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Zauberoper

Konstantin Krimmel, Bariton
Hofkapelle München
Rüdiger Lotter, Dirigent

Aufführungsdauer: ca. 1h 45' (keine Pause)

Sonntag, 24. September 2023, 19.00 Uhr
Alfried Krupp Saal in der Philharmonie Essen

 


Theater und Philharmonie Essen
(Homepage)

Magie in der Oper

Von Thomas Molke / © Ulrich Maren

Konstantin Krimmel gehört zu der Generation der vielversprechenden Nachwuchs-Talente. Seit Herbst 2021 ist der junge Bariton nicht nur Mitglied der Bayerischen Staatsoper, sondern er wurde auch bis 2023 als BBC New Generation Artist gefördert. In dieser Spielzeit wird er national und international mehr als 20 Liederabende bestreiten und ist nun im Rahmen der Reihe "Große Stimmen" in der Philharmonie Essen zu erleben. Hierhin hat er ein Programm mitgebracht, zu dem ihm seine Interpretation des Papageno in Mozarts Zauberflöte den Anstoß gegeben hat. Gemeinsam mit der Hofkapelle München unter der künstlerischen Leitung von Rüdiger Lotter hat er sich auf die Spuren einer Gattung begeben, die sich im 18. Jahrhundert bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts großer Beliebtheit erfreute: die Zauberoper. Mozarts Zauberflöte zählt heute sicherlich als berühmtester Vertreter, aber Krimmel hat in sein Programm auch einige mittlerweile vergessene Petitessen aufgegriffen, die sich damals großer Beliebtheit erfreuten, und dazu auch eine CD beim Label Alpha unter dem Titel "Zauberoper in Wien" herausgegeben.

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Konstantin Krimmel

Den Anfang macht Der Stein der Weisen oder die Zauberinsel, ein Singspiel, bei dem Mozart neben anderen als Mitkomponist agiert hat. Emanuel Schikaneder, der auch das Libretto dazu verfasste, brachte dieses Stück ein Jahr vor der Zauberflöte am Wiedner Theater, einem Freihaustheater in der Wiener Vorstadt, heraus. Die Geschichte handelt von zwei verfeindeten Brüdern, dem Halbgott Astromonte, der über Arkadien herrscht, und Eutifronte, der über die Unterwelt regiert, und zwei Liebespaaren, die zwischen die Fronten geraten. Nach der Ouvertüre, die von der Hofkapelle mit frischem Klang vorgestellt wird, präsentiert Krimmel die Arie des Eutifronte, "Nadir, du siegst", in der der Herrscher über die Unterwelt versucht, den jungen Mann zu seinem Rachegehilfen zu machen. Krimmel punktet dabei mit hervorragender Textverständlichkeit und markanten Tiefen, die den dunklen Charakter des Eutifronte hervorheben. Lotter hat zu dem Werk auch noch eine Anekdote parat. In der Oper kommt es nämlich zu einem spektakulären Kampf mit einem Tiger, der den Ausschlag dafür gab, dass Mozart und Schikaneder in der Anfangsszene mit Tamino in der Zauberflöte eine Schlange und keinen Tiger, wie es ursprünglich geplant war, wählten. Schließlich wollte man dem Publikum ja etwas Neues bieten.

Ebenso unbekannt dürfte Paul Wranitzkys 1789 in Wien uraufgeführtes Singspiel Oberon, König der Elfen sein, das sich lange Zeit großer Beliebtheit erfreute, bis es 1826 von Carl Maria von Webers Oberon von den Spielplänen verdrängt wurde. Krimmel stellt die Arie des Bassa von Tunis, Almansor, vor, der in die Tochter des Sultans von Bagdad, Amande, verliebt ist, die jedoch dem abendländischen Ritter Hüon den Vorzug gibt. Über den Text darf man bei dieser Arie zwar nicht nachdenken, da wäre es fast besser, man würde nicht jedes Wort verstehen. Aber Krimmels Interpretation lässt erneut keine Wünsche offen. So changiert er gekonnt zwischen schmachtender Verliebtheit des Bassa und blutrünstigen Racheplänen, falls die Angebetete seine Gefühle nicht erwidern sollte. Natürlich darf auch die berühmte Arie des Papageno aus Mozarts Zauberflöte nicht fehlen, die Krimmel direkt im Anschluss mit herrlicher Leichtigkeit fast szenisch präsentiert.

Als weitere Komponisten stehen Antonio Salieri und Joseph Haydn auf dem Programm. Von Salieri wählt Krimmel zwei Arien des Aristone aus der Oper La grotta di Trofonio aus. Trofonio ist ein Zauberer, der alle Menschen die in seine Höhle kommen, mit einem neuen Charakter ausstattet. Das trifft auch die beiden Partner der Töchter des Aristone, die aus dieser Höhle verändert zurückkehren. In der ersten Arie gibt der besorgte Vater seinen beiden Töchtern einen Rat, wie sie mit dieser Verwandlung umgehen sollen. Krimmel punktet dabei mit flexibler Leichtigkeit und karikiert den ernsten Charakter des einen und das nun zu lebhafte Gemüt des anderen. In der Schlussarie des Programms sinniert er dann über die Verschiedenheit seiner Töchter und vergleicht sie mit den zwei Armen einer Quelle, die einen völlig unterschiedlichen Verlauf nehmen. Dieses Stück setzt Krimmel sehr lautmalerisch um. Von Joseph Haydn präsentiert er Auszüge aus Orfeo ed Euridice und dem heute wieder häufiger gespielten Orlando paladino. Bei Orfeo ed Euridice schlüpft Krimmel in die Rolle des Creonte, Euridices Vater, der sich große Sorgen um den verzweifelten Orfeo macht. Krimmel punktet hier mit weicher Stimmführung. Von einer wesentlich "wilderen" Seite zeigt er sich dann als Rodomonte, der alles daran setzt, sich mit dem "rasenden Roland" zu duellieren. Mit flexiblen und schnellen Läufen prahlt er vor der Pause von seinem "kampflustigen Schwert" und weist nach der Pause den Schäfer Licone mit markanten Tiefen in seine Schranken.

Zwischen den Arien gibt es noch einmal Orfeo ed Euridice, dieses Mal aber in der wesentlich bekannteren Fassung von Christoph Willibald Gluck. Mit sanftem Klang entführt die Hofkapelle München unter der Leitung von Rüdiger Lotter in die Gefilde der Seligen, wo die Verstorbenen den "Reigen seliger Geister" tanzen. Nach der Pause erwartet man dann eigentlich das Kontrastprogramm dazu, den "Furientanz", den Gluck aus seinem Ballett Don Juan übernommen hat. Aber Lotter hat für die Hofkapelle stattdessen Luigi Boccherinis Sinfonie in d-Moll, op. 12 Nr. 4 ausgewählt, die im letzten Teil Glucks höllisches Finale sehr lebhaft imitiert und deshalb auch den Titel La Casa del Diavolo trägt.

Das Publikum zeigt sich begeistert und lässt Krimmel nicht ohne Zugaben gehen. Als erste Zugabe präsentiert der junge Bariton eine weitere Arie des Creonte aus Haydns Orfeo ed Euridice, "Il pensier sta negli oggetti", die ebenfalls auf der nach der Veranstaltung käuflich zu erwerbenden CD enthalten ist. Anschließend wiederholt er noch einmal die Arie "Mille lampi d'accese faville" aus Orlando paladino. Dass an diesem spätsommerlichen Sonntagabend so viele Plätze in der Philharmonie frei geblieben sind, kommentiert Krimmel mit der Bemerkung, dass er bei einem Konzert auch eine Wohnzimmeratmosphäre zu schätzen wisse. Das Publikum tut mit seinem Beifall sein Möglichstes, dieses Wohnzimmer als gut gefüllt erscheinen zu lassen.

FAZIT

Konstantin Krimmel präsentiert einen spannenden Querschnitt durch die Zauberopern und hätte mit diesen selten zu hörenden Arien wesentlich mehr Publikum verdient.



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Ausführende

Konstantin Krimmel, Bariton

Hofkapelle München

Rüdiger Lotter, Dirigent


Werke

Wolfgang Amadeus Mozart
Ouvertüre zu Der Stein der Weisen
oder Die Zauberinsel,
KV 625 / KV 592a

"Nadir, du siegst"
Arie des Eutifronte aus
Der Stein der Weisen
oder Die Zauberinsel

Antonio Salieri
"Se il tuo sposo è assai brioso"
Arie des Aristono
aus La grotta di Trofonio

Christoph Willibald Gluck
"Reigen seliger Geister"
aus Orfeo ed Euridice, Wq 30

Joseph Haydn
"Chi spira e non spera"
Arie des Creonte aus Orfeo ed Euridice

"Mille lampi d'accese faville"
Arie des Rodomonte
aus Orlando paladino

Paul Wranitzky
"Bei soviel Reizen spröde sein"
Arie des Almansor
aus Oberon, König der Elfen

Wolfgang Amadeus Mozart
"Der Vogelfänger bin ich ja"
Arie des Papageno aus Die Zauberflöte

Luigi Boccherini
Sinfonie d-Moll, op. 12 Nr. 4
La casa del Diavolo

Joseph Haydn
"Temerario! Senti e trema!"
Arie des Rodomonte
aus Orlando paladino

Antonio Salieri
"Da una fonte istesso"
Arie des Aristone
aus La grotta di Trofonio


Weitere Informationen
erhalten Sie von der

Theater und Philharmonie Essen
(Homepage)



Da capo al Fine

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