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Musikfestspiele
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Klangvokal 2025
Musikfestival Dortmund
01.06.2025 - 22.06.2025

Italienische Operngala

Maria Agresta, Sopran
Martin Muehle, Tenor
Carlo Montanaro, Dirigent
Neue Philharmonie Westfalen

Arien und Duette aus Otello von Giuseppe Verdi (1887) und aus dem Zeitalter des Verismo (1890 - 1925)

in italienischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 2 h 35' (eine Pause)

Aufführung im Konzerthaus Dortmund am 1. Juni 2025, 18.00 Uhr

 

 

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Große Operndramatik im Konzerthaus

Von Thomas Molke / Fotos: © Oliver Hitzegrad

Wie im vergangenen Jahr startet auch 2025 das Klangvokal Musikfestival in Dortmund im Konzerthaus mit einer großen Italienischen Operngala. Dabei beschränkt sich die Dramatik in diesem Jahr allerdings auf die Musik. Während im vergangenen Jahr ursprünglich ein Abend mit zwei Sopranistinnen geplant war, der kurzfristig umgestaltet werden musste, da eine Sopranistin krankheitsbedingt ausfiel, waren in diesem Jahr alle Beteiligten gesundheitlich und stimmlich auf der Höhe, und in diese führten zahlreiche Stücke des ausgewählten Programms. Neben der italienischen Sopranistin Maria Agresta, die bereits 2015 beim Klangvokal Musikfestival im Westfalenpark Dortmund in einer großen Operngala zu erleben war und zuletzt im Oktober 2024 in einem Puccini-Abend mit Jonas Kaufmann im Konzerthaus Dortmund gastierte, konnte der in Brasilien geborene Tenor Martin Muehle verpflichtet werden, der seit 2017 als Spinto-Tenor auf den großen Bühnen der ganzen Welt Erfolge feiert. Begleitet wird der Abend von der Neuen Philharmonie Westfalen unter der Leitung von Carlo Montanaro, der dem Klangvokal Musikfestival seit vielen Jahren mit Galaveranstaltungen und konzertanten Opernaufführungen verbunden ist.

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Maria Agresta und Martin Muehle mit der Neuen Philharmonie Westfalen im ersten Teil des Abends

Die Musikauswahl ist in diesem Jahr auf den italienischen Verismo und Verdis Spätwerk Otello gefallen. Den Anfang machen Auszüge aus Verdis Shakespeare-Vertonung. Anders als im Programmheft ausgewiesen hat man sich entschieden, die einzelnen Auszüge in der chronologischen Reihenfolge in der Oper zu präsentieren. So folgt auf ein Preludio, das Verdi ursprünglich als Einleitung zur Oper vorgesehen hatte und thematisch verschiedene Motive aus der Oper enthält, nicht direkt das tragische Ende Otellos, der sich mit seiner Arie "Niun mi tema" aus dem Leben verabschiedet. Stattdessen beginnen Agresta und Muehle mit dem Duett zwischen Desdemona und Otello vom Ende des ersten Aktes, als die Welt der beiden Liebenden noch in Ordnung ist. Mit großer Innerlichkeit schrauben sich Agresta und Muehle mühelos in strahlende Höhen, was von der Neuen Philharmonie Westfalen unter der Leitung von Carlo Montanaro emotionsgeladen begleitet wird. Textbücher benötigen Agresta und Muehle an diesem Abend nicht, da sie alle Stücke auswendig kennen und so den Gesang mit intensivem Spiel untermalen.

Besonders intensiv gelingt das Agresta bei den beiden folgenden Arien der Desdemona aus dem letzten Akt der Oper. Sehr bewegend stimmt sie das "Lied von der Weide" an, an das sich Desdemona kurz vor ihrem Tod in ihrem Schlafgemach erinnert und das bereits von Todesahnungen durchzogen ist. Unter die Haut geht ihre anschließende Interpretation des Gebets "Ave Maria". Man hat das Gefühl, dass Agresta sich regelrecht in diese Szene hineinsteigert. Gleiches gilt für Muehle im Anschluss, wenn er als Otello erkennt, dass er seinen Weg zu Ende gegangen ist. Muehle punktet mit sauber angesetzten Höhen, die die Verzweiflung Otellos über seine Tat erkennen lassen und zeigen, dass sein einziger Ausweg der Selbstmord ist. Hier zieht Verdi musikalisch noch einmal alle Register der Tragik, was von der Neuen Philharmonie Westfalen großartig umgesetzt wird.

Danach muss man sich erst einmal erholen. Ob das bei Pietro Mascagnis selten gespielter Oper Guglielmo Ratcliff möglich ist, da das Werk selbst von Bluttaten, Liebe und Rache geprägt ist, mag fraglich erscheinen. Doch das Intermezzo aus dem dritten Akt, das die Neue Philharmonie Westfalen präsentiert, lässt einen Moment innehalten. Teilweise ist das Stück unter dem Titel "Ratcliffs Traum" bekannt und zaubert mit den sanften Tönen der Oboe einen kurzen Moment der Hoffnung. Den haben auch Cavaradossi und Floria Tosca im dritten Akt von Puccinis Tosca, nachdem die Sängerin Scarpia getötet hat und glaubt, gemeinsam mit dem Maler Cavaradossi fliehen zu können. Doch Agresta und Muehle haben sich kurzfristig entschieden, statt dieses Stückes das Duett der beiden aus dem ersten Akt zu präsentieren, in dem die Sängerin dem Maler wegen eines Bildes in der Kirche eine kleine Szene macht. Agresta spielt diese Eifersucht regelrecht divenhaft aus, während Muehle verzweifelten Blickkontakt zum Dirigenten Montanaro sucht, der sein Problem mit Tosca augenscheinlich nachvollziehen kann. So gibt es vor der Pause nach der Tragik des ersten Teils einen nahezu humorvollen Abschluss.

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Carlo Montanaro mit der Neuen Philharmonie Westfalen im Dialog mit dem Publikum

Der Teil nach der Pause gehört dann den großen Komponisten des Verismo. Natürlich darf hier Puccinis La bohème nicht fehlen. Für eine Operngala eher ungewöhnlich präsentiert Agresta allerdings nicht Mimìs große Auftrittsarie sondern eine Arie aus dem dritten Akt, in der Mimì und Rodolfo beschließen, sich zu trennen, wenn der Frühling kommt. Agresta punktet hier mit zart angesetzten Höhen, die Mimìs Krankheit erahnen lassen, und intensivem Spiel. Im Anschluss daran haut Muehle die Kraftprobe für jeden Verismo-Tenor heraus: "Nessun dorma". Die hohen Spitzentöne meistert er mit Bravour, so dass das Publikum nach dem letzten "Vincerò" den Jubel nicht weiter zurückhalten kann, sondern frenetisch in die letzten Takte der Musik hineinklatscht. Da nützt es auch nichts, dass Montanaro mit dem Orchester alles daran setzt, die Nummer vorher zu einem Ende zu bringen. Bei aller Begeisterung für Muehles Interpretation, tut einem das Orchester an dieser Stelle schon ein wenig leid, zumal es mit wunderbarem Summen in der Arie auch den fehlenden Chor ersetzt.

Im Anschluss folgen eher kürzere Arien aus weiteren Verismo-Opern wie Adriana Lecouvreur von Francesco Cilea und Fedora und Andrea Chénier von Umberto Giordano, die nicht einen ganz so großen Bekanntheitsgrad wie Puccini haben, aber belegen, dass auch diese Werke viel Hit-Potenzial für Sopran und Tenor bieten. Agresta und Muehle begeistern dabei das Publikum mit grandiosen Spitzentönen, die leider immer wieder dazu führen, dass in die letzten Töne des Orchesters geklatscht wird. Der offizielle Abschluss ist dann das große Duett zwischen Maddalena di Coigny und Andrea Chénier aus Giordanos Oper, in der die französische Gräfin beschließt, gemeinsam mit dem von ihr geliebten Dichter in den Tod zu gehen. Agresta und Muehle überbieten sich hier mit kämpferischen Höhen und wahrer Italianità.

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Maria Agresta und Martin Muehle mit der Neuen Philharmonie Westfalen bei der letzten Zugabe

Natürlich lässt das Publikum die beiden nicht ohne Zugaben gehen. Montanaro spielt dabei herrlich mit dem Publikum, indem er fragend in den Applaus hineinhört, was das Publikum ihm denn eigentlich sagen wolle, bis schließlich unüberhörbar die "Zugabe"-Rufe ertönen. Zunächst startet Maria Agresta mit einem Stück, von dem Montanaro zum Publikum meint, dass man es "vielleicht kennen könne". Es ist die Arie der Lauretta aus Puccinis Gianni Schicchi, "O mio babbino caro". Agresta begeistert dabei mit runden Bögen und vollem Sopran, der die Leidenschaft und das Flehen der jungen Frau beschreibt. Da verwundert es nicht, dass Gianni Schicchi nicht anders kann, als der verhassten Sippe der Donatis zu helfen. Im Anschluss daran greift Muehle noch einmal Leoncavallos Pagliacci auf, mit dem die Neue Philharmonie Westfalen den Teil nach der Pause eröffnet hat. Muehle gestaltet mit großer Leidenschaft die Arie "Vesti la giubba", in der Canio für sich beschließt, dass die Show weitergehen muss, auch wenn er gerade erkannt hat, dass seine Frau Nedda ihn betrügt. Muehle reißt mit seiner Interpretation das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. Im Anschluss fehlt eigentlich nur noch ein Duett. Da ist man auf den ersten Blick verwundert, wenn Agresta und Muehle mit Sektgläsern auftreten. Mit dem berühmten Trinklied aus Verdis La traviata hätte man zum Abschluss an diesem Abend nicht gerechnet. Montanaro dirigiert das Publikum dabei direkt mit. Allerdings soll es nicht den fehlenden Chor ersetzen, sondern die Musik durch Klatschen unterstützen. Der Rhythmus und der Einsatz funktionieren ganz gut. Nur das Aussetzen des Klatschens hätte vielleicht geprobt werden müssen, um so perfekt wie der Gesang und das Spiel der Neuen Philharmonie Westfalen zu sein.

FAZIT

In bekannten und unbekannten Opernauszügen aus der Zeit des Verismo erlebt man große Dramatik auf hohem musikalischem Niveau.

Weitere Rezensionen zum Klangvokal Festival Dortmund 2025

 

Ausführende

Maria Agresta, Sopran

Martin Muehle, Tenor

Carlo Montanaro, Dirigent

Neue Philharmonie Westfalen

 

Programm

Giuseppe Verdi
Otello
Preludio aus Motiven der Oper
"Già nella notte densa"
(Duett Desdemona-Otello)
"Salce, salce" und "Ave Maria"
(Arien der Desdemona)
"Niun mi tema"
(Arie des Otello)

Pietro Mascagni
Intermezzo aus Guglielmo Ratcliff

Giacomo Puccini
"Mario! Mario! Mario"
Duett aus Tosca, 1. Akt

Ruggero Leoncavallo
Intermezzo aus Pagliacci

Giacomo Puccini
"Donde lieta uscì"
Arie der Mimì aus La bohème

"Nessun dorma"
Arie des Calaf aus Turandot

Francesco Cilea
Adriana Lecouvreur
"Io son l'umile ancella"
(Arie der Adriana)
"L'anima ho stanco"
(Arie des Maurizio)

Umberto Giordano
Intermezzo aus Fedora
"Amor ti vieta"
Arie des Loris Ipanov aus Fedora

"La mamma morta"
Arie der Maddalena di Coigny aus
Andrea Chénier

Pietro Mascagni
Barcarole aus Silvano

Umberto Giordano
"Vicino a te s'acqueta"
Duett Maddalena di Coigny - Andrea Chénier aus
Andrea Chénier
 

 


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Klangvokal Dortmund
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