Veranstaltungen & Kritiken Konzerte |
|
|
Streifzug durch die Welt der Oper
Von Thomas Molke / Fotos: © Stephan Schütze Oberbürgermeister Thomas Westphal (rechts) und Dirk Rutenhofer eröffnen die Cityring Konzerte. Nach drei Jahren Corona-Zwangspause finden in diesem Jahr zum fünften Mal auf dem Friedensplatz neben dem Rathaus in Dortmund die Cityring Konzerte statt. An einem ganzen Wochenende zum Ende der Sommerpause der Theater in NRW gibt es in insgesamt vier Veranstaltungen ein abwechslungsreiches Programm von Oper über Musical bis hin zur Filmmusik. Zu verdanken ist dies zum einen zahlungskräftigen Sponsoren, die sich von Dirk Rutenhofer, dem Initiator und Vorsitzenden der Cityring Konzerte, überzeugen ließen, den 2014 entstandenen Plan für dieses Projekt mit nicht unbeträchtlichen Summen zu unterstützen. Zum anderen ist dies auch der Verdienst der Dortmunder Philharmoniker, die unter der Leitung ihres GMD Gabriel Feltz als "Orchester der Stadt" diese Konzertreihe mittlerweile als festen Bestandteil in ihr Jahresprogramm aufgenommen haben und sich damit schon vor dem ersten Philharmonischen Konzert im Konzerthaus aus der Sommerpause zurückmelden. Seit 2018 nutzt der Opernintendant Heribert Germeshausen außerdem die Gelegenheit, am ersten Abend einen Vorgeschmack auf die Spielzeit in der Oper Dortmund zu geben und das Ensemble zu präsentieren. Dabei führt er gemeinsam mit Feltz durch das Programm und lässt es sich selbstverständlich nicht nehmen zu erwähnen, dass die Oper Dortmund für ihr Programm in der vergangenen Spielzeit bei den Opera Awards zum "besten Opernhaus" gekürt worden sei und die Opernwelt das Haus immerhin auf Platz zwei hinter der Oper Frankfurt nominiert habe. Auch versäumt er es nicht, sich beim Publikum für den Zuspruch und die Unterstützung zu bedanken. Immerhin habe die Platzauslastung in der Oper mittlerweile wieder den Stand vor der Pandemie erreicht. Der Dortmunder Oberbürgermeister und Schirmherr der Cityring Konzerte, Thomas Westphal, betont gemeinsam mit Rutenhöfer die Bedeutung des Festivals für die Stadt. Das Wetter zeigt sich spätsommerlich warm und liefert damit eine ebenfalls nicht unbedeutende Voraussetzung für den Erfolg der Veranstaltung. Sooyeon Lee als Königin der Nacht Im ersten Teil bis zur Pause gibt es einen Ausblick auf Projekte der kommenden und einen Rückblick auf die vergangene Spielzeit der Oper Dortmund. Den Anfang macht Jacques Offenbachs Opéra-bouffon Orpheus in der Unterwelt, die ab November in Dortmund auf dem Spielplan stehen wird. Nachdem die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Gabriel Feltz mit vollem Verve in die Ouvertüre eingestiegen sind und mit dem schmissigen Cancan geendet haben, folgt das langjährige Ensemble-Mitglied Fritz Steinbacher als Hans Styx mit dem Couplet "Als ich noch Prinz war von Arkadien". Im Anschluss gibt es Auszüge aus Mozarts Zauberflöte, die in der vergangenen Spielzeit in einer märchenhaften Inszenierung von Hausregisseur Nikolaus Habjan für zahlreiche ausverkaufte Vorstellungen gesorgt hat. Sooyeon Lee schlüpft dabei erneut in die Rolle der Königin der Nacht und präsentiert die berühmte Arie "Der Hölle Rache" mit glasklaren, sauber angesetzten Koloraturen. Es folgen Daegyun Jeong und Wendy Krikken als Papageno und Papageno. Hierbei ist die Mikrofon-Aussteuerung bei der Musik nicht optimal, weil das Glockenspiel während Papagenos "Ein Mädchen oder Weibchen" nicht gleichmäßig über die Lautsprecher verstärkt wird. Im anschließenden Duett "Pa... Pa... Pa..." bezaubern Jeong und Krikken mit jugendlich frischen Stimmen. Die Dortmunder Philharmoniker mit ihrem GMD Gabriel Feltz Eröffnet wird die kommende Spielzeit an der Oper Dortmund mit Giacomo Puccinis La bohème. Folglich dürfen natürlich auch Auszüge aus diesem Stück nicht fehlen. Zunächst wird die Sopranistin Rinnat Moriah als neues Ensemble-Mitglied für die kommende Spielzeit vorgestellt. Sie schlüpft in die Rolle der Musetta und gibt "Quando men vo" zum Besten. Mit rundem Sopran zeigt sie sich dabei absolut kokett und macht glaubhaft, wie Musetta dabei mit ihren zahlreichen Verehrern spielt. Germeshausen verweist im Anschluss darauf, dass nicht nur das Opernhaus in der vergangenen Spielzeit ausgezeichnet worden ist, sondern auch das Ensemble-Mitglied Sungho Kim im Juni 2023 den Song Prize beim Wettbewerb BBC Cardiff Singer of the World gewonnen hat. Der in Südkorea geborene Tenor wird in der Produktion als Rodolfo zu erleben sein und präsentiert die berühmte Arie "Que gelida manina". Dabei punktet er mit sauber angesetzten Höhen und weichem Timbre. Anna Sohn hat in Dortmund schon in Puccinis Madama Butterfly und als Liù in Turandot begeistert. In der kommenden Spielzeit fügt sie nun die Partie der Mimì hinzu. Mit leuchtendem Sopran antwortet sie auf Kims Arie mit strahlenden Höhen. Wieso den beiden im Anschluss nicht das zauberhafte Duett "O soave fanciulla" vergönnt ist, bleibt unklar. Aber vielleicht möchte man auch dem neuen Ensemble-Mitglied Sergey Radchenko die Möglichkeit geben, sich vorzustellen, auch wenn er in der Produktion nicht als Rodolfo zu erleben sein wird. Radchenko verfügt über einen recht harten Tenor, der im Duett mit Sohn in den Höhen ein wenig pressen muss. Nach diesem Ausblick gibt es erneut einen Rückblick auf ein großes Projekt, das vor zwei Spielzeiten begann und in den nächsten beiden Spielzeiten vollendet wird: Wagners Ring des Nibelungen. Bis zur Spielzeit 2024/25 werden alle vier Teile erarbeitet und dann auch zyklisch zu erleben sein. Das Besondere an der Inszenierung von Peter Konwitschny wird sein, dass die einzelnen Teile nicht in der gewohnten Reihenfolge zu erleben sind, sondern der Vorabend Das Rheingold erst an dritter Stelle steht und somit erst in dieser Spielzeit im Mai 2024 Premiere feiern wird. Feltz präsentiert mit den Dortmunder Philharmonikern kurz vor der Pause den berühmten Walkürenritt und heizt mit expressivem Spiel dem Publikum dabei noch einmal so richtig ein. Nach der Pause gibt es einen bunten Streifzug durch die französische und russische Opernliteratur, der wie der Untertitel des Abends besagt, von der Dortmunder Oper hinaus in die Welt führt. Dabei starten die Dortmunder Philharmoniker mit der relativ unbekannten Ouvertüre aus Michail Glinkas Oper Ruslan und Ludmilla, die mit ihren folkloristischen Klängen Interesse weckt, das Werk einmal komplett auf dem Spielplan zu erleben. Von dort geht es wieder zu äußerst vertrauten Gefilden der französischen Oper: Georges Bizets Carmen. Den Anfang machen Anna Sohn und Sergey Radchenko mit dem Duett Micaëla - Don José. Sohn glänzt erneut mit warm fließendem Sopran, während Radchenko durch eine kraftvolle Mittellage punktet. In den Höhen muss er allerdings wieder ein wenig pressen. Anschließend tritt Mandla Mndebele als Escamillo auf und begeistert mit starkem Bariton in der berühmten Arie "Votre toast". Im Schlusston scheint er dabei unendliche Kraftreserven zu haben. Das Publikum lässt ihn wie den Torero im Stück hochleben. Als "Stargast" hat man für den Abend den Tenor Leonardo Caimi engagiert, der zunächst Don Josés Arie "La fleur que tu m'avais jetée" präsentiert. Hierbei legt er die Höhen recht zart an und unterstreicht die Verliebtheit des jungen Mannes. Nach einem Walzer aus Charles Gounods Margarethe ist Caimi noch einmal an der Reihe. Dieses Mal hat er sich die berühmte Arie "Dein ist mein ganzes Herz" aus Lehárs Das Land des Lächelns vorgenommen. Auch hier punktet er mit tenoralem Schmelz. Von der Operette geht es dann zur russischen Oper. Es stehen Auszüge aus Peter Tschaikowskys Eugen Onegin auf dem Programm. Zunächst stellt Denis Velev die große Arie des Fürsten Gremin aus dem dritten Akt vor. Hierbei glänzt Velev mit profunden Tiefen und einer wunderbaren Melancholie in der Stimme. Daran schließt sich die berühmte Polonaise aus dem dritten Akt an. Mit großem Gefühl arbeiten die Dortmunder Philharmoniker dabei die Rastlosigkeit heraus, die die Titelfigur der Oper dabei umhertreibt. Zum Abschluss des Abends gibt es in diesem Jahr nicht wie in den Vorjahren das Finale aus Verdis Falstaff. Stattdessen hat man beschlossen, noch einmal den "Stargast" des Abends scheinen zu lassen, und so ist die Wahl auf das berühmte "Nessun dorma" aus Puccinis Turandot gefallen. Das kommt dann beim Publikum auch so gut an, dass es direkt noch einmal als Zugabe des Abends gegeben wird. FAZIT Der Abend macht zum einen Lust auf die kommende Spielzeit im Opern- und Konzerthaus und unterstreicht zum anderen die Nähe der Dortmunder Philharmoniker und ihres GMD Gabriel Feltz zur Stadt Dortmund. Programm des Konzertes
Jacques Offenbach: Orpheus in der Unterwelt
Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte
Giacomo Puccini: La bohème
Richard Wagner: Die Walküre
Michail Glinka: Ruslan und Ludmilla
Georges Bizet: Carmen
Charles Gounod: Margarethe
Franz Lehár: Das Land des Lächelns
Peter Tschaikowsky: Eugen Onegin
Giacomo Puccini: Turandot
|
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Moderation Dortmunder Philharmoniker
Solistinnen und Solisten
Leonardo Caimi, Tenor |
© 2023 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: konzerte@omm.de