Die Osterfestspiele 2023 kommen mit reichhaltigem
Programm -
bleiben aber nicht auf Dauer in Baden-Baden
Bericht und
Kommentar von
Christoph
Wurzel / Fotos: ©
Monika Rittershaus und Christoph
Wurzel
Mit einem Paukenschlag
eröffnete die Intendanz des Festspielhauses Baden-Baden das neue Jahr.
Die Berliner Philharmoniker ziehen sich mit den Osterfestspielen ab 2026
aus Baden-Baden zurück.
Mit
Vorfreude kann Baden-Baden allerdings erst einmal auf das Programm der
Osterfestspiele dieses Jahres blicken. Es bringt in der bewährten
Programmstruktur an den zehn Tagen vom 1. bis 10. April eine
Opernproduktion, vier Sinfoniekonzerte und zahlreiche
Kammermusikaufführungen.
Auch
in diesem Jahr zieht sich ein Roter Faden als Motto durch alle
Programme: Die Musik in Wien um 1900 und Die Frau ohne Schatten, jene Oper
von Richard Strauss, die 1919 an der dortigen Hofoper uraufgeführt
wurde. In der Regie von Lydia Steier und unter der Leitung von Kirill
Petrenko ist die Oper dreimal im Festspielhaus zu sehen (1., 5. und
9.April). Als hochkarätige Besetzung sind aktuell angekündigt: Clay
Hilley (Kaiser), Elza van den Heever (Kaiserin), Miina-Liisa Värelä
(Färberin), Michaela Schuster (Amme) und Wolfgang Koch (Barak).
Die Berliner Philharmoniker unter Kirill Petrenko bei
früheren Osterfestspielen in Baden-Baden
(Foto: Monika
Rittershaus)
Chefdirigent
Kirill Petrenko wird zwei der Sinfoniekonzerte leiten: am 3. April ein
Programm mit Beethovens 8. Sinfonie,
den Haydn-Variationen von
Brahms sowie den Orchestervariationen
von Schönberg, seinem ersten zwölftönigen Werk. Am Karfreitag, dem 7.
April dirigiert Petrenko ein reines Strauss-Programm mit den Vier letzten Liedern (Solistin:
Diana Damrau) und der Tondichtung Ein
Heldenleben. Zuvor ist Daniel Harding beim Sinfoniekonzert am 2.
April der Dirigent mit der 5.
Sinfonie von Gustav Mahler sowie Schönbergs frühen 5 Orchesterstücken op. 16.
Historisch aus dem Rahmen fällt, allerdings passend zum Ostersamstag
(8. April) Händels Oratorium Il
Trionfo del Tempo e del Disinganno,
das von der Barockspezialistin Emmanuelle Haïm dirigiert wird.
Die angekündigten Solistinnen und Solisten sind: Elsa Benoit als
Bellezza, Franco Fagioli als Piacere, Anicio Zorzi Giustiniani singt
Tempo und Iestyn Davis wird als Disinganno zu hören sein.
Die
zahlreichen (insgesamt 13) Konzerte mit Kammermusik werden wieder von
Solistinnen und Solisten der Berliner Philharmoniker gemeinsam mit
einigen Gästen, die sich zu unterschiedlichen Formationen
zusammengefunden haben, bestritten. Hierfür stehen traditionell die
schönsten Säle der Stadt zur Verfügung, die mit ihrem
Belle-Epoque-Charme mittlerweile zum Weltkulturerbe erhoben worden ist.
Hier wird auch Musik von Richard Strauss geboten, etwa sein Streichquartett und das Klavierquartett oder ein Abend im
Theater Baden-Baden mit dem Titel "Richard und die Frauen". Aber auch
"Neutöner" wie Hanns Eisler, Erwin Schulhoff oder Paul Hindemith finden
sich auf den Programmen. Auch Komponisten jüngerer Generationen wie
Mieczysław Weinberg oder György Ligeti sind vertreten.
So machte bisher Baden-Baden Lust auf den Frühling mit
Musik: Blumentaschen überall in der Innenstadt (Foto: Christoph Wurzel)
Was schon
längere Zeit vermutet wurde, wird nun Wirklichkeit: Die Berliner
Philharmoniker gehen zu den Osterfestspielen back to the roots nach
Salzburg zurück, wo sie 1967 von Herbert von Karajan gegründet wurden
und woher sie nach einem
Finanzskandal innerhalb der kaufmännischen Leitung vor zehn Jahren nach
Baden-Baden abgewandert waren. Für die Kurstadt an der Oos waren dies
glückliche Jahre und es hieß immer, wie wohl sich die Philharmoniker
hier gefühlt hätten. Die Osterfestspiele waren in diesen Jahren das
Flaggschiff inmitten des im übrigen auch hochkarätigen Angebots des
Festspielhauses. Aber gerade die Vielfalt hinsichtlich der Programme
wie auch der Aufführungsorte machen den Reiz dieser Festspielkonzeption
aus. Vor allem auch die preislich erschwinglichen Kammerkonzerte waren
beim heimischen Publikum besonders beliebt. Für die großen Konzerte und
die Opernproduktion reiste alljährlich ein internationales
Publikum nach Baden-Baden. Bei wikipedia werden die Salzburger
Osterfestspiele als das "elitärste Festival der Welt" bezeichnet.
Elitär waren die Festspiele in Baden-Baden nur zu einem kleinen Teil -
die Mischung war hier das Reizvolle. Aus Baden-Badener Sicht ist der
Weggang der Philharmoniker zu Ostern ein Verlust.
Allerdings
macht Festspielhaus-Intendant Benedikt Stampa Hoffnung: Die
Philharmoniker sollen Baden-Baden verbunden bleiben, es sind nicht
näher bezeichnete "Konzert-Residenzen" für die Zukunft im Festspielhaus
geplant. Und die Osterfestspiele sollen im Rahmen der immerhin sieben
übers Jahr verstreuten Festival-Angebote ein neues Gesicht bekommen.
Benedikt Stampa, der nach der Übernahme der Intendanz im Sommer 2019 das
Festspielhaus mit intelligenten und innovativen Ideen durch die Fährnisse
der Pandemie gesteuert hat, ist dabei viel Glück zu wünschen.
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