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Der charismatische Dirigent Von Christoph Wurzel / Fotos: © Michael Bode (manolopress) Manchmal muss Klaus Mäkelä die Partitur seitenlang weiterblättern. So intensiv hat er sich dem Orchester zugewandt, dass er den Anschluss im Text verpasst hat. Aber keineswegs die Orientierung. Im Gegenteil - so wurde die Intensität nur gesteigert, der Ausdruckswille noch unmittelbarer mit dem Orchester abgestimmt. Klaus Mäkelä ist ein inspirierender Dirigent - sicherlich für sein Orchester, auf jeden Fall für das Publikum. Ein doppelter Grund führte den Finnen zum ersten Mal nach Baden-Baden ins Festspielhaus. Einmal gleichsam um die Visitenkarte abzugeben für seine geplante Dauerresidenz bei den zukünftigen Osterfestspielen, wo er mit dem Concertgebouworchester ab 2026 jährlich die Programme der Sinfoniekonzerte übernehmen und bereits in wenigen Wochen mit den Berliner Philharmonikern ebenfalls ein großes Konzert dirigieren wird, u. a. mit Richard Strauss' Alpensinfonie. (siehe unseren Bericht). Zum Zweiten aber auch für eine Hommage an Maurice Ravel, an dessen 150. Geburtstag in diesen Tagen gedacht wird und zugleich an die Ballets Russe, die mit den drei Balletten von Igor Strawinsky für diese Truppe zu selben Zeit in Paris Musikgeschichte geschrieben haben. Für dieses Konzert war Mäkelä mit dem Orchester gekommen, dessen Chefdirigent er gegenwärtig ist, dem traditionsreichen Orchestre de Paris, dem Hausorchester der Philharmonie in der französischen Hauptstadt. Natürlich wurde sein erstes Gastspiel in Baden-Baden mit Spannung erwartet, eilt doch diesem gerade einmal 25jährigen Dirigenten bereits seit einiger Zeit ein überwältigender Ruhm voraus. Begeisterung und nur wenig Kritik erntet er regelmäßig, wo er auch nur ans Pult tritt. Zahlreiche Spitzenorchester hat er bereits dirigiert, zu seiner gegenwärtigen Position als Chefdirigent in Paris werden die Leitungen des Concertgebouworchesters in Amsterdam und der Chicago Symphony hinzukommen (beide ab 2027). Eine beispiellose Karriere für einen Dirigenten dieses Alters. Klaus Mäkelä mit dem Orchestre de Paris - Philharmonie in Baden-Baden Aber hält Klaus Mäkelä auch musikalisch, was all dies verspricht? Uneingeschränkt ja, wenn man sein Konzert in Baden-Baden erlebt hat. Hier war ein Dirigent zu sehen, der mit phänomenaler Sicherheit, exzellenter Präzision und Klarheit, einem großen Klangsinn und subtiler Ausdrucksformung durch die Partituren führte; Partituren voller heikler Passagen, die hohe Transparenz und gebändigten Klang verlangen. Aber vor allem natürlich spieltechnische Virtuosität, welche die Musikerinnen und Musiker des Orchesters in überreichem Maße bewiesen. Der kleine Zyklus Ma mère l'Oye erhielt in dieser Interpretation die wünschenswerte Clarté und schwebende Leichtigkeit des Ravel-typischen Impressionismus, eine subtil gestaltete harmonische Balance und sensible Melodieführung - von der Pavane zu Beginn, dem zarten Portrait des schlafenden Dornröschens, über das dezent exotische Kolorit der chinoisen Miniatur Laideronette bis zur lebhaften Auseinandersetzung der Schönen mit dem Biest und deren emotionalem Höhepunkt, dessen Verwandlung zum Prinzen. Strawinskys Petrouchka realisierte das Orchester unter Klaus Mäkeläs ungemein temperamentvoller Stabführung zu einem Klanggemälde aus bunten Jahrmarktsgewusel, der tragikomischen Erzählung von der in die kapriziöse Ballerina verliebten Gliederpuppe und dem drohenden Nebenbuhler, dem "Mohren", der sich durch groteske Grunzer der Basstuba bemerkbar macht. Musikalischer Humor, in der Partitur eingeschrieben, wurde hier allenthalben zum großen Hörvergnügen. Grandios endete das Konzert mit den Bildern einer Ausstellung von Modest Mussorgsky in der phantastischen Farbigkeit der Instrumentation von Maurice Ravel. Ein grandioses Orchesterklanggemälde, das Mäkelä mit dem Orchestre de Paris kongenial umsetzte. Bis hin zum majestätischen Schlussbild des großen Tors von Kiew, das berührte, wurde Musik hier doch zum Ausdruck von Hoffnung, einer Hoffnung wieder auf gute Zeiten in dieser gegenwärtig so geschundenen Stadt und dem ganzen Land. Immenser Jubel für Dirigent und Orchester.
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AusführendeOrchestre de Paris - Philharmonie Klaus Mäkelä, Dirigent WerkeMaurice
Ravel Igor
Strawinsky Modest
Mussorgsky /
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