Veranstaltungen & Kritiken Musikfestspiele |
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Die Energie der JugendVon Christoph Wurzel Es ist schöne
Tradition, dass bei den Osterfestspielen sich auch das
Bundesjugendorchester in einem Konzert präsentiert. Natürlich soll
dieses Konzert keine Konkurrenz sein zu den Auftritten der Berliner
Philharmoniker, aber es zeigt die Leistungsfähigkeit des musikalischen
Nachwuchses unseres Landes, an dessen Förderung die Berliner
Philharmoniker über ihre Patenschaft entscheidend beteiligt sind. Junge
Musikerinnen und Musiker zwischen 13 und 19 Jahren finden sich nach
einem Probevorspiel jährlich dreimal zu Konzertprojekten im
Bundesjugendorchester zusammen. Simon Rattle hatte es sich in den
vergangenen Jahren nicht nehmen lassen, das Bundesjugendorchester bei
den Osterfestspielen zu dirigieren (und ist mittlerweile dessen
Ehrendirigent) und auch Kirill Petrenko übernahm in diesem Jahr die
Leitung des Konzerts am Ostermontag im historischen Benazetsaal des Kurhauses.
Mit Beethovens
5. Sinfonie legte das
Orchester eine fulminante Interpretation hin, voller Energie und
feurigem Brio. Vom ersten Takt an hatte die Musik Kraft und einen
effektvollen Zug. Klar, so manche Finesse im Ausdruck war noch nicht so
ausgeprägt, das Pianissimo im Übergang zum letzten Satz etwa blieb
etwas blass, die Dynamik musste Petrenko stellenweise etwas justieren - alles in
allem aber war eine beachtliche Interpretation zu hören. Schließlich ist
diese Beethoven-Sinfonie auch kein Kinderspiel und was
Berufsmusikerinnen und -musiker an Jahren Berufserfahrung besitzen
mögen, das zählen diese jungen Leute allein an Lebensjahren. Umso
beeindruckender war ihre technische Sicherheit, die Homogenität der
Streicher, die sauberen Läufe der Kontrabässe und Celli im Scherzo, die
makellos geblasene Kadenz der Oboe im ersten Satz, kein Wackeln im Blech
- alles zeugte von Können auf hohem Niveau.
Mit dem Jean
Sibelius Finlandia, dem
zweiten Werk dieses Konzerts, ergab sich eine Verknüpfung mit dem
Russland-Schwerpunkt der diesjährigen Festspiele und zwar in durchaus
kritischer Hinsicht, denn Sibelius setzt mit seiner sinfonischen
Dichtung dem erwachenden Nationalgefühl der Finnen gegen die
Bevormundung der zaristischen Herrschaft in ihrem Land Ende des 19.
Jahrhunderts ein klingendes Denkmal. Hier bewies das Bundesjugendorchester neben
seiner bemerkenswerten Virtuosität auch die Fähigkeit, musikalische
Atmosphäre zu schaffen und Stimmungen zu gestalten.
Begeisterter
Beifall am Schluss ließ die jungen Musikerinnen und Musiker das
ausverkaufte Konzert als vollen Erfolg verbuchen.
Fazit
Berechtigter Jubel des Publikums bedachte diese musikalisch überragende
Aufführung.
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Ausführende Bundesjugendorchester
Kirill Petrenko, Dirigent Ludwig van Beethoven
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- Fine -