Von Thomas Molke / Fotos: © Susanne Reichardt

Das Schloss in Schwetzingen

Das vom Theater und Orchester Heidelberg initiierte Barock-Fest Winter in Schwetzingen hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten mittlerweile zu einer festen Größe im Festival-Programm etabliert und lockt um die Weihnachtszeit zahlreiche Besucher*innen in das pittoreske Rokokotheater im Nordwesten Baden-Württembergs, um dort neben Barockkonzerten auch jeweils einen vergessenen Schatz der Opernliteratur zu entdecken. Nachdem während der Corona-Pandemie das Festival zwei Jahre lang nicht in gewohntem Umfang stattfinden konnte, war im vergangenen Jahr mit einer Platzauslastung von 90 % eine Nachfrage festzustellen, die sogar einen Anstieg im Vergleich zu den Jahren vor Corona bedeutete, was die große Popularität des Festivals unterstreicht. Nachdem man sich in den Anfangsjahren dem Opernschaffen Antonio Vivaldis gewidmet und in den Folgejahren den Schwerpunkt auf die vernachlässigten Neapolitanischen Meister gelegt hat, steht seit 2019 die deutsche Barockoper im Zentrum, der im Vergleich zur französischen und italienischen Barockmusik immer noch verhältnismäßig wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Das Rokokotheater in Schwetzingen

Da sich der Geburtstag des deutschen Barock-Komponisten Reinhard Keiser am 9. Januar 2024 zum 350. Mal jährt, haben Ulrike Schumann und Thomas Böckstiegel als künstlerische Leitung des Festivals nach Ulysses im vergangenen Jahr noch einmal ein Werk dieses Komponisten auf den Spielplan gestellt. Seine 1704 an der Hamburger Gänsemarktoper uraufgeführte Oper Nebucadnezar  behandelt einen biblischen Stoff, der dem heutigen Opernpublikum vor allem durch Verdis Nabucco vertraut sein dürfte. Inhaltlich gibt es aber einige Unterschiede zu Verdis Fassung. So steht im Zentrum der Handlung neben dem Größenwahn des babylonischen Königs vor allem der innere Konflikt des Prinzen Darius, der sich einerseits zwischen Nebucadnezars Tochter und seiner früheren Geliebten entscheiden und andererseits den Avancen der machthungrigen Königin Adina Paroli bieten muss. In der Titelpartie ist der Bariton Florian Götz zu erleben. Die Partie der Adina ist alternierend mit der israelischen Sopranistin Shira Patchornik und Hélène Walter aus der Schweiz besetzt. In der Rolle des Prinzen Darius debütiert der Sopranist Dennis Orellana, der als Geheimtipp der jungen Barock-Szene gehandelt wird. Für die musikalische Leitung konnte die Barock-Spezialistin Dorothee Oberlinger gewonnen werden. Die Regie liegt in den Händen von Felix Schrödinger. Die Premiere findet am 1. Dezember 2023 um 19.30 Uhr im Rokokotheater Schwetzingen statt. (Weitere Aufführungen: 5., 7., 16., 18. und 28. Dezember 2023, 12. und 20. Januar 2024 und 2. Februar 2024 jeweils um 19.30 Uhr, 3. Dezember 2023 um 15.00 Uhr und 4. Februar 2024 um 18.00 Uhr)