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Rossini in Wildbad
Belcanto Opera Festival
15.07.2022 - 24.07.2022


Rossini & Co. II Arien und Ensembles

Konzert der Teilnehmer der Masterclass von Raúl Giménez
mit Verleihung des Belcanto-Preises

In italienischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 1 h 45' (keine Pause)

Aufführung im Königlichen Kurtheater am 23. Juli 2022

 

 

 

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Ein bisschen Così, ein bisschen Tancredi

Von Thomas Molke / Fotos: © Karin Ferenbach

Unter den Konzerten der Teilnehmer*innen der Meisterklassen beim Belcanto Opera Festival Rossini in Wildbad, die sich mittlerweile zu einem Geheimtipp des Festivals entwickelt haben, nimmt das letzte Konzert einen besonderen Stellenwert ein, da man hier nicht nur die potentiellen Stars von  morgen erlebt, sondern auch der Internationale Belcanto-Preis verliehen wird, der unter anderem mit einem Rollenangebot bei einem künftigen Festival verbunden ist. Zusätzlich wird jedes Jahr auch noch ein nicht dotierter Publikumspreis vergeben, der laut Festspielintendant Jochen Schönleber am Applaus für die einzelnen Beiträge gemessen werde. Während letzterer in diesem Jahr laut Schönlebers Berechnung recht eindeutig ausgefallen sei, gesteht er ein, dass ihm die Vergabe des Belcanto-Preis aufgrund des hohen Niveaus der diesjährigen Meisterklassen sehr schwer gefallen sei. Allein sieben Teilnehmer*innen der insgesamt fünf Sängerinnen und sechs Sänger verkörpern ja bereits in diesem Jahr in den einzelnen Opernproduktionen des Festivals kleinere Rollen, was zeigt, dass die jungen Künstler*innen auf ihrem Weg zu ihrer Karriere bereits weit fortgeschritten sind. Seine Entscheidung ist schließlich auf eine Sopranistin und einen Bariton gefallen, die sich den Preis teilen: die finnische Sopranistin Iida Antola, die mit ihrem vollen Sopran auch noch das Mezzofach abdeckt, und der aus Südkorea stammende Bariton Jusung Gabriel Park, der bereits in der konzertanten Aufführung von Armida als Idraote unter Beweis stellte, welches kraftvolle Volumen seine noch junge Stimme besitzt. Antola, die in der musikalischen Soiree Monsieur Offenbach chez Rossini vor allem mit dem Rondo finale der Elena aus Rossinis La donna del lago, "Tanti affetti in tal momento" glänzen konnte, reißt auch bei beiden Konzerten der Meisterklasse das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin, so dass sie zusätzlich noch mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wird.

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Die Meisterklasse beim Schlussapplaus: von links: Blanca Vázquez Canales, Cecilia Pastawski, Paolo Raffo, Iida Antola, Mariana Poltorak, Katarzyna Guran, Gökmen Sahin, Aaron Godfrey-Mayes, Bartosz Jankowski, Manuel Amati, Stepan Polishchuk und Jusung Gabriel Park

Während die Meisterklassen wegen des überwältigenden Erfolgs in den vergangenen Jahren auf drei erhöht wurden, kann es in diesem Jahr aufgrund der Verdichtung des Zeitraumes auf 10 Tage nur zwei Meisterklassen mit abschließenden Konzerten geben. Für die zweite Meisterklasse zeichnet Raúl Giménez verantwortlich, der dem Festival seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden ist und hier schon viele spätere Stars beim Anfang ihrer Karriere begleitet und gefördert hat. Erwähnt sei beispielsweise Michael Spyres. Leider kann Giménez aufgrund eines gebuchten Fluges nicht bis zum Ende des Konzertes bleiben und tritt bereits vor Beginn des Konzertes vor das Publikum, um die Bedeutung dieser Meisterklassen für die jungen Künstlerinnen und Künstler hervorzuheben und den Zuschauerinnen und Zuschauern für ihr großes Interesse und die Unterstützung zu danken. Immerhin werden für diese Meisterklassen auch einige Stipendien vergeben, die unter anderem von dem 2005 gegründeten Freundeskreis ROSSINI in WILDBAD e. V. finanziert werden. Wie in den vergangenen Jahren legt Giménez in seiner Meisterklasse neben Rossini auch einen Schwerpunkt auf Mozart. So kann man das diesjährige Konzert auch als eine konzertante Kurzfassung von Mozarts Così fan tutte und Rossinis Tancredi betrachten.

Den Anfang macht aber Jusung Gabriel Park mit der Katalogarie des Leporello aus Don Giovanni. Statt eines kleinen Notizbuches, in dem er die zahlreichen Liebschaften seines Herren notiert hat, zieht er "pandemie-bedingt" eine Maske aus seiner Anzugsjacke, in der er wohl die Eroberungen festgehalten hat. Park begeistert in der Interpretation mit kraftvollem und flexiblem Bariton und dürfte auch die Zuschauerinnen und Zuschauer, die Armida in Bad Wildbad nicht gesehen haben sollten, davon überzeugen, wieso er den Belcanto-Preis mehr als verdient hat. Wieso Schönleber die Entscheidung dennoch schwer gefallen ist, wird bereits beim nächsten Beitrag deutlich. Katarzyna Guran interpretiert die Arie der Aspasia aus Mitridate, re di ponto, "Nel grave tormento", und lässt mit glasklaren und sauber angesetzten Koloraturen aufhorchen. Nach der Arie des Figaro "In quegl' anni in cui val poco" in einer recht ungewöhnlichen Fassung für einen lyrischen Tenor, die von Bartosz Jankowski präsentiert wird, folgt dann der große Così fan tutte-Block, in dem Iida Antola und später Blanca Vázquez Canales als Fiordiligi, Cecilia Pastawski als Dorabella, Stepan Polishchuk als Guglielmo, Aaron Godfrey-Mayes als Ferrando, Gökmen Sahin als Don Alfonso und Mariana Poltorak als Despina auftreten.

Die Stücke folgen der Abfolge in der Oper. Den Anfang macht das Quintett, in dem die beiden Paare Abschied voneinander nehmen. Die beiden Paare (Pastawski und Godfrey-Mayes bzw. Antola und Polishchuk) spielen den Schmerz der Liebenden wunderbar aus und passen auch stimmlich zueinander, während Sahin das Geplänkel der Liebenden mit einer gewissen Ironie kommentiert. Für das berühmte Terzett "Soave sia il vento" schlüpft dann Vázquez Canales in die Partie der Fiordiligi. Ihr Sopran harmoniert wunderbar mit dem weichen Mezzosopran von Pastawski als Dorabella. Nach diesem "Rührstück" gibt dann Poltorak als Despina mit großem Spielwitz ihren Kommentar zur Liebe, bevor Godfrey-Mayes noch mit sauberen Höhen und lyrischem Timbre die Arie des Ferrando "Un' aura amorosa" interpretiert. Den Abschluss bildet dann Antola mit der großen Arie der Fiordiligi "Per pietà, ben mio, perdona", in der sie sich noch einmal gegen die Avancen des verkleideten Ferrando wehrt. Mit ihrem flexiblen Sopran, der von den höchsten Tönen bruchlos in das mittlere Register zu wechseln vermag, macht sie deutlich, wieso sie den diesjährigen Publikumspreis verdient hat.

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Glückliches Finale aus Tancredi: von links: Iida Antola, Mariana Poltorak, Katarzyna Guran, Gökmen Sahin, Cecilia Pastawski, Blanca Vázquez Canales, Aaron Godfrey-Mayes, Manuel Amati, Bartosz Jankowski, Stepan Polishchuk und Jusung Gabriel Park, am Klavier: Paolo Raffo

Im Anschluss folgt ein Rossini-Block, der mit dem tragischen Finale aus Tancredi endet. Pastawski schlüpft in die Rolle des jungen Helden und inszeniert in der großen Szene der Titelfigur auch den Auftritt und den Abgang äußerst eindrucksvoll. Nach ihrem mädchenhaften Spiel als Dorabella punktet sie auch in der Hosenrolle. Vorher lässt Blanca Vázquez Canales als Amenaide mit der großen Arie "No, che il morir non è" mit leuchtenden Koloraturen aufhorchen. Gemeinsam mit Manuel Amati als Amenaides Vater Argirio spielen die drei dann das tragische Finale absolut intensiv, so dass man eigentlich das Gefühl hat, dass ein so großartiges Konzert doch nicht so deprimierend enden kann. Aber auch dafür haben sich die Teilnehmer*innen der Meisterklasse etwas überlegt. So gibt es als Zugabe von allen 11 Künstler*innen das glückliche, "beschwingte" Ende. Paolo Raffo begleitet die jungen Sängerinnen und Sänger mit punktgenauem Spiel am Flügel, so dass es am Ende großen und verdienten Applaus für alle Beteiligten gibt.

FAZIT

Auch dieses Meisterklassenkonzert bietet Arien und Ensembles auf hohem Niveau und macht deutlich, wieso sich diese Konzerte beim Festival so großer Beliebtheit erfreuen.

Weitere Rezensionen zu Rossini in Wildbad 2022

Programm des Konzertes

Wolfgang Amadeus Mozart: Don Giovanni (1787): Arie des Leporello "Madamina, il catalogo è questo" (Jusung Gabriel Park)

Wolfgang Amadeus Mozart: Mitridate, re di ponto (1776): Arie der Aspasia "Nel grave tormento" (Katarzyna Guran)

Wolfgang Amadeus Mozart: Le nozze di Figaro (1786): Arie des Figaro "In quegl' anni in cui val poco" (Bartosz Jankowski)

Wolfgang Amadeus Mozart: Così fan tutte (1790): Quintett "Sento, oh dio, che questo piede!" (Iida Antola - Fiordiligi, Cecilia Pastawski - Dorabello, Aaron Godfrey-Mayes - Ferrando, Stepan Polishchuk - Guglielmo, Gökmen Sahin - Don Alfonso)

Wolfgang Amadeus Mozart: Così fan tutte (1790): Rezitativ und Quintetto "Nn v'è pił tempo, amici! - Di scrivermi ogni giorno" (Iida Antola - Fiordiligi, Cecilia Pastawski - Dorabello, Aaron Godfrey-Mayes - Ferrando, Stepan Polishchuk - Guglielmo, Gökmen Sahin - Don Alfonso)

Wolfgang Amadeus Mozart: Così fan tutte (1790): Terzettino "Soave siai vento" (Iida Antola - Fiordiligi, Cecilia Pastawski - Dorabello, Gökmen Sahin - Don Alfonso)

Wolfgang Amadeus Mozart: Così fan tutte (1790): Arie der Despina "In uomini, in soldati" (Mariana Poltorak)

Wolfgang Amadeus Mozart: Così fan tutte (1790): Arie des Ferrando "Un' aura amorosa" (Aaron Godfrey-Mayes)

Wolfgang Amadeus Mozart: Così fan tutte (1790): Rezitativ und Arie der Fiordiligi "Ei parte - Per pietà, ben mio, perdona" (Iida Antola)

Gioachino Rossini: Maometto II (1820): Kavatine des Maometto "Sorgete, in sì bel giorno" (Stepan Polishchuk)

Gioachino Rossini: La pietra del paragone (1812): Arie des Giocondo "Oh come il fosco impetuoso nembo - Quell' alme pupille" (Manuel Amati)

Gioachino Rossini: L'a Cenerentola (1817): Alternativ-Arie des Alidoro "Là del ciel nell' arcano profondo" (von 1820) (Gökmen Sahin)

Gioachino Rossini: Tancredi (1813): Rezitativ und Arie der Amenaide "Di mia vita infelice - No, che il morir non è" (Blanca Vázquez Canales)

Gioachino Rossini: Tancredi (1813): Gran Scena des Tancredi "Dove son io - Ah! che scordar no so" (Cecilia Pastawski)

Gioachino Rossini: Tancredi (1813): Scena ultima (finale tragico) "Gran Dio! qual son, quai grida" (Blanca Vázquez Canales - Amenaide, Cecilia Pastawski - Tancredi, Manuel Amati - Argirio)

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Ausführende

Klavier
Paolo Raffo

Teilnehmer der Masterclass
Manuel Amati, Tenor
Iida Antola, Sopran
Aaron Godfrey-Mayes, Tenor
Katarzyna Guran, Sopran
Bartosz Jankowski, Tenor
Jusung Gabriel Park, Bariton
Cecilia Pastawski, Mezzosopran
Stepan Polishchuk, Bass-Bariton
Mariana Poltorak, Sopran
Gökmen Sahin, Bass
Blanca Vázquez Canales, Sopran

 


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