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Arienabend Diana Damrau
Kings & Queens of Opera


Nicolas Testé, Bass
Antwerp Symphony Orchestra
Pavel Baleff, Dirigent

in italienischer, französischer, bulgarischer und russischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 2h 40' (eine Pause)

Sonntag, 31. Oktober 2021, 18.00 Uhr
Großer Saal im Konzerthaus Dortmund

 


(Homepage)

Herrschaftlicher Belcanto

Von Thomas Molke / Fotos: © Petra Coddington

Diana Damrau hat als Kammersängerin der Bayerischen Staatsoper nicht nur eine enge Bindung zur Staatsoper in München, sondern ist als Weltstar der Opernszene auch seit vielen Jahren an der Metropolitan Opera in New York, der Mailänder Scala und bei den Salzburger Festspielen regelmäßiger Gast. Sie gilt auch als erste Sängerin der Geschichte der Met, die sowohl Pamina als auch die Königin der Nacht in verschiedenen Vorstellungen derselben Produktion von Mozarts Die Zauberflöte gesungen hat, was exemplarisch für die Bandbreite ihres Soprans ist. Für 2020 hatte sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Nicolas Testé und dem Antwerp Symphony Orchestra unter der Leitung von Pavel Baleff eine Europa-Tournee geplant, auf der unter dem Titel Royal Affairs Herrscherinnen und Herrscher aus Belcanto-Opern erklingen sollten. Nachdem im September 2020 noch zwei Aufführungen in Sofia möglich waren, mussten die weiteren Termine aufgrund der Covid-Pandemie abgesagt werden. Nun wird dieser Arienabend im Konzerthaus Dortmund unter dem Titel Kings & Queens of Opera im Rahmen des Abonnements "Konzertante Oper" nachgeholt.

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Diana Damrau als Semiramide

Dabei schlüpft Damrau in zahlreiche Frauenfiguren, denen die großen italienischen Belcanto-Komponisten des 19. Jahrhunderts musikalische Denkmäler gesetzt haben. Den Anfang macht Rossinis letzte in und für Italien geschriebene Opera seria Semiramide über die legendäre assyrische Königin Semiramis, die heute vor allem noch wegen ihrer als Weltwunder geltenden hängenden Gärten ein Begriff ist. Die Handlung der Oper ist eine orientalische Mischung aus Orestie, Hamlet und König Ödipus. Die assyrische Königin Semiramide verliebt sich unwissend in ihren eigenen Sohn Arsace, der nach 15 Jahren als erfolgreicher Feldherr an den königlichen Hof zurückkehrt, von dem er als kleines Kind fortgebracht worden war, nachdem seine Mutter gemeinsam mit ihrem Geliebten Assur den damaligen König Nino vergiftet hatte. Nach der Ouvertüre, die das Antwerp Symphony Orchestra unter der Leitung von Pavel Baleff differenziert mit sauberen Läufen präsentiert, stellt Damrau die Königin mit ihrer Auftrittskavatine "Bel raggio lusinghier" vor, in der sie sich in Liebe nach dem jungen erfolgreichen Feldherrn verzehrt, ohne zu wissen, dass es sich dabei um ihren eigenen Sohn handelt. Damrau punktet hier mit glockenklaren Koloraturen und mädchenhafter Interpretation, die das bittere Ende noch nicht erahnen lässt.

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Diana Damrau und Nicolas Testé beim "Beicht-Duett" als Maria Stuarda und Talbot

Natürlich dürfen an diesem Abend auch die Tudor-Königinnen nicht fehlen, denen Gaetano Donizetti mit Anna Bolena und Maria Stuarda ein musikalisches Denkmal gesetzt hat. Der Auszug aus Anna Bolena gibt bereits einen Ausblick auf Damraus Rollen-Debüt im Dezember in Zürich. In der Romanze "Come, innocente giovane" trauert die unglückliche Königin ihrer immer noch nicht erloschenen Liebe zu Lord Percy nach, die sie für den Königsthron geopfert hat. Damrau macht hier die Leiden der Titelpartie mit fast zerbrechlich wirkendem Sopran deutlich und punktet durch einen intensiven Ausdruck. Aus Maria Stuarda präsentiert Damrau vor der Pause gemeinsam mit ihrem Ehemann Nicolas Testé das große "Beicht-Duett" aus dem letzten Akt, in dem die zum Tode verurteilte schottische Königin noch einmal ihr Leben Revue passieren lässt und über ihre Sünden reflektiert. Damrau punktet auch hier mit großer Dramatik und überzeugender szenischer Umsetzung. Für jeden Auftritt setzt sie mit einem Umhang oder einer Stola in einer anderen Farbe neue Akzente. Teilweise variiert sie auch den Schmuck, den sie zu ihrem schwarzen langen Kleid trägt. Testé begeistert als Talbot mit sonorem Bass und bittet eindrucksvoll um die Vergebung der Götter für Marias Vergehen, während er sie tröstend auf ihr bevorstehendes Ende vorbereitet.

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Diana Damrau mit Nicolas Testé (links) und Pavel Baleff (rechts), dahinter das Antwerp Symphony Orchestra

Testé präsentiert an diesem Abend ebenfalls eindrucksvoll gebrochene Herrscherpersönlichkeiten. Den Anfang macht Claudius aus Ambroise Thomas' Oper Hamlet. In der Arie "Je t'implore, ô mon frère" kommt Claudius' schlechtes Gewissen für den Mord an seinem Bruder, dem eigentlichen König von Dänemark, durch, und er erfleht vom Geist seines Bruders Vergebung. Testé gelingt es, in seinen kräftigen und soliden Bass dennoch ein gewisses Flackern einzubauen, das von der Angst und Unsicherheit des Königsmörders zeugt. Eindrucksvoll gestaltet er auch die Arie des Salomon aus Gounods selten gespielter Oper La reine de Saba. Hier stellt Testé unter Beweis, dass nicht nur ein Tenor in der Oper ein sehnsuchtsvoll schmachtender Liebhaber sein kann. Ein weiterer Höhepunkt des Abends ist die berühmte Arie des Philippe II. aus Verdis Don Carlos, in der der König beklagt, von Elisabeth de Valois nie geliebt worden zu sein. Testé wählt hierbei die französische Fassung. Auch das Symphonic Antwerp Orchestra begeistert beim Vorspiel zu dieser großartigen Nummer. Wenn schon ein großer Bass auf der Bühne steht, darf natürlich auch die Arie des Fürsten Gremin aus Tschaikowskys Eugen Onegin nicht fehlen. Testé präsentiert sie auf Russisch, obwohl sie im Programmheft in deutscher Sprache angegeben ist. Auch die Orchesterstücke, die zwischen den Arien in den Abend eingebaut sind, haben im ersten Teil vor der Pause einen Bezug zu Königen. So gibt es die Ouvertüre aus Adolphe Adams 1852 Opéra-comique Si j'étais roi und Léo Delibes' Gaillarde, die Delibes als Begleitmusik zu Victor Hugos Theaterstück Le roi s'amuse komponierte.

Da die Tournee dieses Produktion 2020 in Sofia begann, hat man wohl auch ein Werk eines bulgarischen Komponisten, der dort zu den bedeutendsten Vertretern der Nachkriegszeit zählt, in das Programm aufgenommen: Parashkev Hadjiev. Seine 1978 uraufgeführte Oper Maria Desislava spielt im 14. Jahrhundert und handelt von dem Kampf der Bulgaren gegen die osmanische Invasion. In der präsentierten Arie betet die Titelfigur Maria für den Erhalt der christlichen Werte, was von Damrau eindringlich gestaltet wird. Den Abschluss bilden dann die Ouvertüre und die berühmte Arie "Casta Diva" aus Bellinis Norma, die Damrau mit weichem und zartem Sopran ansetzt. Natürlich lässt das Publikum Damrau und Testé nicht ohne Zugaben gehen. Dafür schlüpft Testé in die Rolle des Massimiliano aus Verdis Schiller-Vertonung I masnadieri. Zunächst präsentiert er die große Erzählung des alten Moor aus dem dritten Akt, "Un ignoto tre lune or saranno", in der er seinem geliebten Sohn Carlo, von den Gräueltaten Francescos berichtet, die zu seinem grausamen Schicksal geführt haben, ohne dabei Carlo allerdings zu erkennen. Zum Abschluss gibt es dann noch das Duett mit Damrau als Amalia aus dem ersten Akt, "Mio Carlo... Ei sogna", in dem Amalia und Massimiliano beide überzeugt sind, dass Carlo tot ist. Dazwischen gibt Damrau noch "O mio babbino caro" aus Puccinis Gianni Schicchi zum Besten. Das Publikum im nahezu voll besetzten Konzerthaus bedankt sich mit großem Beifall und stehenden Ovationen.

FAZIT

Das Konzert, das im Rahmen "Konzertante Oper" läuft, ist zwar keine Oper, kommt mit der eindrucksvollen Gestaltung der Szenen durch Damrau und Testé dieser aber recht nahe.


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Ausführende

Diana Damrau, Sopran

Nicolas Testé, Bass

Antwerp Symphony Orchestra

Pavel Baleff, Dirigent



Werke

Gioachino Rossini
Semiramide
Ouvertüre
"Bel raggio lusinghier"

Ambroise Thomas
Hamlet
"Je t'implore, ô mon frère"

Adolphe Adam
Si j'étais roi
Ouvertüre

Parashkev Hadjiev
Maria Desislava
"Veliki Bozhe, chui moiata molba"

Charles François Gounod
La reine de Saba
"Oui, depuis quatre jours"
"Sous les pieds d'une femme"

Léo Delibes
Le roi s'amuse
Gaillarde

Gaetano Donizetti
Maria Stuarda
"Oh mio buon Talbot!"
"Quando d luce rosea"

Giuseppe Verdi
Don Carlos
"Elle ne m'aime pas"

Gaetano Donizetti
Anna Bolena
"Come, innocente giovane"
"Non v'ha sguardo"

Peter Iljitsch Tschaikowsky
Gavotte aus Orchestersuite Nr. 1 d-moll op. 43

Eugen Onegin
"Ein jeder kennt die Lieb auf Erden"

Vincenzo Bellini
Norma
Ouvertüre
"Casta Diva"


Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Konzerthaus Dortmund
(Homepage)



Da capo al Fine

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