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Nostalgie pur auf dem Friedensplatz
Von Thomas Molke / Fotos: © Stephan Schütze Nachdem die Cityring Konzerte am Freitag mit einer großen Opern-Gala nach drei Jahren Corona-Zwangspause auf den Friedensplatz zurückgekehrt sind und unter anderem einen Vorgeschmack auf die kommende Spielzeit in der Oper Dortmund gegeben haben, kommen sie zwei Tage später mit einer Filmmusik-Gala schon zum Ende. An diesem Wochenende haben die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung ihres Generalmusikdirektors Gabriel Feltz, der in dieser Spielzeit obendrein sein zehnjähriges Jubiläum feiert, von Oper über Musical und Kinderkonzert bis hin zur Filmmusik alles geboten und das große Spektrum des Dortmunder Klangkörpers unter Beweis gestellt. So wundert sich Oberbürgermeister Thomas Westphal, der gemeinsam mit dem Initiator und Vorsitzenden der Cityring Konzerte, Dirk Rutenhofer, das Publikum zu Beginn der Veranstaltung begrüßt, auch nicht, dass zahlreiche Besucherinnen und Besucher an diesem Wochenende mehrere Konzerte auf dem Friedensplatz besucht haben, und mutmaßt sogar, dass einige vielleicht direkt das ganze Wochenende Platz sitzen geblieben seien. Ferner verspricht er, dass diese Veranstaltungsreihe auch im kommenden Jahr auf dem Friedensplatz wieder stattfinden werde. Rutenhofer betont, dass die Konzerte beweisen, dass die Stadt Dortmund weit mehr als Fußball zu bieten habe, und kann sich eine kleine Spitze zum König Fußball nicht verkneifen. Immerhin hätten die Besucher*innen der Musical-Gala tags zuvor auf dem Friedensplatz spannendere Unterhaltung gehabt als die zahlreichen Fans im Stadion beim Eröffnungsspiel. Westphal gratuliert Rutenhofer anschließend noch zum Hochzeitstag und mutmaßt, dass vielleicht deshalb das Thema des Abschlusskonzertes "die größten Liebesfilme aller Zeiten" seien. GMD Gabriel Feltz führt souverän und unterhaltsam durch den Abend. Durch den weiteren Abend führt GMD Gabriel Feltz, der fast zu jedem Beitrag eine kleine amüsante Anekdote parat hat. Den Anfang macht ein regelrechter "Straßenfeger" der 1980er Jahre, der in den USA und Europa zu den beliebtesten Miniserien der damaligen Zeit avancierte: North and South, die Geschichte der Familien Main und Hazard aus der Zeit des US-amerikanischen Bürgerkriegs, die in Deutschland unter dem Titel Fackeln im Sturm lief. Groß ist der Nostalgie-Faktor bei dieser melodramatischen Musik. Man sieht quasi die gemalten Familienbilder, die während dieses Intros über den Bildschirm flimmerten, Revue passieren und denkt unweigerlich an Patrick Swayze, dessen große Karriere mit der Rolle des Orry Main begann und der später in Dirty Dancing unter Beweis stellen sollte, dass in ihm noch ganz andere Talente schlummerten als der schmachtende Südstaatenjunge, der zwei Staffeln kämpfen musste, bis er seine große Liebe Madeleine endlich für sich gewinnen konnte und den eine enge Freundschaft mit George Hazard aus Philadelphia verband, die auch die Kriegswirren überstand. Die Dortmunder Philharmoniker tauchen mit Feltz tief in die emotionalen Tiefen der Musik Bill Contis ein, die böse Zungen vielleicht als ein wenig verkitscht bezeichnen könnten. Patricia Meeden Es folgen zwei große Filmklassiker, zu denen der legendäre Max Steiner die Filmmusik beigesteuert hat. Bei der Konzertsuite aus Casablanca hat man direkt Humphrey Bogart und Ingrid Bergman vor Augen, die sich zu dem zum Klassiker avancierten "As Time Goes By" verliebt in die Augen blicken. Aus Gone With the Wind folgt im Anschluss Tara's Theme. Feltz versäumt es dabei nicht, darauf hinzuweisen, dass Vivien Leigh damals wesentlich schlechter bezahlt worden sei als Clark Gable, obwohl sie wesentlich mehr Drehtage gehabt habe. Nach den zwei klassischen Liebesgeschichten der Filmgeschichte geht es mit Breakfast at Tiffany's und Audrey Hepburn weiter, die als Holly Golightly in ihrem schwarzen Cocktail-Kleid zur Ikone der Pop-Art-Kultur avancierte. Den Song "Moon River" aus dem Film interpretiert eine Sängerin, die mittlerweile als "Ikone der Cityring Konzerte" bezeichnet werden kann und ohne die, so Feltz, die Cityring Konzerte gar nicht vorstellbar seien: Patricia Meeden. Mit samtig weicher Jazz-Stimme interpretiert sie den Song und treibt den Nostalgie-Pegel erneut nach oben. Nach so viel Gefühl geht es martialisch mit der "Parade of the Charioteers" aus dem Filmklassiker Ben Hur weiter. Die Philharmoniker arbeiten die Spannung und die Atmosphäre des Wagenrennens mit intensivem Spiel heraus. Auch der "Sacrificial Dance", bei dem Fay Wray als "weiße Frau" Ann Darrow dem Riesenaffen Kong geopfert werden soll, strotzt vor Dramatik. Komponist Steiner habe, so Feltz, dazu notiert, dass diese Passage mit "brachialem Charme" zu spielen sei. Auch das arbeiten die Dortmunder Philharmoniker eindrucksvoll heraus. Zwischen diesen beiden hochdramatischen Werken gibt es gewissermaßen zur Beruhigung Musik aus dem Film Love Actually, der in Deutschland unter dem Titel Tatsächlich... Liebe Anfang der 2000er Jahre große Erfolge feierte und der von Feltz als einer der "intelligentesten Liebesfilme" bezeichnet wird. Morgan Moody (rechts) und Gabriel Feltz (links) bei "Pretty Woman" Nach der Pause kommt dann Morgan Moody zum Einsatz, der tags zuvor mit Patricia Meeden und David Jakobs die Musical-Gala bestritten hat. Mit "Pretty Woman" von Ray Orbison heizt er dem Publikum so richtig ein. Gern hätte man vom ihm noch mehr gehört. Aber es gibt ja noch die Zugaben. Meeden hingegen hat auch vorher schon ein paar weitere Auftritte. Nachdem sie vor der Pause Adeles Titelsong zu dem Bond-Film Skyfall mit dunklem Timbre präsentiert hat, schlüpft sie im zweiten Teil des Abends in die Rolle der Popdiva Rachel Marron (Whitney Houston), die sie mit großem Erfolg im Musical Bodyguard verkörpert hat, und reißt das Publikum mit "I will always love you" regelrecht von den Sitzen. Nach einem weiteren James-Bond-Block bildet dann Titanic den offiziellen Abschluss des Abends. Meeden begeistert mit eindringlicher Interpretation des Songs "My Heart Will Go On", das im Film in voller Länge erst beim Abspann zu hören ist. Zugabe: Patricia Meeden und Morgan Moody mit Gabriel Feltz (Mitte) und den Dortmunder Philharmonikern Natürlich lässt das Publikum die Dortmunder Philharmoniker, Meeden und Moody nicht ohne Zugaben gehen. Die erste Zugabe stammt aus dem Musical Grease. Meeden und Moody schlüpfen in die Rollen von Olivia Newton-John und John Travolta und heizen dem Publikum mit "You're the One that I Want" noch einmal so richtig ein. Zum Schluss wird es dann wieder richtig nostalgisch, und es schließt sich der Kreis zum Anfang des Abends, der mit North and South und Patrick Swayze begonnen hat. Meeden und Moody präsentieren "Time of My Life" aus Dirty Dancing. Dabei deutet Meeden auch Jennifer Greys legendären Sprung am Ende des Films an, verzichtet aber schließlich doch lieber darauf, weil sie vielleicht fürchtet, dass Moody sie nicht so grazil auffangen würde, wie Swayze es im Film gelingt. Das Publikum bedankt sich für diesen kurzweiligen, nostalgischen Abend mit stehenden Ovationen. FAZIT Der Streifzug durch die Klassiker der Filmmusik weckt die Lust, den einen oder anderen Film mal wieder auf DVD anzuschauen und in der Vergangenheit zu schwelgen. Programm des Konzertes Bill Conti: North and South (Fackeln im Sturm) Titelmusik
Max Steiner:
Henry Mancini: Breakfast at Tiffany's (Frühstück bei Tiffany)
Miklós Rózsa: Ben Hur Craig Armstrong: Musik aus Love Actually (Tatsächlich... Liebe)
Max Steiner: King Kong (King Kong und die weiße Frau) Adele / Paul Epworth: Skyfall Titelsong (Patricia Meeden) Alan Menken: Beauty and the Beast (Die Schöne und das Biest) Ouvertüre
Roy Orbison: Pretty Woman Leonard Bernstein: West Side Story Mambo
Dolly Parton / Whitney Houston: Bodyguard Jerry Goldsmith: Forever Young Liebesthema David Arnold: Suite aus Casino Royale
James Horner: Titanic
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Produktionsteam
Musikalische Leitung und
Moderation Dortmunder Philharmoniker Backing Vocals
Solistinnen und Solisten
Patricia Meeden |
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