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Nonnendrama ohne KlosterVon Thomas Molke / Fotos: © Pádraig Grant
Angelica (Lorna McLean) sehnt sich nach ihrem
Kind.
Suor Angelica ist eigentlich der zweite Teil eines dreiteiligen
Opernabends mit dem Titel Il trittico, den Puccini selbst trotz der
Unterschiedlichkeit der verschiedenen Geschichten, immer als zusammengehörendes
Stück betrachtet hat. Lange Zeit wehrte er sich auch dagegen, dass die einzelnen
Teile allein aufgeführt oder mit anderen Kurzopern kombiniert wurden. Für ihn
war das Werk gleichbedeutend mit einem Triptychon auf einem Altar, bei dem
häufig ein Bildnis der Mutter Gottes von zwei anderen Erzählungen der
Kirchengeschichte eingerahmt wird. So sah er auch seine Suor Angelica als
das Zentrum dieses Dreiteilers und bezeichnete dieses Stück als seinen
Lieblingsteil. Beim Publikum wurde Puccinis Begeisterung dafür nicht von Anfang
an geteilt. Bei der ersten Aufführungsreihe in Covent Garden 1920 wurde der Teil bereits nach zwei Aufführungen unter einem nicht ganz nachvollziehbaren
Vorwand gestrichen. Der dritte Teil, Gianni Schicchi, entwickelte bald ein Eigenleben
und schaffte losgelöst von den anderen beiden Teilen den Sprung ins Repertoire,
während Suor Angelica lange Zeit ein Schattendasein im Gesamtwerk des
Komponisten führte.
Angelicas Tante (Grace Maria Wain) will, dass
Angelica auf ihr Erbe verzichtet.
Zum Thema "Frauen" passt
Suor Angelica
Angelica (Lorna McLean) hofft, im Jenseits wieder
mit ihrem Kind vereint zu sein.
Während in manchen Inszenierungen die Mutter Gottes bei
Erhalten bleibt der kleine Junge, der häufig in Inszenierungen als Vision der
sterbenden Angelica erscheint und eine tröstliche Wiedervereinigung im Himmel andeutet.
Morgan lässt ihn direkt zu Beginn der Oper in weißem Kostüm mit einer Pflanze
auftreten, die er in das Beet legt, das im weiteren Verlauf von Angelica
bearbeitet wird. Handelt es sich dabei, um die giftige Pflanze, die Angelica für das
Brauen ihres Todestrankes verwendet? Am Ende erscheint er dann in etwas
kitschigem Goldkostüm, geht auf seine sterbende Mutter zu und schließt sie in
die Arme. Giorgio D'Alonzo fängt am Klavier die sentimentale Atmosphäre der
Musik wunderbar ein. Anders als bei La fille du régiment wird das
Orchester hier nicht so schmerzlich vermisst. Die Nonnen werden von sechs
Sängerinnen verkörpert, die sehr eindringlich spielen und stimmlich wunderbar
harmonieren. Ohne Übertitelung ist es allerdings schwierig, genau zu wissen, wer
wer ist, so dass individuelle Züge der einzelnen Figuren verloren gehen.
Anders verhält es sich natürlich bei den beiden zentralen Figuren des Stückes,
Angelica und ihrer Tante. Lorna McLean verfügt in der Titelpartie über einen
vollen Sopran, der auch in den Höhen große Dramatik besitzt, bei einzelnen
Spitzentönen allerdings an seine Grenzen stößt. Darstellerisch überzeugt sie als
still leidende Angelica, die ihr Schicksal eigentlich nicht nach außen trägt und
erst bei der Ankunft ihrer Tante ihren Emotionen freien Lauf lässt. Grace Maria
Wain gestaltet die Tante in schwarzem Hosenanzug und dunklem Mantel als absolut
herzlosen Charakter mit kaltem Mezzosopran. Wie berechnend sie Angelica die
Verzichtserklärung auf ihr Erbe unterschiebt und sich nach kurzem Überlegen doch
von der verzweifelten jungen Frau abwendet, ist erschreckend boshaft
umgesetzt. Unklar bleibt beim Auftritt von Dominica Williams als La Badessa, was
das Blumengeflecht in ihrem Haar
und der lange rote Schleier bedeuten soll, den sie bei der Ankündigung des
Besuchs der T
FAZIT
Puccinis Einakter geht musikalisch unter die Haut, ob mit oder ohne Kloster.
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Wexford Festival Opera 2023 |
ProduktionsteamMusikalische Leitung und KlavierGiorgio D'Alonzo Inszenierung Bühne und Kostüme Licht
Solistinnen und SolistenSuor Angelica
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- Fine -