, Mara Gaudenzi) |
AusführendeKlavier Teilnehmer der Masterclass
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