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Musikfestspiele
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Osterfestspiele 2022 der Berliner Philharmoniker in Baden – Baden

Jolanthe

Lyrische Oper in einem Akt
Libretto von Modest Tschaikowsky nach dem Drama von Henrik Hertz
Musik von Peter Tschaikowsky

In russischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Dauer: 1 1/2 Stunden – keine Pause

Konzertante Aufführung im Festspielhaus Baden-Baden am 17. April 2022

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Festspielhaus Baden-Baden
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Durch Liebe sehend geworden 

Von Christoph Wurzel / Fotos: © Monika Rittershaus

Kirill Peterenko hat momentan einen regelrechten Tschaikowsky-Lauf. Binnen eines halben Jahres stellte er nach Mazeppa und Pique Dame (siehe unsere Rezensionen) mit Jolanthe nun zum dritten Mal eine Oper des Komponisten vor. Der Einakter Jolanthe ist Tschaikowskys letzte Oper, uraufgeführt zusammen mit dem Ballett Der Nussknacker im Dezember 1892 in St. Petersburg, weniger als ein Jahr vor seinem Geheimnis umwobenen Tod. Danach komponierte er nur mehr seine 6. Sinfonie Pathétique.
 
In dem Libretto von Tschaikowskys Bruder Modest nach dem romantischen Drama des dänischen Autors Henrik Hertz wird Jolanthe von ihrem Vater in Abgeschiedenheit gehalten, damit ihr ihre Blindheit nicht bewusst wird. Dennoch wird sie von unerklärlicher Wehmut geplagt. Eines Tages dringt in diesen goldenen Käfig der draufgängerische Graf Vaudémont ein und sie entdeckt durch ihn ihren Mangel. Seine Liebe zu ihr weckt in ihr den Wusch geheilt zu werden, und mit Hilfe eines arabischen Arztes gelangt sie zum Licht. Der ursprünglich versprochene Verlobte verzichtet und die Oper endet mit einem hymnischen Lob Gottes in einem großen Hosianna.
 
Interessant ist ein Detail, das den Verlauf des Schicksals der Hauptfigur dieser Oper von jenem der Protagonisten in Pique Dame unterscheidet. Hermann und Lisa leiden heftig unter ihren Obsessionen. Obwohl sie sich dessen bewusst sind, finden sie aber keinen Weg, sich daraus zu befreien. Jolanthe dagegen leidet unbewusst unter ihrer Blindheit, von der sie nichts weiß. Für sie gibt es aber ein Gegenmittel: Sie müsse ihr Leiden erkennen, annehmen und den Willen haben, geheilt zu werden - so der überraschend moderne Therapieansatz des vom Vater hinzugezogenen "maurischen" Arztes. Unentrinnbarkeit dort, glückliches Ende hier. Eine szenische Produktion, z.B. aus psychologischem Blickwinkel, könnte spannend sei. Die Oper wurde in Baden-Baden aber lediglich konzertant geboten. Hierzulande taucht sie nur selten auf Bühnen auf, was wegen ihrer musikalischen Qualitäten verwundert. Die lyrische Grundhaltung von Tschaikowskys Opernmusik kommt in Jolanthe aufs Schönste zum Vorschein, die Partitur ist voller Perlen seiner Kompostions- vor allem auch Instrumentationskunst. Viel Gelegenheit für Sängerinnen und Sänger zu glänzen und für das Orchester, die reichen Klangfarben strahlen zu lassen. Kein Geringerer als Gustav Mahler hatte das erkannt und leitete 1893 in Hamburg die deutsche Erstaufführung.
 
Schon in der Introduktion und zu Beginn des 1. Bildes malen Holzbläser und Hörner abgelöst von zarten Harfenklängen eine wundersame Atmosphäre von banger Erwartung und reiner Idylle, was die Ambivalenz von Jolanthes Situation klangmalerisch schildert. In feinsten Orchesterfarben gelang den Philharmonikern hier ein bezaubernder Einstieg in eine Aufführung, die in ihrer Klangschönheit und äußersten Durchhörbarkeit beispielhaft war. Petrenko sorgte für einen dynamisch abgestuften musikalischen Fluss, formte an den vielfältigen Pianostellen alle Nuancen subtil aus, baute aber auch die Steigerung zu größerer Emphase ebenso klug dosiert auf. Das große Operntableau war den jubelnden Solisten, Chor und Orchester am Schluss vorbehalten.
 
Die Berliner Philharmoniker, Kirill Petrenko und das Gesangsensemble in Baden-Baden
 
Dass die empfindsame Jolanthe und der feinfühlige Ritter Vaudémont unmittelbar bei ihrer ersten Begegnung zu völligem Einklang finden, gestaltet Tschaikowsky in einer langen schwärmerischen Melodielinie, die leitmotivartig auch später wieder erklingt; eine Melodie mit Ohrwurmcharakter, die man selbst auch lange noch im Gedächtnis behält. Die Stimmen von Sonya Yontcheva und Liparit Avetisyan verschmolzen in diesem Duett in berückend schöner Harmonie. Nicht ganz zurücknehmen dagegen wollte sich der Tenor in seiner Romanze, in der er die Wonnen zarter Liebeserfahrungen besingt. Hier legte er ein wenig zuviel Gefühligkeit in die Stimme. Yontcheva dagegen sang stets in lyrischem Wohllaut und fein dosiertem Ausdruck.
 
Auch den anderen Rollen dieses Einakters hat Tschaikowsky bemerkenswert individuelle Musik zugedacht. So dem milden Vater, König René, der hier von Mika Kares mit rundem, sonorem Bass gesungen wurde, ebenso dem Arzt, den der Bariton Michael Kraus stimmlich mit angemessener Eindringlichkeit versah. Der ursprünglich Jolanthe zugedachte Herzog Robert von Burgund, wie Graf Vaudémont auch enthusiasmiert, aber für eine andere Frau, wurde von Andrey Zhilikhovsky mit edlem Baritonton  gesungen. Auch die kleinerer Rollen, Jolanthes Freundinnen Brigitta und Laura (Anna Denisova und Victoria Karkacheva) sowie das Schlossverwalterpaar (Margarita Nekrasova als Martha und Nikolay Didenko als Bertran) füllten ihre Partien eindrucksvoll aus.
 
Fazit
 
Berechtigter Jubel des Publikums bedachte diese musikalisch überragende Aufführung.
 




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Ausführende

Musikalische Leitung
Kirill Petrenko

Berliner Philharmoniker

Slowakischer Philharmonischer Chor
Einstudierung
Jozef Chabroň




Solistinnen und Solisten

Jolanthe, Tochter des Königs René
Sonya Yoncheva

Vaudémont, ein burgundischer Ritter
Liparit Avetisyan

René, König der Provence
Mika Kares

Robert, Herzog von Burgund
Andrey Zhilikhovsky

Ebn-Chakia, ein maurischer Arzt
Michael Kraus

Marta, Bertrans Frau und
Jolanthes Amme
Margarita Nekrasova

Brigitta, Freundin Jolanthes
Anna Denisova

Laura, Freundin Jolanthes
Victoria Karkacheva

Almerik, Waffenträger Renés
Dmitry Ivanchey

Bertran, Pförtner des Schlosses
Nikolay Didenko



Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Festspielhaus Baden-Baden
(Homepage)




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