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Jonas Kaufmann
Viva Puccini!


Maria Agresta, Sopran
Deutsche Staatsphilharmonie
Jochen Rieder, Musikalische Leitung

in italienischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 2 h 25' (eine Pause)

Freitag, 25.10.2024, 19.30 Uhr
Großer Saal im Konzerthaus Dortmund

 


(Homepage)

Höhepunkte von Puccini

Von Thomas Molke / Fotos: © Holger Jacoby

Jonas Kaufmann zählt seit bald 20 Jahren zu den Topstars der internationalen Opernwelt. Der "König der Tenöre" zu dem ihn die internationale Presse einst kürte, erhielt nicht nur zahlreiche Auszeichnungen, sondern er wurde auch 2013 zum Bayerischen Kammersänger und 2022 zum Österreichischen Kammersänger ernannt. Außerdem hat er seit Herbst die künstlerische Leitung der Tiroler Festspiele in Erl inne, die mittlerweile zu jeder Jahreszeit begeisterte Opern- und Klassikfans in die Alpen locken. Eine besondere Beziehung hat Kaufmann, der die ganze Bandbreite des italienischen, französischen und deutschen Repertoires bis hin zur Operette und zum Liedgesang abdeckt, seit seiner Jugend zu Puccini. So hat er nicht nur alle großen Tenorpartien des Komponisten gesungen, sondern auch Arienabende dem berühmtesten italienischen Komponisten nach Verdi gewidmet. Daher verwundert es nicht, dass er auch im 100. Todesjahr von Puccini ein Programm mit Höhepunkten aus Puccinis Opern zusammengestellt hat, mit dem er von Oktober bis November mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Jochen Rieder durch insgesamt 10 Konzerthäuser in Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz tourt. Ins Konzerthaus Dortmund hat er dafür die italienische Sopranistin Maria Agresta mitgebracht, die in zahlreichen Partien von Verdi und Puccini große Erfolge auf den bedeutenden Opernbühnen der Welt feiert und die neben Anna Netrebko, Pretty Yende, Sonya Yoncheva, Asmik Grigorian und Malin Byström an Kaufmanns neuem Album Puccini: Love Affairs beteiligt ist.

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Jonas Kaufmann und Maria Agresta präsentieren innige Duette von Puccini.

Den Auftakt macht ein Meisterwerk Puccinis, zu dem Kaufmann eine ganz besondere Beziehung hat: Tosca. Von diesem Stück könne er nicht genug bekommen, und die Partie des Malers Cavaradossi sei wohl die Partie, die er bis jetzt am häufigsten in seiner Karriere gesungen habe und auch immer wieder übernehmen wolle. So äußerte sich Kaufmann in einem im Programmheft abgedruckten Interview. Nach der kurzen Introduktion zum 1. Akt, die von der Deutschen Staatsphilharmonie unter der musikalischen Leitung von Jochen Rieder klanggewaltig aufgespielt wird und bereits andeutet, dass es hier um einen brutalen Opernkrimi geht, an dessen Ende alle drei Hauptfiguren tot sind, präsentiert Kaufmann die Arie des Cavaradossi aus dem 1. Akt. Kaufmanns dunkel eingefärbter Tenor klingt dabei in den hohen Tönen ein wenig angestrengt, als ob er gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe wäre, was er aber mit einer souveränen Technik überdeckt. Das folgende Duett wird von Kaufmann und Agresta dann regelrecht szenisch umgesetzt. Eine Tür im hinteren Bühnenbereich wird geöffnet, durch die Agrestas "Mario"-Rufe mit einem kraftvoll strahlenden Sopran erklingen. Kaufmann geht nach hinten, um Agresta als Tosca hineinzuführen. Mit großartigem Spiel macht Agresta Toscas Misstrauen deutlich und verdächtigt Cavaradossi, eine andere Geliebte zu haben. Kaufmann versucht ein wenig nervös, ihre Vermutungen zu zerstreuen, da er als Cavaradossi ja in der Kirche den politisch gesuchten Angelotti versteckt.

Nach dieser eindrucksvoll gestalteten Szene folgen die beiden musikalischen Glanzpunkte der Oper. Agresta stimmt zunächst Toscas "Vissi d'arte" aus dem zweiten Akt an, in dem die Sängerin angesichts der grausamen Geschehnisse um sie herum die Sinnhaftigkeit ihres Lebens für die Kunst hinterfragt. Agresta begeistert hier mit sauber angesetzten Spitzentönen und gefühlvoller Stimmführung, die die Zweifel der Titelfigur deutlich werden lassen. Im Anschluss präsentiert die Deutsche Staatsphilharmonie mit eindringlichem Spiel das Vorspiel zum 3. Akt, in dem Cavaradossis Hinrichtung vorbereitet wird. Zu den letzten Tönen betritt Kaufmann melancholisch die Bühne, um die große Tenorarie "E lucevan le stelle" anzustimmen. Hier lässt Kaufmanns Interpretation mit sauber angesetzten Spitzentönen keine Wünsche offen und zeigt, wie tief er emotional in dieses Stück einzusteigen fähig ist. Das Publikum tobt vor Begeisterung.

Nach diesem umfangreichen Block aus Tosca folgen zwei Auszüge aus Puccinis 1896 uraufgeführten Oper La bohème, die den Komponisten auf der ganzen Welt bekannt und berühmt machen sollte. Agresta beginnt mit der Vorstellungsarie der Mimì und verwandelt sich dabei stimmlich und darstellerisch überzeugend von der mondänen Operndiva Tosca in die einfache Stickerin, die ihr Leben dennoch selbst bestimmt. Dabei spielt sie mit einer gewissen Naivität und setzt die hohen Töne sehr zart und nahezu zerbrechlich an, was andeutet, dass Mimì von schwerer Krankheit bereits gezeichnet ist. Mit einem der schönsten Liebesduette der Operngeschichte, "O soave fanciulla", entlassen Kaufmann und Agresta anschließend das Publikum in die Pause, in der die wunderbaren Klänge noch lange nachhallen. Mit großer Emotionalität finden in dem Duett Agrestas strahlender Sopran und Kaufmanns kraftvoller Tenor zueinander und belegen musikalisch, dass Rodolfo und Mimì füreinander bestimmt sind. Wie in der Oper gehen Agresta und Kaufmann am Ende des Duetts ab und lassen die letzten Spitzentöne aus dem Off erschallen.

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Schlussapplaus mit Blumen: von links: Jochen Rieder, Maria Agresta und Jonas Kaufmann

Nach der Pause folgen dann zwei Duette mit einem jeweils vorangestellten Intermezzo sinfonico. Den Anfang macht Madama Butterfly. Agresta hat nun ihr Kleid von einem schlichten Schwarz in ein leuchtendes Dunkelblau gewechselt. So verwundert es nicht, dass Pinkerton, die wohl unsympathischste große Tenorpartie in Puccinis Opernschaffen, sehnsüchtig darauf wartet, mit der frisch angetrauten Cio-Cio-San endlich allein zu sein. In großen tenoralen Bögen versichert er ihr seine Liebe, was sie ihm mit mädchenhafter Naivität glaubt. Kaufmann hat sich zwar zur Sicherheit ein Tablet mit dem Text neben das Dirigentenpult gestellt, benötigt es aber eigentlich nicht und spielt das Drängen Pinkertons absolut glaubhaft aus. Agresta ist eine durch und durch reizende Butterfly, die auf diesen Mann leider hereinfällt. Den Abschluss des Programms bildet dann ein Auszug aus Puccinis erstem großem Erfolg Manon Lescaut. Schon im Intermezzo sinfonico aus dem 3. Akt wird deutlich, wie sehr Puccini die spätere Filmmusik beeinflusst hat. So erkennt man an einer Stelle ganz deutlich das Thema aus den späteren Star-Wars-Filmen. Agresta und Kaufmann beschließen den Abend mit dem intensiven Duett zwischen Manon und ihrem Geliebten Des Grieux aus dem zweiten Akt, in dem die beiden nach anfänglichem Streit wieder zueinander finden.

Natürlich lässt das begeisterte Publikum die beiden nicht ohne weitere Zugaben gehen. Doch auch wenn einzelne Stimmen immer wieder "Nessun dorma" einfordern, haben Kaufmann und Agresta zunächst etwas anderes vorgesehen, was insgesamt besser zum Konzept des Abends passt. So startet Kaufmann mit der Arie des Dick Johnson "Ch'ella mi creda" aus Puccinis La fanciulla del West . Im Anschluss folgt dann doch noch Turandot, aber immer noch nicht "Nessun dorma". Stattdessen präsentiert Agresta Liùs Arie "Signore, ascolta" aus dem ersten Akt, in der sie Calàf ihre Liebe gesteht. Agresta punktet hier mit zart angesetzten Spitzentönen und großer Intensität. Kaufmann reagiert darauf mit Calàfs "Non piangere, Liù". Nachdem Agresta danach mit der Arie "O mio babbino caro" aus Gianni Schicchi einen weiteren Glanzpunkt aus Puccinis Schaffen präsentiert hat, stimmt Kaufmann auch endlich das lang ersehnte "Nessun dorma" an, bevor er mit dem neapolitanischen Lied "Non ti scordar di me" sehr bewegend den Abend beendet, der vom Publikum mit tosendem Applaus und stehenden Ovationen gefeiert wird.

FAZIT

Jonas Kaufmann und Maria Agresta beweisen mit der gefühlvoll aufspielenden Deutschen Staatsphilharmonie unter der Leitung von Jochen Rieder, wie sehr Puccinis Musik ans Herz und unter die Haut geht.


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Ausführende

Jonas Kaufmann, Tenor

Maria Agresta, Sopran

Deutsche Staatsphilharmonie

Jochen Rieder, Musikalische Leitung



Werke

Giacomo Puccini
Tosca
Introduktion zum 1. Akt

"Recondita armonia"
Arie des Cavaradossi aus dem 1. Akt

"Mario!... Son qui"
Duett Tosca / Cavaradossi aus dem 1. Akt

"Vissi d'arte"
Arie der Tosca aus dem 2. Akt

Vorspiel zum 3. Akt

"E lucevan le stelle"
Arie des Cavaradossi aus dem 3. Akt

La bohème
"Sì. Mi chiamano Mimì"
Arie der Mimì aus dem 1. Akt

"O soave fanciulla"
Duett Rodolfo / Mimì aus dem 1. Akt

Madama Butterfly
Intermezzo sinfonico aus dem 2. Akt

"Viene la sera"
Duett Pinkerton / Butterfly aus dem 1. Akt

Manon Lescaut
Intermezzo sinfonico aus dem 3. Akt

"Tu, tu, amore? Tu?"
Duett Manon / Des Grieux aus dem 2. Akt



Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Konzerthaus Dortmund
(Homepage)



Da capo al Fine

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