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Klangvokal 2022 Musikfestival Dortmund
Belcanto-Gala in italienischer Sprache Aufführungsdauer: ca. 2h 35' (eine Pause) Aufführung im Konzerthaus Dortmund am 15. Mai 2022, 17.00 Uhr |
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Perlen des Belcanto Von Thomas Molke / Foto: © Bülent Kirschbaum Nachdem die Corona-Pandemie in den letzten beiden Jahren auch die Disposition des Klangvokal Musikfestivals in Dortmund gehörig durcheinandergebracht hat, hofft Festival-Direktor Torsten Mosgraber bei der mittlerweile 14. Ausgabe auf einen "ruhigeren" Ablauf nach Plan und hat das Festival wahrscheinlich nicht zuletzt in dieser Hoffnung unter das Motto "Vertrauen" gestellt. Eröffnet wird in diesem Jahr mit einer großen Belcanto-Gala, in der die in Prag geborene Sopranistin Zuzana Marková und der US-amerikanische Tenor Lawrence Brownlee Arien und Duette von den großen italienischen Belcanto-Komponisten Gioachino Rossini, Gaetano Donizetti und Vincenzo Bellini präsentieren. Im Teil vor der Pause widmen sich die beiden Rossini und Donizetti. Den Anfang macht dabei Rossinis letzte für Italien komponierte Oper, bevor er seine Karriere in London und Paris fortsetzte: Semiramide. Bei der Ouvertüre fehlt der Neuen Philharmonie Westfalen unter der Leitung von Giacomo Sagripanti am Anfang noch ein wenig der Drive, bevor das Orchester kurz vor Ende der Ouvertüre dann doch die spielerischen Läufe Rossinis mit großer Leichtigkeit herausarbeitet. Im Anschluss präsentiert Brownlee dann die Arie des indischen Prinzen Idreno, der in der Oper wie der Bösewicht Assur und der strahlende Held Arsace um die schöne Prinzessin Azema buhlt. Auch wenn er der einzige Tenor unter den drei Rivalen ist, ist sein Werben um die Sopranistin hier nicht von Erfolg gekrönt und er unterliegt schlussendlich der Hosenrolle Arsace. Mit tenoralem Schmelz und strahlenden Spitzentönen gibt Brownlee den verliebten jungen Prinzen und macht deutlich, dass es nicht an seinem Gesang liegt, dass sich die Prinzessin am Ende gegen ihn entscheidet. Lawrence Brownlee, Zuzana Marková und Giacomo Sagripanti mit der Neuen Philharmonie Westfalen Von Rossini geht es weiter zu Donizetti. Marková beginnt mit einer Arie der Linda di Chamounix aus der gleichnamigen Oper. "O luce di quest' anima" mag zwar heute als berühmteste Nummer aus dieser relativ selten gespielten Oper gelten, wurde von Donizetti allerdings erst später für die Premiere in Paris am 17. November 1842 komponiert. Das Bauernmädchen Linda besingt darin ihre Liebe zu Carlo, den sie für einen Maler hält, ohne zu ahnen, dass er der Sohn des reichen Marchese di Boisfleury ist. Marková arbeitet mit sauber angesetzten Koloraturen und weicher Stimmführung die Unbeschwertheit des jungen Mädchens eindrucksvoll heraus. Es folgt Fernandos Arie "Spirto gentil" aus dem vierten Akt von Donizettis La favorita, der italienischen Fassung der in Paris uraufgeführten Grand Opéra La favorite. Fernando beklagt darin seine große Enttäuschung über Leonoras Vergangenheit, in der sie die Maitresse des Königs war. Brownlee arbeitet mit kraftvollen Spitzentönen und wunderbar lyrischen Bögen die Verzweiflung des ehemaligen Novizen heraus, der erkennen muss, für wen er das Klosterleben aufgegeben hat. Den Abschluss bildet dann die berühmte Wahnsinnsszene aus Lucia di Lammermoor. Während dieses Stück bei szenischen Aufführungen heutzutage immer häufiger von einer Glasharmonika begleitet wird, kommt bei der Neuen Philharmonie Westfalen wie bei der Uraufführung die Flöte zum Einsatz. Marková tritt in einen bewegenden Dialog mit dem Instrument und arbeitet die Entrückung der Titelfigur sehr glaubhaft heraus. Nahezu zerbrechlich setzt sie die hohen Töne an und verleitet das Publikum zu einem frenetischen Zwischenapplaus, bevor sie mit "Spargi d'amore pianto" noch einmal ein regelrechtes Koloraturfeuerwerk zündet. Nach der Pause geht es dann mit Bellini weiter. Mit jeweils zwei Arien und einem Duett gibt es nach der Sinfonia aus Norma Auszüge aus La sonnambula und I puritani. Letzteres Werk haben Marková und Brownlee gemeinsam vor der Pandemie 2019 an der Opéra Royal de Wallonie in Liège in einer Inszenierung von Vincent Boussard interpretiert. Doch Marková und Brownlee präsentieren auch das übrige Programm ohne Textbuch in der Hand. Während Marková in den Arien erneut durch perlende Koloraturen begeistert und Brownlee mit tenoralem Schmelz glänzt, finden die beiden in den Duetten in wunderbarer Harmonie zueinander. Natürlich lässt das Dortmunder Publikum die beiden nach diesem Programm nicht ohne Zugaben gehen. In Anlehnung an die Struktur nach der Pause heißt auch hier die Devise: Aller guten Dinge sind drei. Marková beginnt zunächst mit der Arie der Kunigunde, "Glitter and Be Gay", aus Leonard Bernsteins Candide. Kunigunde besingt darin ihre Liebe zu glänzendem Schmuck. Marková schmückt die Arie mit großartigen Koloraturen und intensivem Spiel aus. Brownlee gibt nach dieser Glanznummer vor, für die eigene Zugabe gehörig unter Druck zu stehen, reißt dann aber mit der Arie des Tonio aus Donizettis La fille du régiment, "Ah! mes amis, quel jour de fête!", das Publikum mit den sauber ausgesungenen Spitzentönen regelrecht von den Sitzen. Zum Abschluss gibt es dann noch ein Duett aus Lucia di Lammermoor, in dem Brownlee und Marková erneut unter Beweis stellen, wie sehr ihre Stimmen miteinander harmonieren. FAZIT Die Gala im Konzerthaus zur Eröffnung des Festivals macht dem Namen "Belcanto" in jeder Hinsicht Ehre. Weitere Rezensionen zum Klangvokal Festival Dortmund 2022
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AusführendeZuzana Marková, Sopran Lawrence Brownlee, Tenor Neue Philharmonie Westfalen Giacomo Sagripanti, Dirigent
Werke
Gioachino Rossini
"Ah dov'è, dov'è il cimento?"
Gaetano Donizetti
"Favorita del re... Spirto gentil"
"Ardon gl'incensi... Spargi d'amore pianto"
Vincenzo Bellini
"Ah! non credea mirarti... Ah! non giunge"
"Ah! perché non posso odiarti"
"Son geloso del zefiro" Sinfonia aus Il pirata
"Qui la voce sua soave...
"A te, o cara"
"Fini... me lassa!... Vieni fra questa braccia"
Weitere |
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