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Streifzug durch die Welt der Oper
Von Thomas Molke / Fotos: © Stephan Schütze Dirk Rutenhofer und Bürgermeisterin Barbara Brunsing eröffnen die Cityring Konzerte. Es geht wieder los. Kurz bevor die Theater in NRW aus der Sommerpause zurückkehren, läuten die Dortmunder Philharmoniker auf dem Friedensplatz neben dem Rathaus in Dortmund die neue Spielzeit mit den Cityring Konzerten ein, die sich mittlerweile zu einer unverzichtbaren Tradition in der Stadt entwickelt haben. An einem ganzen Wochenende gibt es in insgesamt vier Veranstaltungen ein abwechslungsreiches Programm von Oper über Musical bis hin zur Filmmusik. Zu verdanken ist dies zum einen zahlungskräftigen Sponsoren, die sich von Dirk Rutenhofer, dem Initiator und Vorsitzenden der Cityring Konzerte, überzeugen ließen, den 2014 entstandenen Plan für dieses Projekt mit nicht unbeträchtlichen Summen zu unterstützen. Zum anderen ist dies natürlich auch der Verdienst der Dortmunder Philharmoniker, die unter der Leitung ihres GMD Gabriel Feltz als "Orchester der Stadt" diese Konzertreihe als festen Bestandteil in ihr Jahresprogramm aufgenommen haben. Der erste Abend ist jeweils der Oper und Operette gewidmet, und seit 2018 führt der Opernintendant Heribert Germeshausen gemeinsam mit Feltz durch das Programm. Dabei lässt er es sich selbstverständlich nicht nehmen zu erwähnen, dass die Oper Dortmund für ihr Programm 2023 bei den Opera Awards zum "besten Opernhaus" gekürt worden sei. Außerdem zeigt er sich optimistisch, dass das Haus auch bei den diesjährigen Auszeichnungen wieder einen vorderen Platz erreicht. Eröffnet wird die Operngala von der Dortmunder Bürgermeisterin und zweiten stellvertretenden Oberbürgermeisterin Barbara Brunsing. Sie bedankt sich bei allen Beteiligten und betont die Bedeutung des Festivals für die Stadt, bevor Rutenhofer in seiner gewohnt charmanten Art seine Begeisterung für diese Veranstaltung auf das Publikum überträgt, das auch in diesem Jahr zahlreich erschienen ist, auch wenn sich die Temperaturen nicht ganz so spätsommerlich warm wie am Tag zuvor zeigen. Aber immerhin hat Rutenhofer erneut einen trockenen Abend versprochen und kann dieses Versprechen wie im vergangenen Jahr halten. Sooyeon Lee als "Unschuld vom Lande" Adele aus der Fledermaus Im ersten Teil bis zur Pause gibt Germeshausen einen Vorgeschmack auf das, was das Publikum in der kommenden Spielzeit in der Oper Dortmund erleben kann. Den Anfang macht die wohl bekannteste Operette, Die Fledermaus. Nach einer konzertanten Aufführungsreihe in der Spielzeit 2016/17 steht dieses Werk ab November nun endlich auch wieder einmal szenisch auf dem Programm der Oper Dortmund. In der schwungvoll angelegten Ouvertüre machen die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung ihres GMD Gabriel Feltz deutlich, wieso sich das Stück derart großer Beliebtheit erfreut, auch wenn sich das "klassische Ohr" zunächst wieder an die für den Opern- und Konzertbesucher ungewohnte durch Mikrofone verstärkte Akustik gewöhnen muss, bei der der Klang der einzelnen Instrumente doch ein wenig von dem abweicht, was man im Konzert- oder Opernhaus erleben kann. Im Anschluss folgt das berühmte Couplet des Prinzen Orlofsky, das der Gala auch ihren Titel gegeben hat: "Ich lade gern mir Gäste ein". Ruth Katharina Peeck, die ab der Spielzeit 2019/20 zum Ensemble der Jungen Oper Dortmund gehörte, in der vergangenen Spielzeit ins Ensemble Dortmund wechselte und seit 2021 die musikalische Leitung des in Dortmund einmaligen Projektes We DO Opera! innehat, präsentiert den Prinzen mit sattem Mezzo und hat sich auch optisch der Hosenrolle angepasst. Sooyeon Lee, die noch als Königin der Nacht und aus der Operngala Viva la Diva in der letzten Spielzeit in bester Erinnerung sein dürfte, gibt sich anschließend als Kammerzofe Adele in "Spiel ich die Unschuld vom Lande" herrlich kokett und lässt die Koloraturen leicht perlen. Denis Velev als Leporello mit der Katalogarie aus Don Giovanni Im Anschluss folgt ein Block aus Mozarts Don Giovanni. Denis Velev begeistert mit beweglichem Bass in der berühmten Registerarie des Leporello, in der Don Giovannis Diener aufzählt, wie viele Frauen sein Herr in den verschiedenen Ländern Europas bereits erobert hat, eine Zahl, die so Germeshausen in der Anmoderation, vor Tinder-Zeiten nahezu undenkbar erscheint. Mandla Mndebele gibt anschließend mit dunkel gefärbtem Bariton den Schwerenöter in zwei Stücken. Zunächst bringt er begleitet von der Mandoline unter Donna Elviras Fenster ein Ständchen, um deren Zofe zu verführen. Danach folgt das berühmte Duett "La ci darem la mano", in der er das Bauernmädchen Zerlina, gesungen von Sooyeon Lee mit herrlich unschuldigem Sopran, verführt. Neben Don Giovanni steht an der Oper Dortmund in der kommenden Spielzeit auch die Vollendung des Rings des Nibelungen von Richard Wagner auf dem Programm. Allerdings gibt es keinen Auszug aus dem Zyklus. Stattdessen präsentieren die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Gabriel Feltz die Tannhäuser-Ouvertüre. Feltz legt die darin sich überlappenden Welten von Wartburg und Venusberg sehr differenziert an, so dass das Stück mit der Mikrofonverstärkung regelrechte Blockbuster-Qualitäten entfaltet. Anna Sohn als Violetta aus Verdis La traviata mit Gabriel Feltz und den Dortmunder Philharmonikern Eröffnet wird die kommende Spielzeit an der Oper Dortmund mit Verdis La traviata. Mit Auszügen aus dieser Oper, für die Germeshausen insgesamt drei hochkarätige Besetzungen für die Titelpartie und zwei Solisten für die Partie des Alfredo verspricht, die man sich unbedingt alle anhören sollte, wird der erste Teil beendet. Mit den Ensemble-Mitgliedern Sungho Kim als Alfredo und Anna Sohn als Violetta bekommt man bereits einen Vorgeschmack, worauf man sich stimmlich in dieser Produktion freuen kann. Kim begeistert in Alfredos Arie aus dem zweiten Akt, "Lunge da lei", in der Alfredo das gemeinsame Leben mit Violetta fernab der Metropole genießt, bevor sein Vater das Glück der beiden zerstört, mit wunderbar lyrischem Tenor und strahlenden Höhen. Es folgt Violettas Glanznummer aus dem ersten Akt, in der Sohn mit dramatischen Ausbrüchen und großer Intensität in die Gefühlswelt der Titelpartie eintaucht. Dabei glänzt sie mit großer Flexibilität. Die Produktion steht ab dem 15. September 2024 in Dortmund auf dem Spielplan. Großartiger Abschluss mit Sungho Kim und "Nessun dorma" aus Turandot Nach der Pause folgt dann ein bunter Mix aus bekannten und unbekannten Werken, die, so Germeshausen, größtenteils viel zu selten auf den Spielplänen der Opernhäuser zu erleben sind. Den "Tanz der Stunden" aus Amilcare Ponchiellis La Gioconda kennt man beispielsweise größtenteils nur aus der Werbung von "Coppenrath & Wiese". Feltz arbeitet differenziert mit den Dortmunder Philharmonikern heraus, dass in der Nummer viel mehr steckt, als in dem kurzen Werbe-Ausschnitt zum Ausdruck kommt. Mit der Arie des Osmin aus Mozarts Die Entführung aus dem Serail wird Artyom Wasnetsov als neues Ensemble-Mitglied der Oper vorgestellt. Dabei ist er dem Teil des Publikums, der in der letzten Spielzeit Wagners Rheingold in Dortmund erlebt hat, allerdings kein Unbekannter mehr. Als Riese Fafner setzte er da bereits mit sonorem Bass Akzente und legt auch die Partie des Osmin mit schwarzen Tiefen an. Relativ selten steht Arrigo Boitos Vertonung des Faust-Stoffes auf dem Programm, die Germeshausen für die beste musikalische Bearbeitung von Goethes Tragödie hält. Ks. Morgan Moody präsentiert daraus die Auftrittsarie der Titelfigur, Mefistofele, und zeichnet dabei den Teufel mit zahlreichen Schattierungen. Nur das Pfeifen überlässt er Denis Velev, der dafür extra von der Seite auftritt und einen schneidenden Pfiff mit Bravur beisteuert. Mit der Vertonung eines weiteren Goethe-Stoffes geht es weiter. Ruth Katharina Peeck präsentiert mit großer Emotion und bewegendem Mezzosopran die Briefszene Charlottes aus Jules Massenets Werther. Auch Massenets Hérodiade führt neben Strauss' Salome ein absolutes Schattendasein, wobei Salomé bei Massenet keine Femme fatale, sondern ein junges, aufrichtig liebendes Mädchen ist. Sohn interpretiert die Arie der Salomé mit lieblichem, weichem Sopran. Zugabe: von links: Artyom Wasnetsov, Mandla Mndebele, Ruth Katharina Peeck, Denis Velev, Anna Sohn, Sooyeon Lee, Sungho Kim, Ks. Morgan Moody und Gabriel Feltz Wie im vergangenen Jahr gibt es zum Abschluss des Programms das berühmte "Nessun dorma" aus Puccini Turandot. Sungho Kim begeistert als Calaf mit strahlenden Höhen und glänzt beim finalen "Vincerò" so sehr, dass das Publikum frenetisch in den Orchesterschluss hineinklatscht und die Begeisterung nicht bis zum Ende der Nummer zurückhalten kann. Natürlich ist nach dem offiziellen Ende noch nicht Schluss, und es folgt noch eine Zugabe. Wenn man Verdis traviata und Strauss' Fledermaus auf dem Programm hat, fällt die Wahl zwischen dem berühmten "Brindisi" und der "Champagner-Arie" relativ schwer. In Dortmund hat man sich für das Trinklied aus La traviata entschieden, bei dem sich dann neben Anna Sohn auch noch Sooyeon Lee als weitere Besetzung für die Violetta empfiehlt. Rutenhofer verteilt im Anschluss Sonnenblumen an die beteiligten Interpretinnen und Interpreten und bedauert, dass GMD Gabriel Feltz zum Ende der Spielzeit nach Kiel wechselt. Trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit gelingt es ihm, alle zu bewegen, die Zugabe noch einmal zu wiederholen und so das Publikum absolut beschwingt den Heimweg antreten zu lassen. FAZIT Der Abend weckt die Neugier und Lust auf die kommende Spielzeit im Opern- und Konzerthaus und unterstreicht die Verbundenheit der Dortmunder Philharmoniker zur Stadt Dortmund. Programm des Konzertes
Johann Strauss (Sohn): Die Fledermaus
Wolfgang Amadeus Mozart: Don Giovanni
Richard Wagner: Tannhäuser
Giuseppe Verdi: La traviata
Amilcare Ponchielli: La Gioconda
Wolfgang Amadeus Mozart: Die Entführung aus dem Serail
Ruggero Raimondi: I Pagliacci
Arrigo Boito: Mefistofele
Jules Massenet: Werther
Pietro Mascagni: Cavalleria rusticana
Jules Massenet: Hérodiade
Giacomo Puccini: Turandot
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Produktionsteam
Musikalische Leitung
Moderation Dortmunder Philharmoniker
Solistinnen und Solisten
Sooyeon Lee, Sopran |
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